Biologie

Was passiert beim Sex im Körper?

Stand
Autor/in
Anton Benz
Gábor Paál
Gábor Paál

Fantasie, Berührung, Duft: Reize aktivieren das Belohnungssystem

Sexuelle Lust kann auf verschiedene Weise ausgelöst werden. Durch Fantasien, durch Berührungen oder auch durch Duftstoffe des Partners oder der Partnerin, den Pheromonen. All diese Reize aktivieren das sogenannte Belohnungssystem, das sich ziemlich in der Mitte des Gehirns befindet.

Vegetatives Nervensystem wirkt auf Herz und Atmen und erhöht den Blutfluss

Wenn das aber erstmal aktiviert ist, leitet es Signale an tiefergelegene Hirnregionen, den Hirnstamm und das Rückenmark, wo das autonome oder vegetative Nervensystem verläuft. Das ist im Wesentlichen der Teil unseres Nervensystems, den wir nicht kontrollieren können. Und dieses vegetative Nervensystem sorgt dafür, dass unser Herz schneller schlägt und wir schneller atmen. Und dass sich der Blutfluss in den Genitalien erhöht. Dadurch kommt es bei Männern zu einer Erektion. Bei Frauen schwellen Klitoris und die inneren Labien an. Das alles macht das vegetative Nervensystem, insbesondere der sogenannte Parasympathikus, der ist ein Teil davon.

Gehirn: Hypothalamus und Hypophyse schütten Botenstoff-Cocktail aus

Also: Frequenz von Herz und Atem nehmen zu. Ab einem bestimmten Punkt schütten Hypothalamus und Hypophyse im Gehirn einen Cocktail aus verschiedenen Botenstoffen aus, darunter Oxytocin. Das sogenannte Bindungshormon macht uns einfühlsamer, reduziert Stress und stärkt das Vertrauen in unsere Partner.

Sympathikus löst Muskelkontraktionen im ganzen Körper aus

Wenn die Konzentration von Oxytocin in unserem Gehirn ihren Höhepunkt erreicht, erreichen auch wir unseren Höhepunkt. Genau da übernimmt der Sympathikus die Steuerung des autonomen Nervensystems – das ist der Gegenspieler des Parasympathicus. Er löst Muskelkontraktionen im ganzen Körper aus. Besonders in der Beckenbodenmuskulatur um die Genitalien. Bei der Frau ziehen sich die Muskeln um die Vagina zusammen. Die Gebärmuttermuskulatur kontrahiert rhythmisch. Genauso wie die Muskeln am Penis. Bei Männern kommt es zur Ejakulation. Ein euphorisches Gefühl überzieht den ganzen Körper, der sogenannte „sex flush“.

Nach dem Orgasmus: Serotonin und Prolaktin sorgen für Wohlgefühl

Dann fällt die aufgebaute Spannung plötzlich ab. Unsere Geschlechtsteile kehren zu ihrer normalen Größe zurück. Herzschlagrate und Atemfrequenz normalisieren sich. Nach dem Orgasmus steigt in unserem Gehirn die Konzentration der Hormone Serotonin und Prolaktin. Sie sorgen dafür, dass sich im Körper ein Wohlgefühl ausbreitet und wir uns müde fühlen.

Viele Frauen können direkt nach dem Orgasmus weitere Orgasmen erleben. Die meisten Männer benötigen nach dem Sex erst einmal eine Pause.

Reihe: Sex

Sex (1/4) Wann wir Sex haben – Sich selbst erfahren

Sex ist überall: im Internet, in Pornos. Doch die gezeigte Vielfalt macht es Jugendlichen nicht leichter, ihre sexuelle Identität zu entwickeln. Gute Aufklärung kann helfen. Und die nimmt zu.

SWR2 Wissen SWR2

Sex (2/4) Wie wir Sex haben wollen – Die eigene Lust bestimmen

Erwachsene können noch eine Menge über Sex lernen. Dass Frauen immer selbstbewusster ihren Körper und ihre Lust entdecken, darüber reden, sich dabei filmen, ist eine Chance, auch für Paare.

SWR2 Wissen SWR2

Sex (3/4) Warum wir Sex ausprobieren – Grenzen überschreiten

Sex hat eine irrationale, unvernünftige Seite. Was wir mögen, hängt oft tief vergraben mit unserer Kindheit zusammen. Manche überschreiten deshalb Grenzen, suchen Rausch, Schmerz, Dominanz.

SWR2 Wissen SWR2

Sex (4/4) Was guter Sex ist – Eigene Normen setzen

Schlechten Sex zu haben ist keine Kunst. Sex wird besser, wenn man nicht nur sich, sondern auch den Partner oder die Partnerin spürt. Guter Sex fängt mit Kommunikation an. Auch nonverbaler.

SWR2 Wissen SWR2

Derzeit gefragt

Psychologie Warum vergeht die Zeit im Alter schneller?

Für Kinder dauert ein Jahr eine gefühlte Ewigkeit, im Alter geht die Zeit im Nu vorbei. Dieses Phänomen ist inzwischen gut belegt und lässt sich psychologisch erklären. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Geschichte Wie nannte man das "Mittelalter" im Mittelalter?

Wir können heute vom Mittelalter sprechen, weil wir in der "Neuzeit" leben. Aber im Mittelalter selbst gab es eine ganz eigene Zeitrechnung, die heute kaum jemand kennt. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Redewendung Man sagt: "Das kommt mir spanisch vor." Warum nicht italienisch oder französisch?

Als Karl V. im Jahr 1519 zum König von Deutschland gewählt wurde, zog er mit seinem spanischen Hofstaat nach Deutschland. Zur Verwunderung der Deutschen. Karl sprach nicht gern Deutsch und wenn, dann nur mit seinem Pferd. Von Rolf-Bernhard Essig

Geschichte Wie entstand die deutsche Nationalflagge?

Die Kombination Schwarz-Rot-Gold entstand vor gut 200 Jahren. Doch wofür stehen die Farben? Von Gábor Paál. Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0. Hinweis: Der Beitrag enthält am Ende einen kleinen Fehler: Die DDR-Flagge enthielt nicht "Hammer und Sichel", sondern "Hammer und Zirkel".