Beim diesjährigen Liedfestival des Heidelberger Frühlings steht der Komponist Franz Schubert zentral. Dessen Schaffen sei geprägt gewesen von der prärevolutionären Zeit in Deutschland, in der er gelebt habe. „Wir dürfen diese unwahrscheinlich wichtige Zeit des Vormärz nicht unterschätzen“, sagt der Bariton Thomas Hampson, „und da war Schubert in den 1820er Jahren mittendrin.“
Der Begriff „Vormärz“ bezieht sich auf eine Epoche in der deutschen Geschichte, die zeitlich vor der Märzrevolution zwischen 1815 und 1848 liegt. Es war eine Periode des politischen und kulturellen Aufbruchs in Deutschland, geprägt von der Unzufriedenheit mit dem restaurativen System der deutschen Fürsten und dem Wunsch nach Veränderung. „Wir können uns heute gar nicht vorstellen was es für die Künstler damals bedeutet haben muss, unter dieser eisernen Käseglocke zu leben“, so Hampson.
Neben unterschiedlichen Liedkonzerten stehen öffentliche Meisterklassen der Heidelberger Frühling Liedakademie und eine Vortragsreihe mit Thomas Hampson, ein programmatischer Fokus auf den Komponisten Jörg Widmann zu seinem runden Geburtstag sowie Singer-Songwriter-Konzerte und ein mehrtägiges Lied.LAB auf dem Programm.
Heidelberger Frühling zum Nachhören
Heidelberger Frühling Schwärmerisches in historischem Klang - Brahms Streichsextett Nr. 2 G-Dur op. 36
"Brahms, der Schwärmer" hatten die Musikerinnen es Freiburger Barockorchesters und des Quatuor Ardeo ihr Programm mit den Streichsextetten überschrieben. Denn das schwärmerische zweite Werk G-Dur op. 36 wurde - wie auch das Schwesterwerk - wesentlich von zwei Freundinnen des Komponisten, Clara Schumann und Agathe von Siebold, geprägt. Pur und mit feinen, über die Jahre verschütt gegangenen Originalfarben, zeichneten die Musikerinnen diese Musik von Johannes Brahms.
Premierenbericht Keine Angst vor kultureller Aneignung: LiedLab beim Heidelberger Frühling
Hinter der Marke „Heidelberger Frühling“ steckt inzwischen nicht mehr nur das Klassikfestival in der namengebenden Jahreszeit, sondern auch das sogenannte Liedfestival im Frühsommer. Begonnen hat es am vergangenen Mittwoch mit einer experimentellen Veranstaltung aus dem LIED.LAB.
„10 Kilometer Lied. Lieder und Instrumentalmusik aus Ost und West.“ So der Titel der Veranstaltung, die sich als eine Art musikalischen Reise entlang der Seidenstraße versteht. Und die zudem noch im Heidelberger Völkerkundemuseum stattfindet, wo es gerade eine passende Ausstellung gibt. Was es da zu hören und zu erleben gibt, berichtet Martina Senghas.