Bildung

Wer hat die Schule erfunden?

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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

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Weit gefasster "Schul"-Begriff: Faustkeil herstellen, Mammut jagen, Acker bestellen

Es hat vermutlich niemand die Schule in dem Sinn erfunden, wie man Glühbirnen erfindet oder Blitzableiter. Sondern das hat sich allmählich entwickelt. Denn letztlich von dem Moment an, in dem es so etwas wie Kultur gab – wo also Menschen nicht nur ihre angeborenen Fähigkeiten benutzten, sondern wo man auch bestimmte Errungenschaften, Fähigkeiten, Techniken von einer Generation an die nächste weitergab – muss es ja jemanden gegeben haben, der dieses Wissen weitergegeben und den Kindern gezeigt hat, wie man einen Faustkeil herstellt, wie man ein Mammut jagt oder, später, wie man einen Acker bestellt. Das waren vielleicht die Eltern oder aber bestimmte Spezialisten in der Gemeinschaft, die etwas besonders gut konnten. Die Frage ist, ob man das schon als "Schule" bezeichnet.

Erste Schulen bei den Sumerern

Wenn man von Schule im engeren Sinn spricht, also einer Einrichtung, in der Kinder a) gemeinsam und b) regelmäßig unterrichtet werden, wo sie also zu bestimmten Zeiten hingehen, selbst da weiß man weiß nur: Es gab solche Schulen bereits bei den Sumerern. Das heißt im 3. bis 4. Jahrtausend vor Christus. Das weiß man aus alten Texten. Dummerweise hatten aber die Sumerer die Schrift damals gerade erst erfunden.

Es ist also kein Wunder, dass in früheren Texten keine Schulen erwähnt sind, einfach weil es vorher gar keine Texte gab. Aber man kann immerhin sagen: In dem Moment, in dem die Schrift erfunden war, gab es bereits Schulen. Die ältesten Zeugnisse stammen hier aus der Fundstätte bei Mari, das liegt am Euphrat, an der syrisch-irakischen Grenze. Da hat man Ziegelkonstruktionen gefunden, die aussehen, als könnten es Schulbänke gewesen sein. Und aus späterer Zeit datieren dort auch Schrifttafeln, die sich jedenfalls so lesen, als seien es Schultexte. Aber das ist natürlich immer Deutungssache – klar ist nur: Schulen gibt es schon sehr lange.

Schulpflicht ab 1717 in Preußen

Die Schulpflicht kam erst sehr viel später. Das entscheidende Datum ist das Jahr 1717. Da hat Friedrich Wilhelm I. die allgemeine Schulpflicht in Preußen eingeführt. Hier ein Zitat, leicht gekürzt, aus dem Generaledikt des preußischen Königs:

"Wir vernehmen missfällig und wird verschiedentlich von den Inspectoren und Predigern bei uns geklaget, daß die Eltern absonderlich auf dem Lande, in Schickung ihrer Kinder zur Schule sich sehr säumig erzeigen, und dadurch die arme Jugend in große Unwissenheit, sowohl was das Lesen, Schreiben und Rechnen betrifft, als auch in denen zu ihrem Heil und Seligkeit dienenden höchstnötigen Stücken aufwachsen lassen. Weshalb wir um diesem höchst verderblichen Übel auf einmal abzuhelfen in Gnaden resolviret dieses Unser General-Edict ergehen zu lassen und darum allergnädigst und ernstlich zu verordnen, daß hinkünfftig an denen Orten, wo Schulen sein, die Eltern bei nachdrücklicher Straffe gehalten sein sollen, Ihre Kinder gegen zwei Dreier wochentliches Schul-Geld von einem jeden Kinde, im Winter täglich und im Sommer, wann die Eltern die Kinder bei ihrer Wirtschaft benötigt sein, zum wenigsten ein oder zweimal die Woche, ... in die Schul zu schicken. Falls aber die Eltern das Vermögen nicht hätten: So wollen Wir, daß solche zwei Dreier aus jedes Orts Allmosen bezahlet werden sollen." (Friedrich Wilhelm I.)

Das galt zunächst nur in Preußen, aber diese Einführung einer Schulpflicht war Vorbild für die anderen deutschen Landesteile, die später nachzogen. Und auch für das Ausland.

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