Album-Tipp zum Puccini-Jahr 2024

Charles Castronovo singt Giacomo Puccinis Orchesterlieder "I Canti"

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Manuel Brug
Manuel Brug

Giacomo Puccini ist bald 100 Jahre tot, er starb am 29. November 1924. Aber er ist immer noch ungemein populär, mit seinen nur zehn Werken aus dem Opernrepertoire nicht wegzudenken. Doch es gibt auch noch Unbekanntes in seinem schmalen Œuvre zu entdecken, wie diese CD zum Auftakt des Puccini-Jahrs 2024 beweist.

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Das sind etwa die 16 Lieder, die nun für den Tenor Charles Castronovo orchestriert wurden. Zusammen mit drei frühen Orchesterwerken hat sie Leipzigs zukünftiger Opernmusikchef Ivan Repušić mit seinem Münchner Rundfunkorchester für BR-Klassik aufgenommen.

Puccini bringt uns zum Weinen

Bach balanciert uns aus. Mozart holt uns in eine bessere Welt. Beethoven erhebt uns, Schubert macht traurig. Verdi beschleunigt und Wagner erregt. In Strauss dürfen wir baden, Schönberg, Berg und Schostakowitsch fordern uns.

Puccini aber bringt zum Weinen. Er konnte es einfach – auch in einem ganz frühen Lied: „A te“. Charles Castronovo singt es mit der drängenden Leidenschaft des Operntenors.

Das ist schön und gut, für Körper und Seele. Von solch kathartischer Wirkung schwärmten schon die alten Griechen. Puccini bekommt Gefühlentladungen immer hin. Sogar in der jugendlichen Kirchenkomposition „Salve Regina“.

YouTube-Video: Charles Castronovo singt Puccinis Storiella d’amore

Raffiniertes Spiel auf der Tastatur der Emotionen

Hinterher, wenn in seinen Opern Manon, Mimì, Floria Tosca, die kleine Frau Schmetterling, Schwester Angelica und die Sklavin Liù tot sind, dann ist es uns peinlich.

„Weepie“, so heißen in der Filmbranche etwas verächtlich Taschentücher-Filme für ein vornehmlich weibliches Publikum, die freilich raffiniert auf der Tastatur der Emotionen zu spielen wissen. So wie Giacomo Puccini etwa in der „Hymne an Diana“, ebenfalls ein Werk aus seiner Studienzeit.

Eine besondere CD zum Puccini-Jahr 2024 

Am 22. Dezember 1858 wurde Puccini geboren – vor 100 Jahren, am 29. November 1924, starb der starke Raucher an Kehlkopfkrebs. Auch wenn ihn einige immer noch, wie schon Kurt Tucholsky, als „Verdi des kleinen Mannes“ abtun, es wird ein langes Puccini-Jubiläumsjahr werden.

Es wird sich auf ein überschaubares Œuvre konzentrieren. Denn Puccini reüssierte mit nur zehn Musiktheaterwerken. Wie also ehrt man heute per CD einen Komponisten, dessen Werke alle in hervorragenden Einspielungen vorliegen?

Man lässt sich etwas Einmaliges einfallen. Etwas, das zum Beispiel auch das sehr opernvertraute Schlaflied „Sogno d’or“, einschließt.

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Tenor Charles Castronovo als Puccini-Alter-Ego

1989 veröffentlichte Plácido Domingo eine CD mit 16 unbekannten Puccini-Klavierliedern – Jugendwerken, Albumblättern, Gelegenheitskompositionen. Und auf dem Cover saß er als weiß gekleidetes Puccini-Alter-Ego am Caféhaus-Tisch.

Ähnlich präsentiert sich jetzt – wenn auch mit dunklem Tuch – der als Sohn sizilianischer und ecuadorianischer Eltern in New York geborene Tenor Charles Castronovo.

Für ihn wurden auf Empfehlung des bald an die Leipziger Oper wechselnden Dirigenten Ivan Repušić diese Lieder von Johannes X. Schachtner atmosphärisch authentisch orchestriert. So wie etwa das Lied „Mentia l’avviso“, das sich später in eine Arie des Des Grieux aus „Manon Lescaut“ verwandelte.

Origineller wie gelungener Auftakt zum Puccini-Jahr

Charles Castronovo ist gegenwärtig Artist-in-Residence beim Münchner Rundfunkorchester, dem Repušić ebenfalls vorsteht. So hat man diese Vokal-Schmuckstücke beim hausinternen Label BR Klassik eingespielt.

Man kann hier ein wenig in die Puccini-Werkstadt schauen.

Da findet sich eine Canzone, ein nur 40 Sekunden langes, vertontes Sprichwort und eine Rom-Hymne – vor allem aber eben so mancher, später ausformulierter Opernariengedanke. Insgesamt ist diese CD ein so origineller wie gelungener Auftakt zum Puccini-Jahr.

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