Einmal die Woche treffen sich die Schüler in Neumagen-Dhron bei einer AG mit Schulleiter Mario Cossé und seiner Hündin Gesa.

Training für Sozialhunde an Schulen

Wie Hündin Gesa Kindern an der Mosel beim Lernen hilft

Stand
Autor/in
Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier

Schulleiter Mario Cossé bringt seine Hündin mit in den Unterricht. Warum die Kinder in Neumagen-Dhron von ihr lernen können, was ihnen kein Mensch beibringen kann.

"Gesa, los", ruft Mario Cossé. Und Gesa sprintet auf drei bunte Schüsseln zu, die auf dem Boden des Klassenraums liegen. Sie sind umgedreht, sodass die Hündin nicht sehen kann, unter welchem die Leckerchen sind.

Also schnüffelt sie und hebt den blauen Deckel mit der Schnauze hoch. Nichts. Sie schnüffelt weiter und hebt die pinke Schüssel hoch. Wieder nichts. Als sie die rote Schüssel erreicht, wedelt sie schon mit dem Schwanz, hebt sie an. Und findet die Häppchen.

"Gut gemacht Gesa", lobt das Herrchen. Denn sie hat nur wenige Sekunden gebraucht, um die Leckerbissen zu finden. Die Übung soll den Schülern in der Hunde-AG vor Augen führen, wie gut der Geruchssinn der Tiere ist.

Hunde schaffen Ruhe im Klassenraum

Neun Kinder sind in der Gruppe, die sich an der Realschule Plus in Neumagen-Dhron jede Woche nach dem Unterricht trifft. Es sind vor allem Mädchen und Jungs, die zu Hause keinen Hund haben. Sie können hier lernen, mit den Tieren umzugehen. Und noch vieles mehr, sagt Schulleiter Mario Cossé.

Sobald Gesa im Raum sei, seien die Kinder entspannter. Sie verhielten sich leiser als sonst und konzentrierter. "Sie nehmen Rücksicht auf das Tier", sagt Cossé. Die Hündin beruhige die Kinder und das helfe ihnen auch beim Lernen - ob in der AG oder im Mathematikunterricht.

Einmal die Woche treffen sich die Schüler in Neumagen-Dhron bei einer AG mit Schulleiter Mario Cossé und seiner Hündin Gesa.
Schulleiter Mario Cossé hat sein Tier im Griff.

"Das soziale Miteinander hat sich durch den Hund sehr verbessert, sie schafft eine positive Atmosphäre."

Kinder lernen, mit Tieren umzugehen

Sina reicht Gesa ein Leckerchen, die schleckt es aus der Hand. Das Mädchen hat keine Angst vor dem Hund. Sie hätte gerne selbst einen, aber die Eltern haben keine Zeit, sich um ein Tier zu kümmern, sagt sie: "Ich komm gut mit Gesa klar, sie ist brav, eine ganz Nette."

Jasmin macht es am meisten Spaß, mit Gesa spazieren zu gehen. Nebenbei lerne sie hier viel über Tiere. Das ist auch der Grund, warum Jonas die AG besucht: "Ich denke, die AG hilft mir, wenn ich später mal einen Hund habe."

Einmal die Woche treffen sich die Schüler in Neumagen-Dhron bei einer AG mit Schulleiter Mario Cossé und seiner Hündin Gesa.
Einmal die Woche treffen sich die Schüler in Neumagen-Dhron bei einer AG mit Schulleiter Mario Cossé und seiner Hündin Gesa.

Von der Jagd im Wald in den Klassenraum

Seit eineinhalb Jahren nimmt Cossé sein Tier mit in den Unterricht. Eigentlich ist Gesa ein Jagdhund, Rasse: Deutsch-Drahthaar. Noch immer geht der Lehrer mit ihr in den Wald, auf die Pirsch nach Wildschweinen und Rehen. Er nimmt sie aber auch mit in Schulklassen. Wie passt das zusammen?

"Ich lasse sie nirgendwo frei herumlaufen, diesen Jagdinstinkt muss man schon kontrollieren", sagt Cossé. Daher trainiert der Schulleiter regelmäßig mit Gesa bei der Hundeschule Pfotenalarm in Wittlich. Bei Trainerin Britta Schönhofen wurde Gesa auch zum Sozialhund ausgebildet.

Hunde unterstützen im Krankenhaus, in Büros und Kitas

27 Teams betreut Schönhofen in der Region Trier. Es sind Erzieher, die ihre Labradore mit in Kindertagesstätten nehmen. Pfleger, die ihre Schäferhunde in Behinderteneinrichtungen einsetzen, in Psychiatrien, Krankenhäusern, in Büros und eben auch in Schulen.

Einmal die Woche treffen sich die Schüler in Neumagen-Dhron bei einer AG mit Schulleiter Mario Cossé und seiner Hündin Gesa.
Britta Schönhofen bildet in Wittlich Hunde und Herrchen aus.

Die Ausbildung dauert ein Jahr und besteht aus 12 Modulen, Theorie- und Praxisstunden auf dem Übungsplatz bei Wittlich. "Es geht mir vor allem darum, dass die Teams lernen, ihre Hunde zu lesen", sagt Schönhofen: "Sie sollen in der Lage sein, zu sehen, wie es ihrem Tier geht, was Stärken und Schwächen sind."

Tiere gehen oft vorsichtig mit Kindern um

Gesas Stärke sei ihre Freundlichkeit. Das habe Mario Cossé auch in der eigenen Familie bemerkt, als er das Tier vor vier Jahren bekomme habe. Cossé hat drei Kinder: "Und es ist schon bemerkenswert, wie vorsichtig das Tier mit meinen Jungs umgeht."

Da habe er die Idee gehabt, das Tier mit in die Schule zu nehmen. Er hat das Training absolviert und die Sache bei einer Konferenz mit Kollegen und Eltern besprochen. Dann konnte er loslegen.

Ausbildung steht jedem Hundehalter offen

"Das kann im Prinzip jeder machen, der einen geeigneten Hund hat", sagt Schönhofen. Dabei komme es weniger auf die Rasse an - in Speicher in der Eifel gebe es sogar ein großen Schul-Rottweiler - sondern auf den Charakter des Tiers und des Herrchens: "Der muss sein Tier natürlich im Griff haben."

"Der Hund muss auch keine Zirkusnummern können", sagt die Hundererzieherin. Wichtiger sei es, dass ein Tier empathisch sei und sich um Menschen kümmern wolle. "Das kann man nicht trainieren, das bringen manche Tiere einfach mit", sagt Schönhofen.

Gesa sei so eine Hündin, sagt Schönhofen. Cossé hat daher vor, sie noch einige Jahre mit in den Unterricht zu nehmen. Es sei ein Gewinn für die Kinder, für die Lehrer und für das Tier.

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