Evolution

Hatten Urzeitmenschen kurze Haare?

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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

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Man weiß es nicht! Darstellungen von Steinzeitmenschen sind letztlich gezeichnete Fantasieprodukte. Was unsere Vorfahren für Haare hatten, darüber kann die Anthropologie relativ wenig sagen, weil man ja immer nur Knochen ausbuddeln kann, und sich aus den Knochen nicht ableiten lässt, wie die Behaarung ausgesehen hatte. Schon gar nicht, was die Steinzeitmenschen für Frisuren getragen haben, wenn das Wort in diesem Zusammenhang überhaupt einen Sinn ergibt.

Selbst was die Körperbehaarung insgesamt angeht, kann man nur ein paar Vermutungen anstellen. Wenn wir heutige Schimpansen ansehen und sie mit uns vergleichen, ist zu vermuten, dass die Körperbehaarung der Urzeitmenschen irgendwo dazwischen lag. Warum wir überhaupt, verglichen mit Affen, so wenig Haare am Körper haben, dazu gibt es verschiedene Vermutungen.

Eine sagt, das sei in der Zeit entstanden, als sich in Afrika die offene Savanne gebildet hat und unsere Vorfahren ihren Lebensraum aus den Wäldern in die Savanne hinaus verlagert hatten. Dass es da einfach von Vorteil war, weniger Haare zu haben, damit sich der Körper nicht so aufheizt. Aber wie und wann sich dann in den letzten paar Millionen Jahren die Körperbehaarung weiter zurückgebildet hat, ist ziemlich unklar.

Wissenschaft: fast nur Mutmaßungen über Haare

Ich hab mich da umgehört, einmal beim Evolutionsbiologen Carsten Niemitz und dann beim Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig – beide haben auch bestätigt, dass es über die Evolution des menschlichen Haares bzw. des Rückgangs der Behaarung fast nur Mutmaßungen gibt.

Und was die Haare betrifft, die wir noch behalten haben, dafür kann man natürlich unterschiedliche Gründe finden. Die Haare am Kopf, die halten natürlich nach wie vor im Winter warm – den Kopf verhüllen wir ja auch nicht, wie den Rest des Körpers – während sie uns im Sommer vor der Sonneneinstrahlung schützen, die natürlich im Fall des Kopfes direkt von oben kommt.

Dann haben wir Haare an Stellen, wo sich sonst ständig Haut an Haut reiben würde – also z.B. unter den Achseln. Und schließlich gibt’s die Schambehaarung bzw. bei Männern die Bärte, die sich wohl hauptsächlich als Reizsignal bei der Partnersuche gehalten haben. Aber man darf ja auch nicht vergessen: Wir haben ja noch immer fast am ganzen Körper Haare – nur eben sind die meisten ganz dünn und kurz.

Neandertaler: rote Haare und Sommersprossen

Was die Haarfarbe angeht, so kann man erwarten, dass unsere frühen Vorfahren in Afrika auf jeden Fall im Wesentlichen braune oder schwarze Haare hatten wie heute auch. Nach der Einwanderung nach Europa vor 40.000 bis 60.000 Jahren hat sich das möglicherweise bereits geändert. Aber eins ist bekannt: Der Neandertaler – der ja vermutlich nicht unser direkter Vorfahr ist, sondern eher eine Art Onkel – der hatte offenbar rote Haare, und zwar in Kombination mit Sommersprossen; er sah also etwa aus wie ein Ire. Das war ein erstaunliches Ergebnis der Leipziger Evolutions-Anthropologen 2007. Das wiederum wissen sie aus Genanalysen. Sie haben nämlich in Neandertaler-Knochen in Spanien die gleichen Gene gefunden, die auch beim modernen Menschen für rote Haare verantwortlich sind.

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