Corona-Pandemie

Israel untersucht Fälle von Herzmuskelentzündungen nach Impfungen

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Franziska Ehrenfeld
David Beck
Bild von David Beck, Reporter und Redakteur SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Impuls. (Foto: SWR, Ilyas Buss)
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Julia Otto

In Israel sind nach Impfungen mit dem Mittel von Biontech/Pfizer dutzende Fälle von Herzmuskelentzündungen bei Geimpften aufgetreten – vor allem bei jungen Männern. Ob der Impfstoff die Erkrankung ausgelöst hat, ist noch unklar.

Das israelische Gesundheitsministerium untersucht Fälle von Herzmuskelentzündung in Verbindung mit dem Covid-19-Impfstoff von Biontech und Pfizer. Eine vorläufige Studie habe "Dutzende von Fällen" von Myokarditis gezeigt – bei mehr als 5 Millionen Geimpften. Sie seien hauptsächlich nach der zweiten Dosis aufgetreten. Das sagte der israelische Koordinator für die Pandemiebekämpfung, Nachman Ash, am Sonntag, den 25. April 2021.

Israelischen Medienberichten zufolge wurden die meisten Patientinnen und Patienten wieder in guter Verfassung aus dem Krankenhaus entlassen. Zwei Menschen – eine 22-jährige Frau und ein 35-jähriger Mann ohne Vorerkrankungen – seien verstorben. Es seien aber weitere Untersuchungen nötig, um die Diagnosen zu bestätigen.

Myokarditis (Foto: IMAGO, imago images/ibreakstock)
Eine Herzmuskelentzündung wird oft durch Viren ausgelöst, aber auch durch Bakterien, Pilze oder Parasiten. Klassischerweise tritt die Myokarditis einige Tage bis Wochen nach einem Virusinfekt auf.

Ursachen und Prognose von Myokarditis

Eine Myokarditis ist eine Entzündung des Herzmuskels. Die Herzmuskelzellen werden geschädigt, der Herzmuskel wird von Entzündungszellen infiltriert und es kann zum Zelltod von Herzmuskelzellen kommen. Herzmuskelentzündungen können in jedem Alter auftreten. Sie werden oft durch Viren ausgelöst, aber auch durch Bakterien, Pilze oder Parasiten.

Klassischerweise tritt die Myokarditis einige Tage bis Wochen nach einem Virusinfekt auf. Betroffene zeigen oft Symptome wie Müdigkeit, Fieber, Atemnot, Brustschmerzen und Herzklopfen. Die Entzündung kann aber auch asymptomatisch verlaufen. Sie heilt oft folgenlos aus, es kann aber auch zu Spätfolgen wie Herzschwäche kommen. Selten sind tödliche Verläufe durch Herzversagen.

Eine Myokarditis kann unter anderem nach einer viralen Infektion, mit zum Beispiel dem Coxsackievirus, auftreten.  (Foto: IMAGO, imago images/Kateryna_Kon)
Eine Myokarditis kann unter anderem nach einer viralen Infektion, mit zum Beispiel dem Coxsackievirus, auftreten.

Zusammenhang mit Impfung unklar

Unklar sei laut Ash, ob die Anzahl der Personen mit Entzündung des Herzmuskelgewebes ungewöhnlich hoch ist und ob das in Zusammenhang mit dem Vakzin stehe. Ein Nachweis zwischen Erkrankung und Impfstoff sei schwierig, weil Myokarditis oft ohne Komplikationen ablaufe und durch eine Vielzahl von Viren verursacht werden könne. Auch sei eine ähnliche Anzahl von Fällen in den vergangenen Jahren gemeldet worden.

Laut israelischen Medienberichten dokumentiert die Studie allerdings eine fünffach erhöhte Inzidenz unter jungen Männern. Im Allgemeinen sei nach der zweiten Impfdosis eine Person von 100.000 Geimpften von einer Herzmuskelentzündung betroffen gewesen. Bei jungen Männern war es angeblich jeder 20.000ste

Myokarditis (Foto: IMAGO, imago images/Frank Sorge)
Laut israelischen Medienberichten dokumentiert die Studie eine fünffach erhöhte Inzidenz unter jungen Männern. Bei jungen Männern war es angeblich jeder 20.000ste nach einer zweiten Impfung betroffen.

CDC und Pfizer: Keine Hinweise auf erhöhtes Risiko

Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde CDC sieht keinen Zusammenhang zwischen Impfungen mit dem Mittel von Biontech und Herzmuskelentzündungen. Das teilte eine Sprecherin der Behörde am 27. April mit.

„Wir haben in mehr als 200 Millionen verabreichten Dosen gezielt nach einem Zeichen gesucht und haben nichts gefunden”, sagte Rochelle Walensky, Direktorin des CDC. In Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsministerium würden derzeit zwar 14 Fälle einer Herzmuskelentzündung bei Mitgliedern der US-Armee untersucht, insgesamt gebe es aber nicht auffällig mehr Fälle in der Gesamtbevölkerung.

Auch Biontech selbst sieht bisher keine Häufung von Fällen. Nach eigenen Angaben bat das Mainzer Unternehmen die zuständigen Behörden in Israel um weitere Details zu den dort aufgetretenen Fällen, dass diese näher untersucht werden können.

Fast 60 Prozent der israelischen Bevölkerung geimpft

Israel ist weltweit führend beim Impfen gegen die Pandemie. Fast 60 Prozent der 9,3 Millionen Einwohner des Landes haben bislang das Vakzin von BioNTech/Pfizer erhalten. Die landesweite Datenbank hat bereits gezeigt, dass der Impfstoff sowohl Covid-19 Symptome als auch schwere Verläufe der Krankheit verhindert.

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