Hirnforschung

Warum haben wir ein dominantes Auge – und welches ist das?

Stand
AUTOR/IN
Anton Benz
Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

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Linksfüßer, Linkshänder – Linksäuger?

Die allermeisten Menschen wissen, welche ihre dominante Hand ist. Wenn Sie einmal einen Ball getreten haben, wissen Sie vermutlich auch, welches ihr dominantes Bein ist. Aber dass wir auch ein dominantes Auge haben, wissen die wenigsten.

Wie Sie ihr dominantes Auge erkennen

Um herauszufinden, welches Ihr dominantes Auge ist, reicht ein einfacher Test. Formen Sie aus Daumen und Zeigefinger ein „Guckloch“. Durch dieses Guckloch schauen Sie nun mit beiden Augen auf einen Gegenstand, zum Beispiel ein Bild an der Wand. Nun schließen Sie abwechselnd ein Auge. In einem Fall werden Sie nichts Besonderes feststellen. Im anderen Fall wird es so aussehen, dass das Objekt aus dem Guckloch herausspringt. Das Auge, das dann geschlossen ist, ist das dominante Auge. Denn das „Herausspringen“ bedeutet, dass das Gehirn in dem Moment auf das passive Auge umgeschaltet hat.

Etwa zwei Drittel der Menschen sind Rechtsäuger. Aber das scheint weitgehend unabhängig davon zu sein, ob wir Rechtshänder oder Linkshänder sind. Anders gesagt: Ein Linkshänder ist meist auch ein Linksfüßer – aber nur etwa die Hälfte von ihnen ist auch linksäugig.

Warum haben wir ein dominantes Auge?

Nun stellt man sich natürlich die Frage, was das denn bringt – ein dominantes Auge. Möglicherweise hilft das dominante Auge Details besser zu erkennen. Wir können nämlich damit besser herausfinden, welches der Außenseiter in einer Gruppe von Gegenständen ist. In einer Studie wurden den Teilnehmenden beispielsweise mehrere Linien gezeigt. Dabei war aber eine Linie ein kleines bisschen anders geneigt als die sonstigen Linien. Mit dem dominanten Auge konnten die Versuchspersonen diese „Außenseiter-Linie“ besser erkennen.

Eine 2020 publizierte Studie findet noch einen anderen Unterschied. In dem Experiment mussten die Versuchspersonen immer mit einem Auge einen schwer zu erkennenden Kreis identifizieren oder seine Bewegungsrichtung deuten. Die Wissenschaftler*innen fanden heraus, dass das dominante Auge zwar besser darin war, den Kreis zu erkennen, bei der Bewegungsrichtung waren aber beide Augen in etwa gleich gut. Das interessante an der Studie ist, dass es im Gehirn eigene Pfade für die Erkennung von Objekten und Bewegungsrichtungen gibt. Es könnte also sein, dass das dominante Auge eine stärkere Verbindung zu dem neuronalen Pfad für Objekterkennung hat. Allerdings wurden die Studienergebnisse bisher noch nicht repliziert.

Kreuzdominanz – Fluch oder Segen?

Bei manchen Menschen kommt es vor, dass das dominante Auge auf der anderen Seite der dominanten Hand ist. Sie sind Rechtshänder, aber Linksäuger – oder umgekehrt. Das heißt dann Kreuzdominanz. Schon seit Langem wird untersucht, ob Kreuzdominanz Auswirkungen auf unser Leben hat. Ob zum Beispiel kreuzdominante Kinder größere Schwierigkeiten beim Lesenlernen haben. Doch die bisherigen Ergebnisse sind nicht eindeutig.

Kreuzdominanz wirkt sich möglicherweise auch auf unsere Leistungen bei bestimmten Sportarten aus. Wenn Sie bisher beim Bogenschießen kein Glück hatten, könnte das an einer Kreuzdominanz liegen. Natürlich kann es aber auch sein, dass Sie einfach noch mehr üben müssen.

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