Die Zahl psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland ist 2021 gestiegen. (Foto: IMAGO, imago)

Neue Statistik

Klinikbehandlungen wegen psychischer Erkrankungen bei Kindern gestiegen

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Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell. (Foto: SWR, Christian Koch)
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)

Psychische Erkrankungen waren die häufigste Ursache für stationäre Krankenhausbehandlungen von Kindern und Jugendlichen im Jahr 2021. Allen voran Depressionen.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden 2023 knapp 81.000 Kinder im Alter von 10 bis 17 Jahren wegen psychiatrischen Störungen und Verhaltensstörungen behandelt. Das entspricht 19 Prozent der gesamten Krankenhausversorgung dieser Altersgruppe. Zum Vergleich: Bei Erwachsenen ab 18 Jahren machte die Diagnose sechs Prozent der insgesamt gut 15,3 Millionen Krankenhausbehandlungen aus.

Mädchen häufiger betroffen als Jungen

Bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 17 Jahren ist die Wahrscheinlichkeit, dass Mädchen wegen psychischer Störungen und Verhaltensstörungen ins Krankenhaus eingeliefert werden, verhältnismäßig höher. Fast ein Viertel (24 Prozent) der behandelten Fälle waren im Jahr 2021 auf diese Diagnose zurückzuführen. Bei Jungen waren es nur 13 Prozent. 

Nach psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen waren Verletzungen und Vergiftungen im Jahr 2021 der zweithäufigste Grund für einen Krankenhausaufenthalt bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 17 Jahren. An dritter Stelle standen Erkrankungen, für die keine genauere Diagnose gestellt werden konnte. Dazu gehören Bauch- und Beckenschmerzen, Ohnmacht oder Kollaps sowie Kopfschmerzen. 

Psychische Erkrankungen waren 2021 bei Kindern und Jugendlichen der häufigste Grund für eine Krankenhauseinweisung.  (Foto: IMAGO, IMAGO/Panthermedia)
Psychische Erkrankungen waren 2021 bei Kindern und Jugendlichen der häufigste Grund für eine Krankenhauseinweisung. Es ist wichtig, Warnsignale rechtzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren.

Anzahl der Behandlungen für psychische Erkrankungen innerhalb von 10 Jahren gestiegen

In den letzten Jahren wurden laut statistischem Bundesamt immer mehr Kinder und Jugendliche wegen psychischer Störungen und Verhaltensstörungen ins Krankenhaus eingeliefert. Knapp 20% der Krankenhausbehandlungen bei den 10 bis 17 jährigen waren Behandlungen psychischer Erkrankungen. Nur zum Vergleich- bei Erwachsenen macht die Behandlung psychischer Erkrankungen gerade 6% der Krankenhausbehandlungen aus.

Die Zahl der Kids, die wegen psychischen Krankheiten und Beeinträchtigungen klinisch behandelt werden müssen, steigt seit 2011 kontinuierlich an. Damals waren es etwa 13 Prozent der insgesamt etwa 588.300 Klinikpatientinnen und -patienten dieser Altersgruppe. Doch psychische Erkrankungen waren 2011 bei den Kids bereits der zweithäufigste Grund für einen Krankenhausaufenthalt. 2021 sind es nun schon 81.000 von insgesamt 427.600 stationären Fällen. Und damit ist die Psyche der häufigste Grund für einen Klinikaufenthalt der 10 bis 17 Jährigen geworden.

Im Jahr 2011 waren Verletzungen und Vergiftungen noch die häufigsten Gründe für einen Krankenhausaufenthalt bei 10- bis 17-Jährigen. Ein Fünftel von ihnen wies damals Verhaltensstörungen auf und wurde deswegen auch stationär behandelt.

Depression als häufigste Diagnose

Kinder und Jugendliche mit psychischen Störungen werden am häufigsten wegen Depressionen im Krankenhaus behandelt. Im Jahr 2021 wurden knapp 22.000 Kinder im Alter von 10 bis 17 Jahren wegen sogenannter depressiver Episoden ins Krankenhaus eingeliefert. Zu den psychischen Störungen und Verhaltensstörungen zählen auch solche, die durch Alkohol verursacht werden. Darunter fallen unter anderem Alkoholmissbrauch und die Folgen einer akuten Alkoholvergiftung wie Abhängigkeit und Entzugserscheinungen.

Unter den psychischen und Verhaltensstörungen waren alkoholbedingte Störungen im Jahr 2021 mit rund 9.300 behandelten Fällen nach der Depression die zweithäufigste Diagnose bei Kindern und Jugendlichen. Bei mehr als 7.700 jungen Menschen im Alter von 10 bis 17 Jahren, die wegen psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen behandelt wurden, konzentrierte sich die Behandlung auch auf Reaktionen auf schwere Stress- und Anpassungsstörungen. Diese können durch das Eintreten hoch belastender Lebensereignisse oder besonderer Lebensveränderungen verursacht werden. 

Oft sind es belastende Lebensereignisse, die zu psychischen Problemen bei Kindern und Jugendlichen führen. (Foto: IMAGO,  IMAGO/Ikon Images)
Oft sind es belastende Lebensereignisse, die zu psychischen Problemen bei Kindern und Jugendlichen führen.

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