Seit Juni 2021 arbeitet die "Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Verantwortungsbereich des Bistums Trier" daran, alle Missbrauchsfälle im Bistum Trier von der Nachkriegszeit bis heute aufzuarbeiten.
Aber kurz vor der Veröffentlichung ihres ersten Zwischenberichts am Donnerstag macht die Süddeutsche Zeitung (SZ) heute Vorwürfe eines Opfers von sexuellem Missbrauch im Bistum Trier öffentlich.
Missverständliche Formulierung im Bericht der Kommission?
Die unter dem Pseudonym "Karin Weißenfels" bekannte Frau war als junge Gemeindereferentin im Bistum Trier von einem Priester missbraucht und gegen ihren Willen zu einer Abtreibung gedrängt worden. Der Missbrauch soll dann über viele Jahre weitergegangen sein. Laut SZ wurde Weißenfels von der Kommission auch als Missbrauchsopfer anerkannt und hätte im Zwischenbericht erwähnt werden sollen.
Doch die dortige Formulierung, die die SZ zitiert, sei missverständlich: "Der Fall ist nach Auffassung der Kommission eine bedrückende Leidensgeschichte. Sie zeigt große psychische Probleme und langanhaltende Verletzungen."
Aus Sicht von Weißenfels' Anwalt Harald Schloßmacher ist diese Formulierung vage und lässt verschiedenste falsche Deutungen zu, sagte er dem SWR: "Sie kann nämlich in dem Sinne verstanden werden, dass bei Frau Weißenfels bereits vor dem sexuellen Missbrauch psychische Probleme vorlagen und nicht erst als Folge des Missbrauchs eingetreten sind."
Deshalb könne man diese Fassung des Zwischenberichts nicht akzeptieren. Doch auf die Bitte von Weißenfels und ihrem Anwalt, die Formulierung abzuändern, habe die Kommission ablehnend reagiert: Man könne sich nicht auf Diskussionen über Formulierungen einlassen - entweder Weißenfels stimme der Fassung der Kommission zu oder ihr Fall komme im Zwischenbericht nicht vor, zitiert die SZ den Sprecher der Kommission, Gerhard Robbers.
Kommission will Anonymität der Betroffenen wahren
Tatsächlich kommen im Zwischenbericht, der am Donnerstag vorgestellt wurde, keine Betroffenen vor. Die Kommission begründet das damit, dass man Rücksicht auf deren Anonymität nehmen müsse.
Teile der Aussagen von Weißenfels stimmten, andere Teile hingegen nicht. Es stimme nicht, dass sie vor die Alternativen gestellt worden sei, es werde entweder in der ursprünglichen Fassung veröffentlicht oder gar nicht, sagte Robbers. Darüber hinaus wollte er sich nicht äußern.