
Impfstoff von AstraZeneca funktioniert etwas anders
Der Impfstoff, den die Forscher der Universität Oxford gemeinsam mit dem schwedischen Unternehmen AstraZeneca entwickelt haben, basiert auf modifizierten Adenoviren, die bei Schimpansen Erkältungen auslösen, für den Menschen aber harmlos sind. Diese umgebauten Schnupfenviren transportieren eine Kopie eines kleinen Teils des Erbguts, also der DNA, des Coronavirus in die Körperzelle. Dieser Erbgutschnipsel löst eine Kette von Prozessen aus, an deren Ende die Zelle einen bestimmten Teil des Coronavirus selbst herstellt.
An diesem Virusbauteil kann dann das Immunsystem des Körpers die Abwehr kompletter Viren trainieren. Wenn der geimpfte Mensch dann tatsächlich in Kontakt mit einem kompletten SARS-CoV-2 Virus kommt, ist die körpereigene Abwehr schon vorbereitet. Diese Art Impfstoffe, die mit Hilfe eines Trägervirus funktionieren nennt man Vektorimpfstoffe. Die Impfstoffe von Biontech und Moderna nutzen dagegen keine DNA-Schnipsel, sondern direkt mRNA-Moleküle, die bei der AstraZeneca-Technologie ein Teil der Prozesskette im Inneren der Zelle sind. Biontech und Moderna verwenden auch keinen Trägervirus, sondern transportieren die mRNA eingehüllt in Nano-Lipidtröpfchen ins Zellinnere.
Irritationen um Wirksamkeitsstudie von AstraZeneca-Impfstoff
Die Resultate zur Wirksamkeit ihres Impfstoffkandidaten hat AstraZeneca im Fachblatt «The Lancet» veröffentlicht. Demnach ist der Impfstoff sicher und bietet nach Gabe zweier Dosen einen Schutz von etwa 70 Prozent vor der Erkrankung mit Covid-19.
Experten kritisierten allerdings zunächst den Ablauf der Phase-3-Studie, in dem es zu Problemen gekommen war. Ein Teil der Probanden bekam bei der ersten Impfung wegen eines Versehens nur eine halbe Dosis gespritzt. Betroffen waren nur Menschen unter 55 Jahren und interessanterweise erreichte der Impfstoff in dieser Gruppe eine sehr hohe Schutzwirkung von etwa 90 Prozent. In der Gruppe jener Probanden, die zweimal die volle Dosis Impfstoff erhielten, lag die Schutzwirkung dagegen bei nur 62 Prozent. AstraZeneca hatte nach diesem Vorfall die Phase-3-Studie noch weitergeführt, um besseres Datenmaterial zu erhalten. Dies scheint nun vorzuliegen. Für welche Dosierung das Unternehmen nun die Zulassung beantragt hat, ist aber noch nicht bekannt.

Strategie: Möglichst viele verschiedene Impfstoffe
Das britisch-schwedische Konsortium hat seine Daten nun mehreren Regulationsbehörden weltweit vorgelegt und hofft nun auf eine rasche Zulassung. Obwohl das Mittel von AstraZeneca weniger wirksam ist als die zwei Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna, kann der Vektorimpfstoff in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.
Grundsätzlich ist es wichtig, dass wir mehrere Impfstoffprodukte entwickeln gegen Covid-19. Weil wir brauchen verschiedene Hersteller und dann haben unterschiedliche Technologien oder Impfstoffprodukte durchaus verschiedene Eigenschaften.
Die Lagerungsfähigkeit macht den Unterschied...
Der britisch-schwedische Impfstoff von AstraZeneca ist – nach Angaben des Unternehmens – bei normaler Kühlschranktemperatur für mindestens sechs Monate haltbar. Das eröffnet ihm breite Einsatzmöglichkeiten in Ländern, in denen die dauerhafte Kühlung von Impfstoffen zum Problem werden kann.
Zum Vergleich: Das Mainzer Pharmaunternehmen Biontech benötigt für seinen Impfstoff extrem niedrige Lagertemperaturen: minus 70 Grad. Ist das Mittel aufgetaut, bleibt es noch fünf Tage lang bei Kühlschranktemperatur – also zwei bis acht Grad – einsatzfähig.
Der Impfstoff des US-Konzerns Moderna ist vergleichsweise lange bei normaler Kühlschranktemperatur lagerbar. Man gehe davon aus, dass das Vakzin 30 Tage bei Temperaturen von zwei bis acht Grad stabil bleibe, heißt es in einer Moderna-Mitteilung. Bei einer Temperatur von minus 20 Grad sei der Impfstoff bis zu sechs Monaten haltbar.

...und der Preis auch.
Ein großer Unterschied zwischen den mRNA-Impfstoffen und dem Vektorimpfstoff von AstraZeneca besteht im Preis. Eine Dosis des Vektorpräparats kostet ca. 2 Euro, während die mRNA-Impfstoffe pro Spritze mit ca. 15 Euro aufgerufen werden. Ein weiterer Grund dafür, dass der Vektorimpfstoff, trotz seiner etwas geringeren Wirksamkeit, wahrscheinlich in den ärmeren Regionen der Erde eher zum Zug kommen wird als eines der ohne Trägervirus arbeitenden mRNA-Vakzine.
