In Europa haben wir die vier Jahreszeiten, die gibt es in den Tropen, also in Äquatornähe, so nicht. Bevor wir zu der eigentlichen Frage kommen, stellt sich erst noch eine andere: Woher wissen unsere heimischen Bäume überhaupt, wann sie ihre Blätter fallen lassen müssen?
Licht und Temperatur beeinflussen die Bäume
Jeder Laubbaum hat einen individuellen inneren Jahresrhythmus, nach dem er austreibt und seine Blätter abwirft. Wann ein Baum das tut, hängt dabei zuerst von der Tageslänge ab, d.h., von der Anzahl der Stunden pro Tag, in denen er Licht ausgesetzt ist. Viele Pflanzen können die Tageslänge exakt messen und steuern mithilfe dieser "physiologischen Uhr", wann und wie schnell sie wachsen, wann sie Ruhephasen oder die Samenkeimung einleiten. Da innerhalb des Jahres die gleiche Tageslänge – mit Ausnahme des kürzesten und des längsten Tages – zweimal auftritt, müssen die Bäume zwischen zu- und abnehmender Tageslänge unterscheiden können. Denn Ende Februar sind die Tage ungefähr so lang, wie sie Ende Oktober waren. Dabei hilft den Bäumen die Temperatur. Würden sich die Bäume allerdings nur nach ihr richten, würden sie schon an einem warmen, sonnigen Wintertag austreiben und die jungen Triebe müssten erfrieren
Wachstums- und Entwicklungsstörungen bei versetzten Pflanzen
Versetzt man Pflanzen in Klimagebiete mit abweichender geografischer Breite, führt das häufig zu Wachstums- und Entwicklungsstörungen. Die Blüten- oder Triebbildung wird manchmal zu spät ausgelöst, die Samenreife bleibt aus. Ihren inneren jahreszeitlichen Rhythmus behalten die Pflanzen allerdings bei, wobei er aber dem Umfeld angepasst wird. Bei Samen, die englische Siedler im 19. Jahrhundert mit nach Neuseeland genommen hatten, kam es zu Verzögerungen im Entwicklungsablauf. Sie trieben nicht im englischen Frühling aus, sondern dann, als es in Neuseeland wärmer wurde.
Ein sommergrüner Baum aus Mitteleuropa verliert also überall irgendwann sein Laub, selbst im Gewächshaus bei gleichbleibender Beleuchtung und Temperatur. Allerdings könnte sich die Vegetationsperiode verlängern, sodass die Blätter einige Wochen länger grün blieben.
Äquator ist zu heiß für mitteleuropäische Laubbäume
Am Äquator jedoch stellt sich die Laubfrage gar nicht erst: Unseren an ein mitteleuropäisches Klima gewöhnten Laubbäumen ist es dort viel zu heiß. Sie würden sehr schnell absterben.
Danke an Prof. Stefan Ruge von der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg
Astronomie Werden die Tage zwischen Sommer und Winter gleichmäßig kürzer?
Nein: Die Tage werden am Anfang langsam kürzer, dann schneller, dann wieder langsamer. Am längsten hell ist es zur Sommersonnenwende – also am 21. Juni. Da vergehen von Sonnenaufgang bis Untergang 16 Stunden und 12 Minuten. Das andere Extrem ist die Wintersonnenwende am 21. Dezember, da dauert der Tag 8 Stunden und 13 Minuten. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.