Etymologie

Woher stammt das Wort „Vakzin“?

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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

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Vacca: die Kuh

"Vacca" ist das lateinische Wort für "die Kuh". Vaccinus bedeutet so viel wie "zur Kuh gehörig" oder "von der Kuh stammend".

Das Wort "Vakzin" ist über 200 Jahre alt, als das heutige Prinzip der Impfung erfunden wurde. Damals ging es um die Pocken. Ende des 19. Jahrhunderts kamen britische Ärzte darauf, dass der Körper sich effektiv gegen Pocken wappnen lässt, wenn man ihm Kuhpocken-Viren verabreicht, die sich wiederum in der Kuhlymphe befanden.

Erste Impfversuche gegen Pocken waren zu unsicher

Vorher gab es andere Impfmethoden: Man hat Leute, die mit einem milden Verlauf von den Pocken genesen waren, mit gesunden zusammengebracht, gerade auch mit Kindern. Heute würde man das vielleicht als „Pockenpartys“ bezeichnen ... Oder man hat gesunden Menschen Sekret aus den Pusteln der Erkrankten aufgetragen.

Aber das war alles recht unsicher: Es konnte passieren, dass gerade dadurch die Krankheit erst ausgelöst wurde. Und umgekehrt kam es vor, dass die Behandlung nicht zu einer ausreichenden Immunisierung führte, sodass sie bei einer Pockenepidemie nicht half.

Impfung mit dem Kuhpocken-Virus war verlässlicher

Die Impfung mit der Kuhpockenlymphe war verlässlicher. Auch deshalb, weil das Kuhpocken-Virus zwar den menschlichen Pocken ähnlich genug war, um eine Immunreaktion auszulösen, aber doch unterschiedlich genug, um die Infizierten nicht krank zu machen. Und weil der Impfstoff damals von Kühen stammte, nannte man das "Vaccination" im Gegensatz zu "Variolation" – das war das Konfrontieren mit menschlichen Pockenviren. So wurde der Begriff "Vakzin" auf alle Impfstoffe allgemein übertragen, die den Menschen verabreicht wurden. Ob die von Kühen stammen oder nicht, spielt dabei keine Rolle mehr.

Kein neuzeitliches Phänomen: Angst vor Impfschäden

Kuhpocken statt menschliche Pockenviren – das löste damals aber auch Ängste aus. Die Gegner der Vakzination hatten die Sorge, dass durch das Verabreichen von Kuhpockenlymphe die Menschen Merkmale von Rindern bekommen würden. Es gibt aus der Zeit schöne Karikaturen mit Abbildungen, bei denen den Impflingen Hörner wachsen und die geimpften Frauen plötzlich Kälber gebären. Die Angst vor Impfungen ist kein neuzeitliches Phänomen.

"The cow pock" or "The Wonderful Effects of the new Inoculation". Satire auf Jenners Behandlung (James Gillray) 1802 (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Mary Evans Picture Library)
"The cow pock" or "The Wonderful Effects of the new Inoculation". Satire auf Jenners Behandlung (James Gillray) 1802

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Nicht nur die Meeresschnecke, sondern auch andere Hohlräume, wie Gläser oder Dosen, können diesen Effekt auslösen. Sogar unsere Hände können, wenn wir sie richtig formen, solch ein "Rauschen" erzeugen.
Sobald wir aber mit der Muschel in einen schalldichten Raum gehen, verschwindet dieses angebliche Meeresrauschen.

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