Biontech/Pfizer versus Moderna

Das sind die Unterschiede zwischen den Impfstoffen

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Uwe Gradwohl
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Antonia Weise

Mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff wird in der EU bereits geimpft. Nun wurde als zweiter Impfstoff ein Produkt des US-Pharmakonzerns Moderna zugelassen. Die Impfstoffe von Biontech und Moderna im Vergleich.

Beide Impfstoffe wirken gegen Covid-19

Sowohl das Biontech-Vakzin als auch der Impfstoff des US-Hersteller reduzieren die Wahrscheinlichkeit, an Covid-19 zu erkranken. Das Mainzer Unternehmen Biontech liegt insgesamt bei einem 95-prozentigem Immunschutz nach der zweiten Impfung - über alle Altersgruppen gemittelt. Der Impfstoff von Moderna liegt bei insgesamt 94 Prozent - nach der zweiten Impfung und über alle Altersgruppen gemittelt.

Daten zur Wirksamkeit bei über 65-Jährigen nicht belastbar

Schaut man genauer hin, erkennt man weitere Unterschiede. Laut den Daten, die der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA vorliegen, erzielt der Impfstoff von Biontech bei den über 65-Jährigen einen besseren Impferfolg. Die Wirksamkeit beträgt mehr als 94 Prozent.

Beim Moderna-Impfstoff sind es in dieser Altersgruppe 86,4 Prozent. Allerdings zweifelt der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut, Thomas Mertens, an der Aussagekraft dieser Daten zu den über 65-Jährigen.

Moderna habe in seinen Phase-3-Studien unter seinen Probanden zu wenige Menschen in dieser Altersgruppe gehabt und es seien in der Placebo-Gruppe der über 65-Jährigen zu wenige Menschen tatsächlich an Covid-19 erkrankt, um belastbare Aussagen bezüglich der Wirksamkeit in dieser Altersgruppe treffen zu können. Zum gleichen Schluss sei auch die amerikanische Arzneimittelbehörde gekommen, so Mertens. Deshalb empfiehlt die STIKO beide Impfstoffe als gleichwertig.

Moderna Impfstoff ruft offenbar mehr leichte Nebenwirkungen hervor

Die mit dem Impfstoff von Moderna geimpften Menschen klagten häufiger als die Biontech-Probandinnen und -Probanden über Muskel-und Gelenkschmerzen und Schüttelfrost. Andere Nebenwirkungen wie die Rötung an der Einstichstelle, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen oder Fieber kamen bei beiden Impfstoffen vergleichbar oft vor. Alle diese Nebenwirkungen werden bei Impfstoffen üblicherweise erwartet, da sie auch darauf hindeuten, dass das Immunsystem erfolgreich aktiviert wurde. So heißt es in einem Artikel des New England Journal of Medicine zur Wirksamkeit und Sicherheit des Moderna-Impfstoffs:

"Diese Nebenwirkungen waren vorübergehend und begannen etwa 15 Stunden nach der Impfung und lösten sich bei den meisten Teilnehmern am Tag 2 ohne Folgen auf. "

Für starke Allergiker, die beispielsweise bereits bei anderen Gelegenheiten einen anaphylaktischen Schock erlitten haben, werden weder der Biontech- noch der Moderna Impfstoff von den Herstellern empfohlen. Das Robert Koch-Institut hält aber auch eine Impfung dieser Personengruppe für möglich. Doch sollte hier in jedem Fall vor einer Impfung Rücksprache mit einem Arzt gehalten werden.

Nicht bekannt ist, wie wirksam die Impfstoffe eine Weiterverbreitung der Infektion verhindern

Beide Impfstoffe verhindern, dass man an Covid-19 erkrankt. Was man bisher nicht weiß ist, ob die Impfung mit einem der beiden Wirkstoffe auch verhindert, dass ein Mensch das Virus aufnimmt und an andere Personen weitergibt. Die Auswertung entsprechender Daten aus den Zulassungsstudien ist derzeit noch in Gang.

Biontech/Pfizer und Moderna mit der mRNA Methode

Beide Impfstoffe sind mRNA-basierte Impfstoffe und haben damit dasselbe Wirkprinzip. Eine Art Bauanleitung wird gespritzt, die sogenannte mRNA. Dieses Molekül übermittelt den Körperzellen die Nachricht, dass sie mit der Produktion eines bestimmten Teils des Coronovirus, des sogenannten Spike-Proteins, beginnen sollen. An diesem Virusbauteil kann das Immunsystem anschließend trainieren, Abwehrstoffe gegen das komplette Virus bilden. Kommt es zu einer Infektion mit Sars-CoV-2, ist das Immunsystem vorbereitet. Es erkennt das Virus und die Krankheit Covid-19 bricht nur noch in seltenen Fällen aus.

Person mit Moderna Impfstoff in der Hand (Foto: IMAGO, imago images / UPI Photo)
Der Impfstoff des US-Pharmakonzerns Moderna ist der zweite, der in der EU zugelassen wird.

Vorteile des Moderna-Impfstoffs

mRNA-Impfstoffe müssen extrem kalt gelagert werden – und da besteht ein interessanter Unterschied zwischen den beiden Herstellern. Die Lagerung der Moderna-Impfdosen ist mehrere Monate bei minus 20 Grad in einer normalen Gefriertruhe möglich. Biontech benötigt dagegen minus 70 Grad und eine spezielle Kühltechnik.

Ist der Impfstoff einmal aufgetaut, kann der des Mainzer Pharmaunternehmens bei Kühlschranktemperatur ungefähr fünf Tage aufbewahrt werden – das neue Moderna-Präparat dagegen 30 Tage. Was die Lagerung betrifft, ist der Impfstoff des US-Konzerns also deutlich unempfindlicher. Das könnte ihm weltweit bessere Einsatzmöglichkeiten eröffnen.

In den Moderna-Impffläschchen ist der Impfstoff bereits fertig verwendbar abgefüllt. Bei Biontech muss das Serum vor dem Spritzen noch mit Kochsalzlösung verdünnt werden – das kann eine Fehlerquelle sein.

Lagerung des Biontech-Impfstoffs im speziellen Gefrierschrank (Foto: IMAGO, imago images / ULMER Pressebildagentur)
Der Biontech/Pfizer Impfstoff muss bei minus 70 Grad gekühlt werden

Was die Kosten betrifft gibt es unterschiedliche Angaben. Sowohl Biontech als auch Moderna liegen in einer Größenordnung von ca. 15 Euro pro Impfdosis. In Großbritannien wird bereits der Impfstoff des britisch-schwedischen Unternehmens AstraZeneca verimpft. Dabei handelt es sich aber nicht um einen mRNA-Impfstoff, sondern um einen sogenannten Vektorimpstoff. Er ist mit ca. 2 Euro pro Dosis weitaus günstiger im Einkauf, unempfindlicher bezüglich seiner Lagerung, aber eben auch etwas weniger wirksam als die mRNA-Impfstoffe. Es wird interessant zu sehen sein, wie sich der Impfstoffmarkt in den nächsten Monaten entwickelt und jedes Produkt seine Nische findet.

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