Virus-Mutationen

Coronavirus – Wie gefährlich ist die Delta Plus-Variante?

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Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell. (Foto: SWR, Christian Koch)
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Julia Otto

Das indische Gesundheitsministerium ist besorgt über eine sogenannte Delta-Plus-Variante des neuen Coronavirus – die soll besonders ansteckend sein. Forschende sagen aber, dass es noch wenig Daten gebe.

Was ist über die Delta Plus-Variante bekannt?

Tatsächlich recht wenig. Indien hat sie als „besorgniserregende Variante“ eingestuft, aber es ist noch zu früh, um zu sagen, ob sie eine erhebliche Bedrohung darstellt.

Das indische Gesundheitsministerium sagt, Studien hätten gezeigt, dass sich die sogenannte Delta Plus-Variante – auch bekannt als AY.1 – leichter ausbreitet, leichter an Lungenzellen bindet und potenziell resistent ist gegen Antikörpertherapie.

Coronavirus bindet an Lungenzellen (Foto: IMAGO, imago images/Science Photo Library)
Das indische Gesundheitsministerium sagt, dass die sogenannte Delta plus-Variante leichter an Lungenzellen bindet.

Die Delta Plus-Variante enthält eine zusätzliche Mutation namens K417N auf dem Coronavirus-Spike, die auch in den Beta- und Gamma-Varianten gefunden wurde.

Führende Virologen haben jedoch die Kennzeichnung von Delta Plus als besorgniserregende Variante in Frage gestellt und erklärten, es gebe noch keine Daten, die belegen, dass die Variante im Vergleich zur original Deltavariante noch ansteckender sei oder zu schwereren Erkrankungen führte.

Spike-Protein  (Foto: IMAGO, imago images/Science Photo Library)
Die Delta plus-Variante enthält eine zusätzliche Mutation namens K417N auf dem Coronavirus-Spike, die auch in den Beta- und Gamma-Varianten gefunden wurde.

Keine Delta Plus-Fälle bisher in Deutschland

Bisher gibt es in Deutschland keinen nachgewiesenen Fall einer Ansteckung mit der Delta Plus-Variante. Allerdings ist Delta plus bereits in Europa angekommen. Indien hat bisher rund 40 «Delta Plus»-Fälle gemeldet, weitere Ansteckungen gibt es auch in den USA, China, Russland und in der Schweiz, Polen, Portugal und Großbritannien.

Damit ist eigentlich relativ klar, dass diese Plus-Linie der Delta-Variante mit großer Wahrscheinlichkeit auch zu uns hereinschwappt. Damit ist spätestens nach den Sommerferien zu rechnen, wenn Urlauber aus bereits betroffenen Ländern nach Hause zurückkehren.

Delta Plus in Deutschland (Foto: IMAGO, mago images/Steinach)
Bisher gibt es in Deutschland keinen nachgewiesenen Fall einer Ansteckung mit der Delta Plus-Variante. Delta Plus ist aber bereits in Europa angekommen.

Bisher gibt es offenbar keinen Grund zur Annahme, dass Delta Plus gefährlicher ist als das ursprüngliche Delta. Das liegt auch an der zu geringen Menge an Daten, die die Wissenschaft dazu hat. Virologen können zur Zeit gerade mal 166 Beispiele von Delta Plus untersuchen, die auf einer globalen Open-Sharing-Datenbank geteilt werden.

Der BBC sagte Dr. Jeremy Kamil, Virologe an der Louisiana State University – nach diesen Daten sehe er nicht, dass Delta Plus Besorgnis oder Panik im Bereich der öffentlichen Gesundheit auslösen sollte. Aber man müsse das sorgfältig verfolgen.

Möglicherweise bildet die Delta-Variante des Coronavirus mehrere Linien aus und all diese Weiterentwicklungen sind damit eben auch – genau wie die Delta-Variante selbst – besorgniserregend – aber bisher nicht gefährlicher.

Inzidenzen sinken trotz Delta-Variante

Die Inzidenz sinkt deutschlandweit immer weiter und liegt heute (Stand 24.06. 2021) mit 6,6 wirklich ziemlich weit unten. Mediziner*innen warnen trotzdem vor dem gleichzeitig raschen Anstieg der Delta-Variante. Die verdoppelt sich gerade immer weiter und liegt jetzt offiziell bei 15% (Stand 24.06. 2021). Das heißt, viele der Neuansteckungen sind bereits von Delta verursacht und Delta gilt eben als problematischer als der Ursprungsvirus und die anderen Varianten, da die Variante offenbar ansteckender und auch krankmachender ist.

7-Tages-Inzidenz (Foto: IMAGO, imago images/Rüdiger Wölk)
Die Inzidenz sinkt deutschlandweit immer weiter – aber Medizinerinnen warnen trotzdem vor dem gleichzeitig raschen Anstieg der Delta-Variante.

Dazu kommt, dass erst ein Drittel der Deutschen vollständig geimpft ist und die erste Impfung alleine zum vollen Schutz gegen Delta offenbar nicht ausreicht. Carsten Watzl, Immunologe der TU Dortmund, hat im ARD Morgenmagazin gesagt, dass wir jetzt aufpassen müssen, damit wir im Herbst keine neue Welle bekommen. Der niedrige Inzidenzwert sei super und ein guter Puffer, aber den dürfe man nicht verspielen. Also man müsse schon aufpassen.

Bei Urlaubsreisen gerade in stark betroffene Länder wie England könnte man sich viele Ansteckungen ins Land holen, da sollte man vorsichtig sein. Das allerwichtigste Ziel bleibe aber, dass bis zum Herbst ein Großteil der Bevölkerung vollständig geimpft und damit geschützt ist.

Urlaubsreisen (Foto: IMAGO, imago images/ITAR-TASS)
Bei Urlaubsreisen gerade in stark betroffene Länder wie England könnte man sich viele Ansteckungen ins Land holen, da sollte man vorsichtig sein.
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