Illustration verschiedener Sorten von Fleischwürfeln (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa/Merck | -)

Ernährung

Fleisch aus dem Labor

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Franziska Ehrenfeld
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David Beck
Bild von David Beck, Reporter und Redakteur SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Impuls. (Foto: SWR, Ilyas Buss)

Fleisch essen, ohne dass ein Tier dafür sterben muss? Das geht! Aus einzelnen Zellen können im Labor ganze Mahlzeiten aus Fleisch hergestellt werden.

Im Dezember letzten Jahres wurde es in Singapur erstmals zugelassen: Fleisch aus dem Labor – und zwar in Form von Chicken Nuggets. Dafür werden lebenden Hühnern chirurgisch Muskel- und Fettzellen entnommen, ohne dass sie dafür sterben müssen. Man könnte auch Zellen von frischen Schlachtabfällen benutzen, ganz ohne Tier geht es aber nicht.

Mithilfe einer pflanzlichen Nährlösung werden diese Zellen dann solange vermehrt, bis es genügend sind um die Nuggets daraus zu formen.

Mehr als 70 Firmen forschen an Laborfleisch

Laut dem gemeinnützigen Good Food Institute gibt es weltweit schon mehr als 70 Firmen, die sich mit der der Entwicklung von Laborfleisch beschäftigen. Sie forschen dabei an um die 15 verschiedenen Fleischsorten, von Labor-Huhn, -Rind und -Schwein über Labor-Garnelen und -Lachs bis hin zu Labor-Gänseleber und -Känguru.

Ob Fleisch aus dem Labor besser für die Gesundheit oder das Klima ist lässt sich noch nicht abschließend bewerten – die Fleischindustrie gilt als großer Emittent von Treibhausgasen. Auf die Gesundheit könnte sich positiv auswirken, dass die genaue Zusammensetzung des Fleisches beeinflussen werden kann. So könnte man zum Beispiel bewusst fettarmes Fleisch herstellen.

Gebratener Burger aus Laborfleisch im Brötchen (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / David Parry / Pa Wire Handout/PRESS ASSOCIATION IMAGES/dpa | David Parry / Pa Wire Handout)
2013 kostete es noch ungefähr 250.000 Euro um einen Burger aus Laborfleisch herzustellen. Bis 2030 könnte In vitro-Fleisch schon wettbewerbsfähige Preise erreichen.

Bei den in Singapur zugelassenen Nuggets sollen auch keine Antibiotika zum Einsatz kommen. In einer sterilen Laborumgebung werden diese nicht benötigt. Und ohne Massentierhaltung sinkt wahrscheinlich auch das Risiko für Seuchen wie die Schweine- oder Vogelgrippe.

Studie zu Klimaauswirkungen bisher nur theoretisch

Laut einer Studie der Universitäten Oxford und Amsterdam könnten durch Laborfleisch bis zu 99% weniger Fläche und etwa 90% weniger Wasser nötig sein um Fleisch herzustellen. Außerdem könnten etwa drei Viertel weniger Treibhausgase entstehen.

Solche Hochrechnungen sind aber bisher nur theoretisch. Beim Stromverbrauch würde sich laut der Studie bei der Umstellung auf Laborfleisch außerdem kaum etwas tun. Der Einsatz von erneuerbaren Energien wäre also auch hier entscheidend.

Laborfleisch hat Zukunft

Auch wenn sich "In vitro-Fleisch" oder "Laborfleisch" nicht unbedingt appetitlich anhört – wahrscheinlich wird es in Zukunft immer mehr davon geben. Und vermutlich wird es auch deutlich billiger werden. 2013 wurde in England ein Labor-Burger vorgestellt, der damals rund 250.000 Euro gekostet haben soll. Heute werden die Kosten für einen Labor-Patty auf unter 50 Euro geschätzt.

Das Good Food Insitute schätzt, dass Laborfleisch bis 2030 einen wettbewerbsfähigen Preis erreicht haben könnte. Bis dahin könnte es schon 10 Prozent des weltweiten Marktes für Fleisch und Fleischersatz ausmachen. In 20 Jahren könnten Laborfleisch und vegane Fleischersatzprodukte zusammen global mehr Umsatz machen als herkömmliches Fleisch.

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