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15.11.1886: Robert Bosch eröffnet in Stuttgart eine Werkstatt

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AUTOR/IN
Pia Fruth

Was einst die Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik (1 Chef, 1 Geselle und 1 Lehrling) war, ist 135 Jahre später die Robert Bosch GmbH mit 100.000 Mitarbeitern.

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Nach einer Feinmechanik-Lehre zieht es Bosch nach Amerika

Als junger Teenager tut sich Robert Bosch mit dem Rechnen ziemlich schwer. Das wird sich später ändern. Aber erst einmal bricht er wegen seiner Rechenschwäche die Ulmer Realschule nach der siebten Klasse ab. Die Eltern Bosch tragen es mit Fassung.

Vater Servatius ist Landwirt, Freimaurer und überzeugter Demokrat, Mutter Margarethe eine fleißige Wirtin. Sie empfehlen ihrem Sohn eine handwerkliche Ausbildung. Später erinnert sich Robert Bosch: „Als ich mich so nachgerade für einen Beruf entscheiden sollte, fragte mich mein Vater einmal, ob ich nicht Feinmechaniker werden wollte, und ich sagte ja.“

Die noch junge Elektrotechnik hat es Robert Bosch angetan. Nach drei Jahren Lehrzeit zieht es ihn darum nach Amerika zu Edison. Dort werden Bogenlampen, Glühbirnen, Thermometer und Grammophone gebaut. Außerdem ist die Elektrifizierung der Millionenstadt New York in vollem Gange. Von deutschen Produkten will dagegen auf der ganzen Welt noch niemand etwas wissen.

Bosch ist ein strenger, aber fairer Chef

Dieses schlechte Image deutscher Produkte wird Robert Bosch im Laufe seines Lebens maßgeblich verändern. „Made in Germany“ wird unter anderem durch die hohe Qualität seiner Produkte zu einem international anerkannten Gütesiegel.

Als Robert Bosch an Weihnachten 1885 aus Amerika zurückkommt, hat er sich per Brief mit seiner zukünftigen Ehefrau Anna verlobt. Um eine Familie gründen zu können, möchte er ein geregeltes Einkommen haben. Am 15. November 1886 eröffnet er darum seine „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“ in Stuttgart.

Seinen beiden Mitarbeitern ist Bosch ein strenger, aber fairer Chef. Er leiht sich Geld, um den Monatslohn pünktlich zahlen zu können. Wenn aber nutzlos das Licht in der Werkstatt brennt, gerät er in Rage, erinnert sich seine jüngste Tochter Eva: „Seine Charaktereigenschaften hatten schon auch sehr viel mit seinem schwäbischen Hintergrund zu tun: Verschwendung war für ihn also unmöglich. Und ich würde sagen, der Grundsatz: „Geld verpflichtet” oder „Vermögen verpflichtet” war für ihn sehr, sehr bestimmend.“

Bosch führt den Acht-Stunden-Tag und den freien Samstagnachmittag ein

Als die Geschäfte in Schwung kommen, führt er 1906 als einer der ersten Unternehmer den Acht-Stunden-Tag und den freien Samstagnachmittag ein: „Ich habe früh, schon im Jahre 1906, die achtstündige Arbeitszeit in meinem Betrieb eingeführt, weil ich sie für die wirtschaftlichste hielt und für am zuträglichsten für die Erhaltung der menschlichen Arbeitskraft.“

Vor 160 Jahren wurde Robert Bosch geboren. Der Erfinder gründete 1886 in Stuttgart eine "Werkstätte für Feinmechanik und...Posted by SWR2 on Thursday, September 23, 2021

Aus der kleinen Werkstatt wird durch kluges Wirtschaften im Laufe der Jahre ein Großkonzern. Trotzdem vergisst Robert Bosch seine bescheidenen Anfänge nie. Darum legt er in seinem Testament fest, dass ein Teil des Unternehmensgewinns jedes Jahr für soziale, wissenschaftliche und kulturelle Zwecken gespendet wird.

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Pia Fruth