Der holprige Weg zum Traum vom „ununterbrochenen Kleiderverschluss“
Es dauert nur ein bis zwei Sekunden und schon ist die Jacke zu. Es ist der wahrgewordene Traum des amerikanischen Erfinders Whitcomb Judson. Denn zu seiner Zeit - Ende des 19. Jahrhunderts - genoss noch keiner den Luxus des schnellen Kleiderverschlusses. Kinder der Zeit wie Albert Einstein oder die spätere Modedesignerin Coco Chanel mussten sich noch in ihre Kleidung quetschen, sie mühsam zuknöpfen oder zubinden oder Öse für Öse zuhaken. Umständlichkeiten, die Judson aus dem Weg schaffen wollte.
1893 meldete Judson erstes Patent für Reißverschluss an
Der Maschinenbauer Whitcomb Judson entwickelte eine Metall-Konstruktion aus Haken und Ösen, die sich in einem Zug ineinander verschlossen. 1893 meldete er das Patent an – für seinen „clasp locker“, den Klammerverschluss für Schuhe. Noch im gleichen Jahr stellte er seine Erfindung stolz auf der Weltausstellung in Chicago vor – und kassierte eine bittere Niederlage. Sein Reißverschluss war zu teuer, zu kompliziert und praktisch war er auch nicht: Denn die rauen Zähne aus Metall klemmten und rissen immer wieder Löcher in den Stoff darunter.
Weiterentwicklung zum "Verschluss für Kleidungsstücke jeder Art"
Der schwedisch-amerikanische Maschinenbauingenieur Gideon Sundbäck hat das Produkt entscheidend weiterentwickelt. Sundbäck hat diesen Reißverschluss so perfektioniert, dass er nicht nur für Lederwaren, sondern auch für Textilien und andere Anwendungsbereiche geeignet und verwendbar war. Seine Weiterentwicklung ließ er 1909 in Deutschland als „Verschluss für Kleidungsstücke jeder Art und für Gebrauchsgegenstände“ patentieren. 1914 wurde in den USA ein weiteres Patent angemeldet.
Zunächst wurde der Reißverschluss ausschließlich für Stiefel und Zigarettentaschen verwendet. Nach einigen weiteren Verbesserungen, zum Teil durch Sundbäck selbst, wurde der Reißverschluss 1917 erstmals in größerem Stil für die Fertigung wetterfester Kleidung für die US Navy eingesetzt.
Schweizer Tüftler macht Reißverschluss massentauglich
Es dauerte bis zu Beginn der goldenen Zwanzigerjahre bis ein Schweizer das Verschlusssystem massentauglich machte: Martin Winterhalter kaufte das Patent und tauscht die widerspenstigen Haken und Ösen durch geschmeidige Rippen und Rillen aus, die nach dem gleichen Prinzip wie heute in einem Zipp ineinander griffen. "Riri" für Rippen und Rillen nannte er seine Weiterentwicklung des Reißverschlusses liebevoll.
Nun fand die Erfindung endlich Anklang: In der damaligen Textilhochburg Barmen - heute ein Stadtteil von Wuppertal - ließ Winterhalter schon bald täglich 10.000 Meter Reißverschluss vom Band.