Den Apfelbaum haben wir für unsere Beobachtungen aus mehreren Gründen ausgewählt:
In der Phänologie, der Wissenschaft von den Naturerscheinungen, zeigt die Apfelblüte den Beginn des sogenannten Vollfrühlings an.
Außerdem sind Apfelbäume in ganz Europa verbreitet und auch in Höhenlagen über 1.000 Meter noch zu finden. Das erleichtert uns die flächendeckende Kartierung dieses Naturphänomens. Für die Berechnung der Karten zuständig ist das rgeo-Team, das sich aus Geoinformatikern und Geographen der PH Heidelberg und der Universität Heidelberg zusammensetzt.
Alle Meldungen werden gewichtet
Jede einzelne Meldung wird nach Eingang auf ihre Plausibilität geprüft. Denn unter den Apfelblütenmeldungen findet sich auch immer wieder einmal eine Kirsche oder eine Birne. Diese Meldungen werden aussortiert.
Jeder eingegangenen Meldung wird, bevor sie in die Berechnung der Landkarte einbezogen wird, ein Gewichtungsfaktor mit auf den Weg gegeben. Der Faktor ist ein Zahlenwert zwischen 0 und 1. Eine Meldung, die uns wenig plausibel erscheinen (wie etwa ein Blühbeginn an der Ostseeküste Anfang April) wird bei der Berechnung der Landkarte nur mit einer geringen Gewichtung berücksichtigt. Erst wenn in unmittelbarer Nähe der noch gering gewichteten Erstmeldung eine zweite Blüte gemeldet wird, gehen diese beiden Meldungen mit voller Gewichtung in die Berechnung der Landkarte ein.
Zu Beginn des Projekts im Jahr 2006 war unklar, ob die Datenqualität ausreichen würde, um den Blühverlauf in Deutschland zuverlässig dokumentieren zu können. Nach den ersten fünf Projektjahren wurde die Datenqualität deshalb vom Institut für Physische Geographie der Universität Freiburg im Rahmen einer Staatsexamensarbeit untersucht. Sie erbrachte im Jahr 2011 den Nachweis, dass die SWR-Apfelblütendaten den Witterungsverlauf korrekt abbilden.
In den Jahren 2007 bis 2018 begleitete die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg die Apfelblütenaktion mit einer eigenen Datenerfassung. Sie untersuchte speziell den Blühbeginn der Apfelbäume in den verschiedenen Höhenlagen des Schwarzwalds. Der Vergleich mit den im Rahmen der Aktion gewonnenen Daten aus anderen Höhenlagen Deutschlands zeigt, dass die Datenqualität auch ausreicht, um die Wanderung der Apfelblüte von den Tälern in die Höhenlagen zu erfassen.
Klima-Statistik braucht Geduld
Nun geht es darum, die Aktion möglichst viele Jahre durchzuführen, um ausreichend Daten zu sammeln, damit in diesem Datenschatz Spuren des Klimawandels sichtbar werden.
Der Deutsche Wetterdienst erhebt eine ganze Reihe von Beobachtungsdaten zur Pflanzenentwicklung im Lauf der Vegetationsperiode. Diese Erhebungen werden mit Hilfe eines Pools von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchgeführt, die zuvor geschult werden. Allerdings finden sich immer weniger solcher freiwilliger Naturbeobachter und die phänologischen Datenbanken sind nicht mehr so gut gefüllt wie früher. Mit unserem Projekt wollen wir auch dazu beitragen, die phänologische Datenerfassung zu stärken.
Die gesammelten Daten stehen der Wissenschaft frei zur Verfügung.