Fritz Irsch spielt auf seiner steirischen Harmonika. (Foto: SWR)

Akkordeon-Spielen ist sein Leben

Wie Musik einen 96-Jährigen aus der Eifel jung hält

Stand
AUTOR/IN
Silja Friedrich

Mit 96 Jahren kommt er ins Seniorenheim - aber nur zu Besuch. Fritz Irsch musiziert regelmäßig in verschiedenen Einrichtungen in der Eifel rund um Waxweiler.

Angelika Fuxen wohnt im Seniorenheim Berghof in Neuerburg in der Eifel. Jede Woche freut sie sich auf Fritz Irsch. Der ist mit seinen 96 noch sechs Jahre älter als sie. Trotzdem kommt er regelmäßig vorbei und sorgt für Stimmung.

Ein 96-jähriger Vollblutmusiker mit Akkordeon

Fritz Irsch ist Vollblutmusiker. Seit Jahrzehnten spielt er auf verschiedenen Instrumenten, hauptsächlich Akkordeon und Fanfare. Die Musik halte fit, das sei sogar wissenschaftlich bewiesen, sagt er. Bei ihm stimmt diese These auf jeden Fall. Schließlich wohnt der 96-Jährige immer noch selbständig in seinem Haus in Waxweiler.

"Musik ist die beste Therapie."

"Was würde ich machen, wenn ich nix tun würde? Rumsitzen! Dann wäre ich längst tot", sagt er. Nach dem Tod seiner Frau habe ihn die Musik aufgefangen. Ein Freund habe ihm zum weiteren Musizieren geraten. So sei er auch auf die Idee gekommen, in die Seniorenheime zu fahren. Um sich abzulenken und den Bewohnern eine Freude zu machen. "Musik ist die beste Therapie", erzählt er.

Herbert Theis (86), Hedwig Steil (76) und Fritz Irsch (96) begleiten die Sänger auf ihren Instrumenten. (Foto: SWR)
Herbert Theis (86), Hedwig Steil (76) und Fritz Irsch (96) begleiten die Sänger auf ihren Instrumenten.

Mit 10 Jahren spielte er schon im Fanfarenzug Waxweiler

Schon als kleiner Junge hat Fritz Irsch musiziert. Mit 10 Jahren trat er in den damals jungen Fanfarenzug Waxweiler ein. Nach dem Krieg gründete er ihn neu. Und löste ihn am Ende auf: Es gebe nicht mehr genug Mitglieder. Wegen Corona habe man sich nicht mehr treffen können. "Zudem die Probleme mit dem ganzen modernen Schriftkram und dann das Finanzamt", zählt Fritz Irsch die Gründe auf.

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Ganz aufgegeben hat er seinen Fanfarenzug nicht. Die jahrzehntelange Tradition, am Kriegerdenkmal zu spielen, wird fortgeführt. Das haben ihm die verbliebenen Musiker versprochen. Außerdem bildet Fritz Irsch auch noch seine Enkel aus, damit diese bei der Kranzniederlegung die richtigen Signale spielen. Schließlich werden am Volkstrauertag besondere Stücke gespielt. Er möchte sicherstellen, dass dieser Brauch noch lange erhalten bleibt. Er ist zuversichtlich, denn "die Jungs haben mir versprochen: Wir machen weiter."

Fritz Irsch kompensiert den Verlust seines Vereins in den Musikstunden mit den Senioren. Mehrmals pro Woche packt Fritz Irsch sein Akkordeon, die geliebte Steirische Harmonika, ins Auto. Dann fährt er zu den jeweiligen Terminen in die Seniorenheime. Diese Nachmittage sind bei den Bewohnern beliebt. Deshalb besucht Fritz Irsch abwechselnd verschiedene Einrichtungen in der Umgebung. So wie auch das Seniorenheim Berghof in Neuerburg in der Eifel, wo Angelika Fuxen lebt.

Musik bietet Abwechslung in den Seniorenheimen

"Da bin ich immer dabei."

Das Musizieren sei sehr wichtig in solchen Einrichtungen, erzählt Angelika Fuxen. "Es fehlt mir sowas, da bin ich immer dabei." Deswegen hofft sie, dass Fritz Irsch weiterhin kommen kann. Damit sie in einer glücklichen Runde sitzen können. "Er spielt und ich singe", schwärmt sie.

Angelika Fuxen genießt die Musikstunden. (Foto: SWR)
Angelika Fuxen genießt die Musikstunden.

Mit 96 Jahren noch zu fit für das Altersheim

Auf die Frage, wie lange er dies noch machen will, hat Fritz Irsch eine klare Antwort: "Solange es noch geht." Dabei hat er mit seinen 96 Jahren schon viele Freunde zu Grabe getragen. Seine Frau und einen Sohn musste er zudem verabschieden. Manchmal erfüllt er einem Heimbewohner dessen letzten Wunsch und spielt dann auf dessen Beerdigung.

Manchmal spielt Fritz Irsch auf den Beerdigungen von Heimbewohnern. (Foto: SWR)
Manchmal spielt Fritz Irsch auf den Beerdigungen von Heimbewohnern.

"Ich muss noch überall meinen Dienst versehen."

Fritz Irsch wurde schon angeboten, selbst in eins der Altenheime zu ziehen. Er habe aber dankend abgelehnt, sagt er. Dafür sei er noch zu jung und zu fit. Und außerdem gehe das gar nicht. "Ich muss doch überall meinen Dienst versehen."

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