Die 7-köpfige Band „Botticelli Baby“ am 21. Juli beim Zeltmusikfestival Freiburg: Marlon Bösherz - Gesang, Bass, Lyriks, Alex Niermann  - Trompete, Komposition, Jörg Buttler – Gitarre, Lucius Nawothnig – Piano, Max Wehner – Posaune, Christian Scheer -  Saxophon, Tom Hellenthal -  Schlagzeug

Live-Musik bei den ARD Hörspieltagen im November

Zwischen Jazz, Balkan und Punk: „Botticelli-Baby“ bringen die ARD Hörspieltage zum Tanzen

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INTERVIEW
Volker Brzezinski
Clemens Zoch

„Ekstatische Stimmung, Schweiß, eine laute Meditation. Die Musik ist fett und ehrlich.“ So beschreiben „Botticelli-Baby“ selbst ihre Musik. Mit druckvollen Bläserriffs, jazzigen Grooves und ungehobeltem Gesang bringen sie Säle, Clubs und Zelte zum Kochen. „Ich liebe es, auf der Bühne zu stehen und die Meute jubeln zu hören“, sagt Sänger und Bassist Marlon Bösherz im SWR2 Interview.

Die 7-köpfige Band „Botticelli Baby“ am 21. Juli beim Zeltmusikfestival Freiburg: Marlon Bösherz - Gesang, Bass, Lyriks, Alex Niermann  - Trompete, Komposition, Jörg Buttler – Gitarre, Lucius Nawothnig – Piano, Max Wehner – Posaune, Christian Scheer -  Saxophon, Tom Hellenthal -  Schlagzeug
„Botticelli Baby“ am 21. Juli 2023 beim Zeltmusikfestival Freiburg: „Meist kriegen wir die Leute!“

Hallo Marlon, Eure exzentrischen Live-Konzerte sind legendär. Was macht Euch so besonders?

Marlon Bösherz: Meist ist es das Phänomen, dass wir die Leute erst mal überfordern und umhauen, mit was Neuem konfrontieren. Es kommt dann so ein „Wow! So eine Performance habe ich ja in den Achtzigern das letzte Mal erlebt.“ Meist kriegen wir die Leute.

Was ist für Euch der Unterschied zwischen Bühne und Probenraum?

Live ist immer ganz anders als im Studio. Da gibt es ein ganz anderes Hochgefühl als bei der konzentrierten Arbeit mit der Gruppe im Studio. Und es gefällt mir, dieses Hochgefühl zu haben.

„Ich liebe es, auf der Bühne zu stehen und die Meute jubeln zu hören, Resonanz zu bekommen. Das ist ein sehr schönes Gefühl. Ein Konzert ist richtig gelungen, wenn alle mitmachen und sich angesprochen fühlen.“

Die 7-köpfige Band „Botticelli Baby“ am 21. Juli beim Zeltmusikfestival Freiburg: Marlon Bösherz - Gesang, Bass, Lyriks, Alex Niermann  - Trompete, Komposition, Jörg Buttler – Gitarre, Lucius Nawothnig – Piano, Max Wehner – Posaune, Christian Scheer -  Saxophon, Tom Hellenthal -  Schlagzeug
Marlon Bösherz mit Gitarrist Jörg Buttler auf der ZMF Bühne

Eure Musik ist schwer einzuordnen: Jazz, aber tanzbar und roh. Woran merkt ihr, dass es richtig läuft?

Wir lieben es, wenn die Leute sich zeigen. Ob im Sitzen, Stehen Tanzen oder auch in der Schockstarre. Meist ist es tatsächlich der Applaus, der uns zeigt: Da wird mitgehört, verstanden, da wird sich verknallt.

„Manchmal ist es wie so ein Verliebtheitsgefühl, was einem da entgegen schwappt, und Ich bin umgehauen von dem, was, was mir da begegnet.“

Die 7-köpfige Band „Botticelli Baby“ am 21. Juli beim Zeltmusikfestival Freiburg: Marlon Bösherz - Gesang, Bass, Lyriks, Alex Niermann  - Trompete, Komposition, Jörg Buttler – Gitarre, Lucius Nawothnig – Piano, Max Wehner – Posaune, Christian Scheer -  Saxophon, Tom Hellenthal -  Schlagzeug
„Wir haben das ganze Mal als 'Junk' bezeichnet, also als eine Art Fusion aus Jazz und Punk.“

Botticelli Baby - Blue Dots (Official Video)

Wie würdet Ihr Eure Musik selbst bezeichnen?

