Tierbestattung

Tote Haustiere – Entsorgen oder beerdigen?

Stand
Autor/in
Jochen Steiner

Wenn das geliebte Haustier stirbt, müssen Herrchen oder Frauchen entscheiden, ob sie das Tier im eigenen Garten beerdigen, über den Tierarzt entsorgen oder es einäschern lassen. Früher wählten die meisten Tierhalter die Beerdigung im Garten, doch der Trend geht zur Einäscherung in einem Tierkrematorium.

Erstes Pferde-Krematorium in Deutschland

Das Tierkrematorium "dank & treu" in Schwäbisch Hall ist das erste Tierkrematorium in Deutschland, in dem auch Pferde eingeäschert werden dürfen. Im Frühjahr 2016 gab es eine Gesetzesänderung, die es erlaubt, Pferde auch in Deutschland kremieren zu lassen. Kremationstechniker Jochen Erbe startet am Computer die Einäscherung eines Pferdes. Flüssiggasbrenner heizen den Ofen bis auf etwa 1.000 Grad Celsius auf. Trotz der hohen Temperatur dauert die Kremierung ungefähr acht Stunden.

Während der Einäscherung können sich die Haustier-Besitzer im Eingangsbereich umschauen. In einem Holzregal stehen die unterschiedlichsten Urnen: aus Holz, aus Glas, ganz bunt, einfarbig, mit Pfoten darauf, mit Swarovski-Steinen. Die kleinen Urnen sind für Haustiere, die großen für Ponys und Pferde. Groß bedeutet: je 30 Zentimeter lang und breit und 40 Zentimeter hoch. Von einem Pferd bleiben nach der Kremierung immerhin 25 bis 30 Kilogramm Knochenfragmente übrig.

Pferdekrematorium
Etwa drei Pferde pro Woche wurden im ersten Jahr nach Eröffnung des Krematoriums eingeäschert

Zweites Pferde-Krematorium geplant

Der Preis für die Einzel-Kremierung liegt bei kleinen Ponys bei knapp 2.000 Euro und steigt je nach Gewicht des Pferdes auf bis zu 3.200 Euro an. Die Nachfrage ist laut Geschäftsführerin Sandra Lutz groß: Etwa drei Pferde pro Woche wurden im ersten Jahr nach Eröffnung des Krematoriums eingeäschert. Ein zweites Pferde-Krematorium in Niedersachsen ist geplant.

Die meisten Tierbesitzer ziehen die Einzel-Einäscherung einer Gemeinschafts-Einäscherung vor. Vor allem Hunde und Katzen werden in Schwäbisch Hall kremiert. Nur in seltenen Fällen wählen die Besitzer eine biologisch abbaubare Urne, um sie im eigenen Garten oder auf einem Tierfriedhof beizusetzen.

Beerdigung im eigenen Garten möglich

30 Millionen Haustiere leben in Deutschland, darunter etwa 13 Millionen Katzen und 9 Millionen Hunde. Für die Betreiber der Tierkrematorien ein wachsender Markt. Sie kommen den Wünschen der Tierbesitzer nach einer würdevollen Beerdigung der Haustiere nach, sagt Dr. Miriam Hämmerle, Amtstierärztin am Regierungspräsidium Karlsruhe.

Das erste Tierkrematorium in Baden-Württemberg wurde 1998 eröffnet. Mittlerweile gibt es deutschlandweit etwa 30, in denen jährlich geschätzt etwa 100.000 Haustiere eingeäschert werden. Doch viele Haustier-Besitzer wollen ihr geliebtes "Familienmitglied" im eigenen Garten begraben. Dabei sollten mindestens 50 Zentimeter Erde über dem Tier liegen, so Hämmerle, damit es nicht von Füchsen ausgegraben werden kann.

Auch die Präparation ist eine Möglichkeit

Bleibt der tote Hund, Vogel oder Hamster, die tote Katze oder das tote Meerschweinchen beim Tierarzt, wird das Tier abgeholt und in eine Tierkörper-Beseitigungsanstalt gebracht, wo vor allem die Schlachtabfälle von Nutztieren weiterverarbeitet werden. Während einer Drucksterilisation bei über 130 Grad Celsius werden in diesen Anlagen krankmachende Keime abgetötet. Anschließend wird das "Material" entwässert und gepresst – es entstehen Tiermehl und Tierfett. Vor 20 Jahren durfte Tiermehl noch verfüttert und Tierfett noch Seifen beigemischt werden. Seit dem Jahr 2000 ist das verboten.

Tiermehl wird heutzutage als Zusatzbrennstoff z.B. in Kohlekraftwerken verwendet. Viele Tierbesitzer wissen das nicht – oder wollen es lieber nicht wissen. Die Vorstellung graust sie, genauso wie die Vorstellung, dass ein Präparator ihr Haustier ausstopft – kaum ein Tierhalter nimmt dessen Dienste in Anspruch.

Beisetzung auf dem Tierfriedhof

Deutlich mehr Haustierbesitzer entscheiden sich für eine Bestattung auf einem Tierfriedhof, etwa in Karlsruhe. Den Tierfriedhof dort gibt es schon seit 40 Jahren, er gehört zum Tierheim gegenüber. Tierpfleger Swen Janson kümmert sich seit 17 Jahren um die Beerdigungen. Mittlerweile sind etwa 250 der 400 Grabstellen belegt: Neben Katzen und Hunden liegen auf dem Friedhof Vögel, Meerschweinchen, Kaninchen und Frettchen. Fünf bis zehn Beisetzungen führen Swen Janson und sein Team jeden Monat durch.

Wichtig ist den Haustierbesitzern und -besitzerinnen, dass das geliebte Tier in einer schönen Erinnerung bleibt und ein Abschied in Würde möglich ist.

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