Irreführend und unzuverlässig

Region Trier: Kliniken kritisieren Krankenhausatlas des Bundes

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Falsche Zahlen beim Pflegepersonal oder Fachbereiche, die keine Erwähnung finden: Kliniken in der Region Trier kritisieren den Krankenhausatlas des Bundesgesundheitsministeriums.

Er soll eine Orientierungshilfe für Patienten sein, die auf der Suche nach der bestmöglichen Behandlung im Krankenhaus sind. Für viele Kliniken - auch in der Region Trier - ist der Krankenhausatlas des Bundesgesundheitsministeriums aber viel mehr irreführend und unzuverlässig.

Kliniken in der Region kritisieren Einträge

Kritik kommt vom Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich. Die Geschäftsleitung kritisiert den Krankenhausatlas scharf, er enthalte schwere Fehler. Im Atlas stünde, dass es insgesamt 266 Pflegekräfte im Verbundkrankenhaus gebe. Tatsächlich seien es aber mehr als 700. Es gibt weitere Kritikpunkte der Wittlicher Geschäftsleitung. Sucht jemand mit Wohnort Wittlich ein geeignetes Krankenhaus für die Behandlung eines akuten Herzinfarkts, verweist der Atlas an erster Stelle auf ein Krankenhaus in Trier. Das sei aber unter Umständen bis zu 30 Minuten entfernt.

Das Krankenhaus in Wittlich würde in diesem Fall erst an zweiter Stelle genannt. Es bestehe der Verdacht, dass Menschen gezielt in größere Krankenhäuser geleitet werden sollen, so eine Sprecherin des Verbundkrankenhauses.

Falsche Zahlen - Kliniken wollen Korrektur

Dietmar Bochert, Sprecher der Marienhaus Gruppe, die unter anderem Kliniken in Hermeskeil, Bitburg und Gerolstein betreibt, kritisiert ebenfalls den Atlas. "Im Krankenhausatlas werden nur vaginale Geburten berücksichtigt, Kaiserschnitte aber nicht", sagt er. "Die perinatalen Fachbereiche zur Versorgung von Schwangeren und Frühchen werden überhaupt nicht erwähnt, dabei sind das extrem wichtige Bereiche." Dadurch würden die Zahlen der Geburten nicht stimmen.

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Die BBT Gruppe, die unter anderem in Trier das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder betreibt, hat ebenfalls Fehler im Atlas bemerkt, die die Anzahl der Fachbereiche in den Kliniken betrifft, die entstanden seien, weil Fachbereiche zusammengefasst wurden.

Die BBT Gruppe sowie die Marienhaus Gruppe wollen die Angaben im Krankenhausatlas jetzt für ihre Einrichtungen überprüfen lassen.

Deutsche Krankenhausgesellschaft fordert Überarbeitung

Auch die deutsche Krankenhausgesellschaft übt harsche Kritik am Krankenhausatlas. So gebe der Atlas zum Teil hochspezialisierte Kliniken durch falsche Fallzahlen als Gelegenheitsversorger aus. Darüber hinaus habe die Gesellschaft Meldungen aus Kliniken in allen Bundesländern erhalten, die falsche Angaben zu Ausstattungen, Notfallstufen und immer wieder zu niedrig angegebenen Fallzahlen festgestellt hätten.

Lauterbachs Klinik-Atlas erfüllt leider nicht ansatzweise sein Versprechen, mehr Transparenz in der Krankenhausbehandlung zu schaffen.

Die Krankenhausgesellschaft fordert das Bundesgesundheitsministerium nun auf, die Fehler so schnell wie möglich zu korrigieren. Informationssuchende sollten den Atlas im Augenblick noch mit größter Vorsicht behandeln: "Lauterbachs Klinik-Atlas erfüllt leider nicht ansatzweise sein Versprechen, mehr Transparenz in der Krankenhausbehandlung zu schaffen", so die Vorstandsvorsitzende Henriette Neumeyer.

Krankenhausatlas von Beginn an umstritten

Das Konzept des Krankenhausatlas war bereits vor seiner Entstehung umstritten, sagt der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) auf SWR Anfrage. "Wir hatten unter den Länderkolleginnen und -kollegen die Sorge, dass die Art und Weise, wie die Einrichtungen in Leveln kategorisiert werden, Menschen eher verwirrt, obwohl ja Transparenz das Ziel ist."

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Man habe die Krankenhausreform als Initiative des Bundes dennoch erst mal mitgetragen, auch wenn das zunächst mehr Arbeit für die Kliniken bedeute, so Hoch. "Aber wenn der Atlas leicht zugänglich ist und somit gute Informationen für alle bereithält, dann springt für den suchenden Menschen am Ende doch etwas Gutes dabei heraus."

Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium räumt aber auch ein, dass die Datenqualität des Atlas zurzeit noch unzureichend und unvollständig ist.

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