Wir haben das ganze Mal als „Junk“ bezeichnet, also als eine Art Fusion aus Jazz und Punk, weil der Punk die Möglichkeit gibt, sich auszuprobieren und an den Schönheitsidealen vorbei das Wütende, Schwache, Bunte, Laute und Exzentrische zu zeigen.

Und was ist mit dem Jazz?

Das kann auch der Jazz, konnte es lange Zeit als eine Musik, in der Selbstverwirklichung stattfindet – vielleicht auf einem etwas anderen Niveau, aber darum geht's nicht. Der Ausdruck ist wichtig.

Wie arbeitet Ihr als Band zusammen?

Wir sind eine echte Band. Es gibt eigentlich keinen Kopf der Gruppe, der das kreative Know-how hat und alle damit versorgt, sondern es ist ein demokratischer, hochgradig anstrengender Akt, miteinander Songs zu schreiben, zu musizieren.

Und jeder hat da seinen eigenen Dickkopf. Und das ist für mich eine Band, ein fast altertümlicher Gedanke zu einer Musikgruppe.

Die 7-köpfige Band „Botticelli Baby“ am 21. Juli beim Zeltmusikfestival Freiburg: Marlon Bösherz - Gesang, Bass, Lyriks, Alex Niermann  - Trompete, Komposition, Jörg Buttler – Gitarre, Lucius Nawothnig – Piano, Max Wehner – Posaune, Christian Scheer -  Saxophon, Tom Hellenthal -  Schlagzeug
„Wir sind eine echte Band. Es gibt eigentlich keinen Kopf der Gruppe, der das kreative Know-how hat und alle damit versorgt, sondern es ist ein demokratischer, hochgradig anstrengender Akt, miteinander Songs zu schreiben, zu musizieren.“

Wie entstehen die Texte?

Die Texte schreibe ich, und zwar auf Englisch, weiß Gott kein gutes Englisch. Darum geht es aber nicht. Für mich ist Verständlichkeit wichtig und, dass ich das, was ich sagen möchte, verdichten und eben wie ein Gedicht vortragen kann.

Ich arbeite eigentlich als Lyriker, veröffentliche viel auf Deutsch. Diese englischen Texte sind dann meist Übersetzungen, die noch mehr eingekocht und singbarer gemacht werden.

Worum geht es in Deinen Texten?

Es geht meist um Fragen wie: Wer bin ich denn eigentlich? Und wer seid ihr? Wie stehe ich dem Leben gegenüber? Was ist mein Geschlecht und was macht das aus?

Ich kann keine Lösungen bieten. Deshalb kann ich auch nicht sagen „Das ist Scheiße und das ist total toll“, sondern ich habe mir diese und jene Gedanken gemacht. „Was sagt ihr dazu?“

Botticelli Baby - Digge Digge Dig (Official Video)

Wenn ich zum Beispiel singe: „Hey, Du brauchst nicht mit deinem Popo wackeln für mich“, meint das: „Aber mach es, wenn es dich erfreut, wenn du das willst.“ Es ist einfach konsensuelles Flirten, wenn man so will, das ist cool auf einer Party, das funktioniert und darauf stehe ich.

Ihr spielt am 11. November bei den ARD Hörspieltagen in Karlsruhe. Hast Du auch Interesse am Hörspiel?

Ja. gestern noch habe ich den „Herrn der Ringe“ von 1992 auf Kassette gehört, das hab ich durch Zufall auf dem Flohmarkt entdeckt. Ein ganz tolles Werk, so ein großes Buch einzukochen auf diese Stunden des Hörspiels. Und dann mit dem ganz jungen Rufus Beck.

Hörspiel ist für mich ein sehr wichtiges Genre, auch Lesungen. Und ich höre noch auf Kassette, damit bin ich groß geworden. Ich bin tatsächlich noch nicht ganz so alt, aber die „ALF“-Kassetten und „Benjamin Blümchen“, „Der kleine Wassermann“ und „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler – das hab ich alles noch gehört.

Du produzierst  ja auch selber noch Kassetten …

Ja, meine Lyrik, die ich auch selbst verlege, momentan in 100er-Auflagen, die vertone ich auch, nehme die auf im professionellen Home-Studio und unterlege die mit Musik. Und dann wird das eben oft auf Tonband oder auf Kassette überspielt danach wieder digitalisiert.

Das klingt dann so richtig schön cremig, wenn es dann noch unter die digitale Aufnahme gemischt wird. Und dann hat das so einen ganz speziellen Charme.

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