Engländer setzten Standard bei Metallgewinden
Die Metallgewinde wurden zuerst in England genormt, 1841 von Sir Joseph Whitworth. Das hat sich zumindest bei Wasser- und Gasleitungen gehalten. Die Engländer haben damals den Standard gesetzt, und sie haben auch die ersten Gasleitungen in Deutschland gebaut.
Das Kuriose: Rechnet man die Zollangaben in Zentimeter um und misst dann die Gewinde nach, stellt man fest, dass das gar nicht übereinstimmt. Ein sogenanntes „1“-Rohrgewinde“ ist nämlich nicht etwa ein Zoll breit, sondern etwas breiter.
Zollangabe bezeichnete ursprünglich den Innendurchmesser
Woher kommt das? Ein Rohr hat einen Außendurchmesser und einen Innendurchmesser. Ursprünglich bezeichnete die Zollangabe den Innendurchmesser. Ein 1-Zoll-Rohr hatte einen Innendurchmesser von einem Zoll, also 2,54 Zentimeter. Damals war der Stahl aber noch nicht so gut und stabil wie heute. Deshalb war die Rohrwandung relativ massiv, nämlich etwa 7,5 mm. So ergab sich bei einem Zoll Innendurchmesser ein Außendurchmesser von 3,3 Zentimeter.
Nun weiß aber jeder Heimwerker, dass die eigentlich entscheidende Größe beim Verlegen von Rohren der Außendurchmesser ist. Der Außendurchmesser bestimmt, welches Werkzeug ich brauche und wie viel Platz das Rohr in der Wand oder im Boden beansprucht.
Besserer Stahl: Rohrwandungen heute nur noch halb so dick wie früher
Seit dem 19. Jahrhundert hat sich die Stahlqualität verbessert. Dadurch ist es möglich, die Rohrwandungen dünner zu machen. Sie sind zum Teil nur noch halb so dick wie im 19. Jahrhundert.
Nun wollte man aber die alten eingeführten Standardmaße behalten. Das heißt, man wollte sich weiter darauf verlassen, dass ein 1-Zoll-Rohr einen Außendurchmesser von 3,3 Zentimetern hat. Also wurden die Rohre von innen weiter. Und so ist ein sogenanntes 1-Zoll-Rohr heute nicht mehr ein Zoll breit, also 2,54 Zentimeter, sondern hat einen Innendurchmesser zum Teil von mehr als 3 Zentimetern.
Warum ist die Zollangabe bei uns erlaubt? Sonst werden doch alle Maße metrisch angegeben?
Die alte Zoll-Bezeichnung ist nur noch ein Name. Das heißt, ein sogenanntes "3/8-Zoll"-Gewinde trägt die Bezeichnung R3/8, aber definiert – in der Deutschen Industrienorm – ist die sogenannte Nennweite in Millimetern, nicht in Zoll.
Generell werden diese Zoll-Angaben auch nur noch bei Rohren bis zu etwa 4 cm verwendet. Bei größeren Rohren haben sich auch im Handel die metrischen Bezeichnungen durchgesetzt. Deshalb werden auch die Abflussrohre – die sind ja weiter als die Zuleitungen – in Millimetern angegeben.
Bildschirmdiagonalen werden in Zoll angegeben
Die Zollangaben für Bildschirme oder Disketten kommen aus den USA. Die haben die Standards gesetzt, die heute weltweit gelten. Nur dass die Zollwerte tatsächlich noch stimmen. Ein 15-Zoll-Bildschirm hat tatsächlich eine Diagonale von 15 Zoll. Es ging vor Gericht hin und her, ob diese Angaben in Deutschland zulässig sind oder ob die Hersteller nicht doch alles in Zentimetern angeben müssen. Aber zuletzt haben die Gerichte gesagt: Die Verbraucher haben sich so an diese Zoll-Angaben gewöhnt, dass die im Zusammenhang mit Bildschirmen weiterhin geduldet werden können.
Dank an Daniel Wosniotzka vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches
Sicherheit Warum ist das Gewinde bei vielen Gasflaschen linksherum?
Fast alle Gewinde sind rechtsdrehend. Doch bei Flaschen mit brennbaren Gasen ist es andersherum. Zum Glück, denn das Verwechseln wäre verheerend. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Sprache Woher stammt der Ausdruck 08/15?
Warum benutzt man 08/15 für etwas "langweiliges" oder "nichts Besonderes"? Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Normen Wie kam DIN A4 als Standard-Papierformat zustande?
Wer ein DIN-A4-Blatt abmisst, erhält ziemlich krumme Zahlen. Es ist 297 mm lang und 210 mm breit – wer denkt sich so was aus? Warum genau diese Längen? Und warum genau dieses Seitenformat? Warum sind die Papierbögen nicht etwas breiter oder etwas länger? Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Neurowissenschaften Ist das Gehirn mit einem Computer oder einer Festplatte zu vergleichen?
Die Idee, dass Geist und Gehirn sich wie Software und Hardware zueinander verhalten und als zwei Ebenen klar voneinander getrennt werden können, vertritt in der Kognitionswissenschaft niemand mehr. Von Thomas Metzinger
Raumfahrt Gibt es Ufos?
Zu dieser Frage gibt es eine interessante Geschichte. Den Asteroid Oumuamua hat man vor nicht allzu langer Zeit im Sonnensystem entdeckt. Von Uwe Gradwohl
Astrophysik Können schwarze Löcher als "Wurmlöcher" wirken?
Was genau passiert, weiß man nicht. Aber eines kann man sagen: Was immer in diesem schwarzen Loch passiert – die Materie bleibt da. Die schwarzen Löcher werden durch die Aufnahme von Materie immer schwerer. Das sind die einzigen Objekte im Universum, die keine Diät machen können – die werden immer nur schwerer. Von Harald Lesch