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Wie gefährlich ist die Coronavirus-Mutation aus Südafrika?

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Anja Braun
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Antonia Weise

Die südafrikanische Corona-Mutation hat Deutschland erreicht. In mehreren Fällen wurde die vermutlich hochansteckende Virusvariante nachgewiesen. Was bedeutet das für den weiteren Verlauf der Pandemie?

Das Konsiliarlabor für Coronaviren an der Charité Berlin bestätigt erste Fälle der südafrikanischen Virusvariante nun auch in Deutschland. Nach Auskunft des RKI ist diese Variante bislang vereinzelt in Europa nachgewiesen worden. Unter anderem in Großbritannien, Schweden, Frankreich und Finnland. Die Mutation sorgt nicht für schwerere Covid-19-Verläufe, doch sie ist möglicherweise ansteckender als der zurzeit in Deutschland verbreitete Erreger.

Eine schnellere Verbreitung

Die Zahl der nachgewiesenen Corona-Fälle hat in Südafrika die Millionenmarke überschritten. Seit August 2020 ist die neue Variante B.1.351 in Südafrikas Ostkap in ersten Proben gefunden worden. Dort breitete sie sich rasant aus. Neben der Variante B117 aus Großbritannien ist die südafrikanische die zweite, welche sich gut durchsetzen kann.

Laborantin im PCR Labor (Foto: IMAGO, imago images / photothek)
Eine Laborantin analysiert PCR-Tests. Um Mutationen auf die Spur zu kommen, benötigt es allerdings eine genauere Untersuchung.

Sowohl die englische als auch die südafrikanische Mutation weist eine Veränderung an der äußeren Hülle des Coronavirus auf - dem sogenannten Spike Protein. So kann sich das Virus besser an menschliche Zellen binden. Forscher*innen schätzen, dass sich die Ansteckungsgefahr deshalb um 50 bis 75 Prozent erhöht hat.

Biontech Impfstoff auf einige Mutationen getestet

Die südafrikanische Variante bringt weitere Mutationen mit. Besonders um eine sogenannte Escape-Mutation machen sich die Virologen Sorgen. Die hilft dem Virus, der Immunantwort teilweise zu entkommen. Biontech ist allerdings zuversichtlich, dass sein Impfstoff auch gegen die südafrikanische Variante wirkt. Er wurde bereits auf mehrere Mutationen getestet und blieb wirksam. Falls nicht, hat Biontech-Chef Ugur Sahin gesagt, dass die Impfstoffe in etwa sechs Wochen dahingehend optimiert werden können.

Biontech hat mittlerweile die neuen Varianten b.1.1.7 und B.1.351 untersucht. Allerdings sind in den jüngsten Auwertungen nur zwei Kombinationen von je drei Mutationen unter die Lupe genommen worden. von Vorteil wäre es, die gesamten Kombinationen zu analysieren, welche die beiden Varianten aus Südafrika und Großbitannien auszeichnet.

Impfung gegen Sars-CoV-2 (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / ROBIN UTRECHT)
Bislang ist die Wirkung der Impfungen nicht gefährdet

Der Impfstoff von AstraZeneca zeigt jedoch nur eine begrenzte Wirkung bei der Virusmutation aus Südafrika. Die Studiendaten der Universitäten Oxford und Witwatersrand sollen zeigen, dass der Impfstoff bei der südafrikanischen Variante weiterhin wirksam gegen schwere Verläufe ist. Leichte Erkrankungen sollen aber weniger vorhanden sein.

Sorge vor Ausbreitung der hochinfektiösen Varianten aus Großbritannien und Südafrika

In Deutschland haben Expertinnen und Experten trotzdem Bedenken bei den Mutationen: Sie können zu einem exponentiellen Wachstum der Infektionszahlen führen und drastisch steigende Todesfallzahlen zur Folge haben. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Bevölkerung deshalb bereits auf acht bis zehn sehr harte Wochen eingestimmt. Für den Chefvirologen Christian Drosten von der Berliner Charité ist das die richtige Vorgehensweise.

Da entsteht plötzlich im Hintergrund ein zweites Virus. (...) Da muss man eben, statt nur entsetzt zuzuschauen und zuzugucken, wie einen Monat später die Intensivstationen immer voller werden, jetzt bei den Maßnahmen leider auch noch eine Schippe drauflegen. Damit man auch dieses stärker replizierende Virus wieder unter eins kriegt.

Schild im Schnee mit der Aufschrift Maskenpflicht (Foto: IMAGO, imago images / Susanne Hübner)
Die Mutation ist möglicherweise ansteckender als der zurzeit in Deutschland verbreitete Erreger. Durch Maßnahmen kann eine schnelle Ausbreitung verhindert werden.

Kontaktreduzierung soll weitere Verbreitung von Mutationen verhindern

Expertinnen und Experten sind deshalb der Ansicht: Maßnahmen einhalten und die Kontakte reduzieren ist die einzige Möglichkeit, um die Übertragung des immer stärker replizierenden Virus zu verhindern – zumindest solange nicht ein großer Teil der Bevölkerung geimpft ist.

Auch in Baden-Württemberg soll jetzt verstärkt nach den neuen Virusvarianten gesucht werden. Baden-Württembergs Minister für Soziales und Integration Manne Lucha (Grüne):

Als eines der ersten Bundesländer schafft Baden-Württemberg die Voraussetzungen, Virus-Mutationen direkt in seinen Landes-Laboren nachzuweisen. Denn die Lage ist außerordentlich ernst. Dass die Mutationen jetzt auch bei uns auftreten, besorgt mich sehr. Gerade in der jetzigen Situation ist es deshalb wichtig, Infektionsfälle schnell und präzise zu identifizieren. Auch über weitere, noch schärfere Schutzmaßnahmen werden wir nachdenken müssen.

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