Album-Tipp

Für die eigene Tochter – Matan Porat: Dances for Zoe

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AUTOR/IN
Albrecht Selge
ONLINEFASSUNG
Sebastian Kiefl
KÜNSTLER/IN
Matan Porat

„Dances for Zoe“ heißt das neue Album des 40-jährigen israelisch-deutschen Pianisten Matan Porat, es ist sein viertes. Wer mag sie nur sein, diese Zoe? Und wie passen vierzehn Komponisten aus vier Jahrhunderten zusammen?

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21 Klavierstücke für die Tochter

Klassik für Kinder ist ein leidiges Thema. Wer hat sich nicht schon geschämt angesichts etwelcher „Klassik ist cool“-Kampagnen? Ultra cringe, würden die älteren Kinder sagen.

Auf die Frage, ob das nicht übertrieben wäre mit all diesen Education-Programmen heutzutage, antwortete der alte Dirigent Michael Gielen mal mit der amüsierten Gegenfrage: „Na, wovon wollen wir sonst morgen leben, wenn keiner mehr ins Konzert kommt?“

Der Pianist Matan Porat gibt eine ganz persönliche Antwort. Ihm geht es nicht um Pädagogik, sondern um Schönheit und spielerischen Genuss. Also bringt er 21 Klavierstücke auf ein Album, ausgewählt für seine Tochter Zoe.

Kindgemäßes Album mit lauter Tänzen

Matan Porat, geboren 1982 in Israel, lebt in Berlin. Dafür, wie originell dieser Pianist ist, scheint er noch wenig bekannt. Vor zehn Jahren konzipierte er ein ganzes Klassiker-Album rund um ein kleines, unscheinbares Motiv von Scarlatti. 

Porats freie Musikauswahl geht bis zurück ins achtzehnte Jahrhundert, etwa zu Carl Philipp Emanuel Bach, der bei ihm traumhaft gedimmt klingt, wie unter einem zarten Schleier aus Seide.

Auf dem neuen Album sind – kindgemäß – lauter Tänze zu hören, alle auf dem Steinwayflügel. Vom Tango bis zum Menuett, von der Sarabande bis zur Mazurka. Die Namen der Komponisten reichen von ABC wie Thomas Adès, Brahms und Couperin – okay, nicht bis XYZ, aber immerhin bis RS wie Ravel und Skrjabin. Und auch dieses knapp einstündige Album ist wunderbar komponiert.

Kritik der Zielgruppe

Komponieren tut Matan Porat übrigens auch selbst, wie zum Beispiel mit dem Walzer „for Bill“. Gemeint ist der große Jazzpianist Bill Evans, von dem dann ebenfalls noch ein Stück enthalten ist.

Aber eigentlich geht es ja gar nicht darum, wie der Autor dieses Album finde. Darum habe ich er es seinem jüngsten Sohn gegeben, sechs Jahre alt, und der hat es sich angehört.

„Es ist toll“, meinte er danach, „und der Mann kann sehr gut Klavier spielen.“ Ein paar Nummern kreuzte er an, zum Beispiel das Bach-Menuett und die Franzosen Rameau, Ravel, Satie. Außerdem alles von Brahms.

Ein Fan der Avantgarde

Die meiste Zeit hörte der Sohn übrigens nebenher beim Legospielen. Aber ein Stück gab es, das ihn schlagartig elektrisierte. Da tat er sein Spielzeug beiseite und legte sich auf den Bauch, direkt vor den Lautsprecher. Hörte fasziniert zu und klopfte konzentriert mit dem Fuß eine eigene Stimme dazu. Das geschah nicht etwa bei den Nummern von Strawinsky oder Schostakowitsch, sondern bei – Helmut Lachenmann.

Der alte Erz-Avantgardist Lachenmann ist eben auch ein wahres musikalisches Spielkind. In seinem „Schattentanz“ von 1980, damals geschrieben für seine eigenen Kinder, werden nur die beiden höchsten Tasten des Klaviers benutzt – und der Klang, der dazwischen entsteht, ist märchenhaft entzückend, wie dieses ganze Album.

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