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Warum heißt Tee in manchen Ländern "Chai" oder "Cha"?

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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

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Verschiedene Varianten von "Tee" gehen aufs Chinesische zurück

Das ist ein interessantes Phänomen und erzählt viel über die Kolonialgeschichte. Tee heißt auf Persisch Chai, ähnlich klingt der Name im Arabischen oder im Türkischen – Çay. Aber Chay heißt er auch in Russland, der Ukraine und in den Balkanstaaten. Doch dann gibt es plötzlich eine Sprachgrenze. Auf Deutsch heißt er eben Tee, auf Englisch "tea". Auf Französisch, Spanisch, aber auch auf Schwedisch und Finnisch wird das Getränk zwar unterschiedlich geschrieben, aber überall mehr oder weniger immer als "Tee" ausgesprochen. So lassen sich fast alle Länder der Welt in zwei Schubladen sortieren. In der einen spricht man das Getränk "Te" oder so ähnlich aus. In der anderen ist es eine Variante von Chay, Cay oder Cha. Das ursprüngliche chinesische Wort war aber das gleiche, so erklärt es der Kieler Tee-Historiker Martin Krieger.

"Tee und Cha – das sind unterschiedliche chinesische Dialekte. Einige Kaufleute lernten Tee als "Tee" kennen, andere als "Tschai" oder "Tscha". Auf diese Weise entwickelten sich diese beiden Bezeichnungen für Tee und gingen um die Welt."

"Chai" kam auf dem Landweg über Indien, Persien und Russland

Die Faustregel lautet: Dort, wo man Chai oder Tschai sagt, kam der Tee einst auf dem Landweg über Indien und Persien oder eben Russland an. Denn Cha war eigentlich sogar das gängigere Wort in China. Und als der Tee in Persien ankam, hatte er einen i-Auslaut verpasst bekommen, sodass aus "Cha" dann "Chai" wurde. Auf diesem Weg gelangte der Tee mit Karawanen noch weiter bis in die Türkei, den Balkan und den ganzen arabischen Raum. Deshalb heißt er fast überall dort Chai oder so ähnlich.

"Tee" erreichte Westeuropa per Schiff

Doch nach Westeuropa kam der Tee nicht auf dem Landweg, sondern über die Kolonialschiffe der Niederländer, Briten und Dänen. Die Niederländer waren die ersten, die Tee in großem Stil importieren, und deren Hauptanlaufstelle war in den Anfängen des Kolonialhandels die chinesische Südküste. Dort wurde die chinesische Sprache Min Nan gesprochen und in dieser Sprache klingt das Getränk eher wie Tee. Das haben dann auch die Briten und Dänen übernommen. Deshalb verrät der Name des Getränks in der Regel, ob ein Land den Tee ursprünglich über den Landweg oder den Seeweg bezogen hat.

Hörtipp: SWR2 Wissen - Tee in der Weltgeschichte

Gegen die Regel: In Portugal heißt der Tee "Cha"

Doch es gibt eine interessante Ausnahme dieser Faustregel. Zwar ist ganz Westeuropa "Tee"-Land, doch ganz im Südwesten Europas, in Portugal, heißt der Tee plötzlich wieder "Cha". Das kommt daher, dass die Portugiesen in der Nachfolge von Vasco da Gama die ersten Europäer, die Schiffe ins ferne Asien schickten, noch vor den Niederländern. Sie beherrschten die asiatischen Meere im 16. Jahrhundert, ihr wichtigster Umschlagsplatz in China war aber Macau, und dort hieß der Tee nun mal "Cha", wie im überwiegenden Teil Chinas. Deshalb ist Portugal auf der europäischen Tee-Landkarte ein sprachlicher Ausreißer.

Herbata und arbata: Polen, Litauen und Belarus leiten vom Lateinischen ab

Ein anderer findet sich Polen, Litauen und Belarus. Diese Länder passen teemäßig in keine der beiden Schubladen Tee oder Chai, sondern dort heißt der Tee herbata oder arbata. Da steckt das lateinische "Herba" drin – zu Deutsch "Kraut". Und tatsächlich war "Herba Thea" eine frühe botanische Bezeichnung für die Teepflanze. Die gibt es zwar nicht mehr, aber in Polen, Litauen und Belaraus hat sie sich gehalten, nur dass aus Herba Thea eben "Herbata" wurde.

Gesundheit Fördert heißer Tee Speiseröhrenkrebs?

Ganz allgemein gesprochen: Ja. Aber, wenn man die Studien genauer liest, stellt sich der Zusammenhang längst nicht so dramatisch dar, wie es teilweise auch im Internet zu lesen ist. Die meisten Teetrinker dürften davon nicht betroffen sein. Das Gleiche gilt übrigens auch für Kaffeetrinker – denn auch wenn die Studien mit Tee durchgeführt wurden, wird der Effekt ausschließlich auf die Temperatur zurückgeführt, nicht auf das Getränk als solches.
Bekannt wurde vor einigen Jahren eine Langzeitstudie aus dem Iran, die zu dem Ergebnis kam: Wer täglich mehr als 0,7 Liter heißen Tee mit einer Temperatur von mehr als 60°C trinkt, hat ein fast doppelt so großes Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken, als der Rest der Bevölkerung. Genauer geht es um eine bestimmte Form von Speiseröhrenkrebs, das Plattenepithelkarzinom. Es gibt auch noch eine Studie aus Japan, die in eine ähnliche Richtung weist wie die aus dem Iran. Mehr Tee-Wissen für Euch: http://x.swr.de/s/teewissen | Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

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Das ist ein interessantes Phänomen und erzählt viel über die Kolonialgeschichte. Tee heißt auf Persisch Chai, ähnlich klingt der Name im Arabischen oder im Türkischen – Çay. Aber Chay heißt er auch in Russland, der Ukraine und in den Balkanstaaten. Doch dann gibt es plötzlich eine Sprachgrenze. Auf Deutsch heißt er eben Tee, auf Englisch "tea". Auf Französisch, Spanisch, aber auch auf Schwedisch und Finnisch wird das Getränk zwar unterschiedlich geschrieben, aber überall mehr oder weniger immer als "Tee" ausgesprochen. So lassen sich fast alle Länder der Welt in zwei Schubladen sortieren. In der einen spricht man das Getränk "Te" oder so ähnlich aus. In der anderen ist es eine Variante von Chay, Cay oder Cha. Das ursprüngliche chinesische Wort war aber das gleiche, so erklärt es der Kieler Tee-Historiker Martin Krieger. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

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Unsere Quellen

Transparenz ist uns wichtig! Hier sagen wir Ihnen, woher wir unsere Infos haben!

Nikhil Sonnad: Tea if by sea, cha if by land: Why the world only has two words for tea

Östen Dahl: Chapter "Tea"

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