Platz 9 (31 Punkte)

Douglas Stuart: Young Mungo

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Die Autorenkarriere des Schotten Douglas Stuart ist eine echte Aufsteigergeschichte: Geboren 1976 in Glasgow als Sohn einer Arbeiterfamilie, wuchs er bei seiner Mutter auf; seinen Vater kennt er bis heute nicht. Die Mutter starb, als er 16 Jahre alt war, und Stuart schlug sich größtenteils ohne fremde Hilfe durchs Leben. Zur Literatur kam er in der Schule über seinen Lehrer. Nach der Schule studierte Stuart Modedesign in London, erwarb einen Master-Abschluss und zog nach New York, wo er heute noch lebt.

Stuarts Biografie ist darum von Bedeutung, weil er in seinem Debütroman „Shuggie Bain“ aus seiner Jugendzeit in den sozial kalten 1980er-Jahren der Thatcher-Zeit erzählt. Vom Aufwachsen mit einer alkoholsüchtigen Mutter; von einem zarten Jugendlichen, der seinen Platz sucht und seine Homosexualität entdeckt. 30 Verlage lehnten „Shuggie Bain“ ab, doch als es endlich mit der Veröffentlichung klappte, wurde Douglas Stuart mit dem Booker Prize ausgezeichnet – als zweiter Schotte überhaupt. Der erste war Stuarts großes Vorbild James Kelman.

„Young Mungo“, Stuarts zweiter Roman, knüpft inhaltlich stark an das Debüt an, doch die Handlung ist dieses Mal in den 1990er-Jahren angesiedelt. Es geht um Mungo und James, zwei Jungen, die sich lieben, in einer gewalttätigen und homophoben Welt und in der harten Arbeiterstadt Glasgow mit all ihren sozialen Verwerfungen und ihrer Tristesse. Diesem Szenario trotzt Stuart in seiner Sprache Momente der Hoffnung und auch der Schönheit ab.

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Autor/in
SWR