Bei der Präsidentschaftswahl in den USA 2016 hatte Hillary Clinton fast drei Millionen Stimmen mehr als Donald Trump. Trotzdem wurde Trump Präsident. Warum wird in den USA nicht automatisch der Kandidat mit den meisten Stimmen Präsident?
Der Grund liegt im Wahlmännersystem in den USA. Denn in Amerika wird der Präsident nicht direkt vom Volk gewählt, sondern vom sogenannten Electoral College. Das findet erst 41 Tage nach dem offiziellen Wahltag statt. Die sogenannten Wahlmänner oder Wahlfrauen werden an diesem Tag von den jeweiligen Bundesstaaten nach Washington geschickt, um den Präsidenten zu wählen.
Wie viele Wahlmänner der Bundesstaat zu Verfügung hat, hängt davon ab, wie viele Bürger dort leben. In Kalifornien leben fast 40 Millionen Amerikaner*innen und dieser Bundesstaat hat deshalb auch 55 Wahlleute. Wyoming aber zum Beispiel hat nur knapp 600.000 Einwohner*innen und deshalb auch nur 3 Wahlleute.
Das heißt, die großen Staaten sind wichtiger?
Ja, in den meisten Staaten gehen alle Stimmen der Wahlleute nur an einen Kandidaten. Nämlich den Kandidaten, der im jeweiligen Bundesstaat die meisten Stimmen bekommen hat. Im Fall von Kalifornien wären es also 55 Stimmen. Es ist dementsprechend auch nicht wichtig, ob ein Kandidat den Bundesstaat nur knapp gewonnen hat oder – rein fiktiv – 99 Prozent der Stimmen bekommt. Der Kandidat bekommt alle Stimmen aus dem Bundesstaat – nach dem The-winner-takes-it-all-Prinzip.
Wie kann es rechnerisch sein, dass jemand weniger Stimmen hat und trotzdem Präsident wird?
Weil alle Stimmen der Wahlleute nur an einen Kandidaten gehen, fallen ja ganz viele Wählerstimmen praktisch weg, die eigentlich den anderen Kandidaten gewählt haben. Zum Beispiel würde es ausreichen, wenn ein Kandidat mit nur 51 Prozent der Wählerstimmen die elf bevölkerungsreichsten Bundesstaaten gewinnt. Dann ist er trotzdem Präsident und es kommt nicht mehr darauf an, wie in den anderen 39 Bundesstaaten gewählt wurde.
Wann ist dieses Wahlsystem entstanden?
Das geht zurück bis ins Jahr 1787 – auf die Verfassung der USA. George Washington, Benjamin Franklin und Alexander Hamilton, die Gründungväter der Verfassung, haben damals nur weißen Männern mit protestantischem Glauben das Wahlrecht zugesprochen. Das waren damals nur rund 10 Prozent der Bevölkerung. Sie waren aber nicht überzeugt von dem Bildungsgrad und der Integrität der Bürger. Deshalb haben sie eine Art Absicherungsmechanismus in das Wahlsystem eingebaut – das Electoral College. Damit sich der Wille des Volkes zumindest nicht direkt auf die Politik auswirken kann. Mittlerweile dürfen zwar deutlich mehr Menschen in den USA wählen, aber das Electoral College ist geblieben.
Wie oft ist es passiert, dass der Kandidat mit weniger Wählerstimmen Präsident geworden ist?
Insgesamt ist das in der Geschichte der USA schon fünf Mal passiert. Das letzte Mal 2016, als Donald Trump zum Präsidenten gewählt wurde.
SWR 2020
Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika Was ist der Unterschied zwischen Senat und Repräsentantenhaus in den USA?
Das amerikanischen Parlament – genannt Kongress – hat zwei Kammern: den Senat und das Repräsentantenhaus. Sitz des Kongresses ist das Kapitol in Washington D.C. Von Claudia Sarre | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
USA Was passiert im Weißen Haus, wenn der Präsident wechselt?
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USA "Donald Trump hat keine Kriege geführt." – Stimmt das?
Nein, das wird an Stammtischen zwar gelegentlich behauptet, und richtig ist, unter seiner Regierung sind die USA in kein Land neu einmarschiert. Das ist aber eigentlich auch schon alles. Donald Trumps Amtszeit war ja kürzer als die seiner Vorgänger. Aber es ist auch nicht so, dass die USA unter Trump keine Bomben abgeworfen hätten. 2018 ließ er Chemiewaffenfabriken in Syrien angreifen. Vor allem aber gab es unter Trump wie unter seinem Vorgänger Obama tausende Drohnenangriffe gegen mutmaßliche Terroristen vor allem in Afghanistan. Obama hat diese Praxis begonnen, aber Trump hat sie massiv ausgeweitet. Dazu gibt es Zahlen vom „Bureau of Investigative Journalism“, das Drohnenschläge erfasst. Demnach gab es in den vier Jahren unter Trump mehr als 12.000 Drohnenangriffe. Das sind sieben Mal so viele wie in den acht Jahren unter Obama. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
USA Kann ein US-Präsident sich selbst begnadigen?
Jeder US-Präsident hat laut Verfassung das Recht, Begnadigungen auszusprechen. Ob ein US-Präsident sich allerdings selbst begnadigen kann, ist unklar. Interessant ist das Beispiel von Ford und Nixon. Von Claudia Sarre | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Geschichte Musste in den USA schon mal ein Vizepräsident den Präsidenten ersetzen?
Ja, schon mehrmals. Insgesamt sind acht US-Präsidenten während ihrer Amtszeit gestorben. Vier davon wurden ermordet. Der letzte Fall war das Attentat auf John F. Kennedy im November 1963 in Dallas. Von Claudia Sarre | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.