Radfahrer versucht mit einem Schwimmhilfe im Stadtverkehr Autos auf Abstand zu halten (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Julian Stratenschulte)

Volle Straßen und wenig Platz

Trierer Experte: "Mehr Mut beim Ausbau von Radwegen!"

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Joachim Keller

Damit mehr Trierer aufs Fahrrad umsteigen, müssten sie sich auf den Straßen sicherer fühlen. Dafür wäre aber mehr Platz nötig, den es nicht gibt. Andere Lösungen müssen her, sagt der Trierer Verkehrsexperte Roland Trapp.

Die Lage in Trier ist für Auto- und Fahrradfahrer vertrackt. Die meisten Straßen sind eng. Es gibt zu wenig Platz. Ein Ausbau ist schwierig, weil die Stadt in einem Tal liegt. Und eine jahrzehntelange Verkehrsplanung zugunsten der Autofahrer erschwert die Situation.

SWR Aktuell: Wie kann Trier für Fahrradfahrer attraktiver gemacht werden?

Prof. Roland Trapp: Ich denke, die Entscheidung der Bürger, sich aufs Fahrrad zu setzen, findet im Kopf, aber zum größeren Teil im Bauch statt. Und zu diesem Bauchgefühl gehört es, dass ich als Fahrradfahrer ein gutes Angebot bekomme. Dazu gehört ein lückenloses Fahrradnetz. Das ist auch von der Stadt geplant. Die Umsetzung müsste aber viel schneller gehen.

Professor Dr.-Ing. Roland Trapp von der Hochschule Trier (Foto: privat)
Professor Roland Trapp lehrt an der Hochschule Trier. Der Vekehrsexperte fordert, die jahrzentelange Verkehrsplanung zugunsten der Autofahrer schnell umzukehren. Das erfordere viel Mut der Verantwortlichen.

Auf vielen Strecken kommt man sicher schon jetzt ganz gut voran. Aber das Problem ist, dass ich, wenn ich das Netz nicht kenne, nicht einfach mal drauflosfahren kann. Weil ich dann als Radfahrer sehr schnell irgendwo auf dem Alleenring landen würde. Der ist stark befahren und eng. Fahrradwege dort sind häufig nicht durchgängig. Radfahrer haben dann schnell den Eindruck, nicht sicher zu sein.

Parkplätze für Autos sollten in der Stadt reduziert werden

SWR Aktuell: Was schlagen Sie vor, um die Situation für Radfahrer zu verbessern?

Trapp: Sogenannte Fahrradstraßen sind schon mal eine gute Sache für Radfahrer, wenn sie auf einer Strecke liegen, wo auch viele Autofahrer fahren wollen. Was die Stadt schon macht, sind Autoparkplätze an der Oberfläche, also in den Straßen, zu reduzieren. Das geht aber immer noch nicht schnell genug. Das ist natürlich ein Riesenthema in jeder Stadt, wie sie mit den oberirdischen Pkw-Parkplätzen umgeht, weil die viel wertvollen Platz auffressen.

SWR Aktuell: Wie sehen gute Radweg aus?

Trapp: Das hängt davon ab, welche Zielgruppen von Radfahrern ich anspreche. Um mehr Menschen aufs Rad zu bringen, braucht es am Ende verschiedene und viele Angebote: Radwege, Fahrradstraßen, Pendler-Radrouten, Radschutzstreifen. Für Menschen, die lange oder kurze Distanzen fahren. Daher sind sinnvolle Radangebote wichtig. Unter dem Motto: Was wird wo gebraucht?

Trier

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Warum Trier nicht unbedingt mehr Radwege braucht und wieso Tempo 30 in der Stadt zur Regelgeschwindigkeit werden sollte, erklärt der ADFC-Vorsitzende im SWR-Interview.

Aber das geht nicht von heute auf morgen. Infrastruktur wie Straßen und Radwege muss in Jahrzehnten gedacht werden. Und es muss der Wille da sein, die betonierten Fehler aus den fünfziger- , sechziger- und siebziger Jahren schneller rückgängig zu machen. Dazu braucht es vor allem Mut bei den Verantwortlichen.

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Joachim Keller