Ein Polizeibeamter entlädt am Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz einen Transporter mit sichergestelltem Material aus einer Razzia in mehreren Bundesländern gegen die italienischen Mafia 'Ndrangheta.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow)

Schwerpunkt im Raum Koblenz

Zehn Festnahmen in RLP bei Razzia gegen Mafia 'Ndrangheta

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In Rheinland-Pfalz und anderen Ländern hat es in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch und am Mittwochmorgen einen Großeinsatz gegen die Mafia-Organisation 'Ndrangheta gegeben. Die Polizei durchsuchte 57 Immobilien und nahm zehn Personen fest.

Bei den Ermittlungen seien unter anderem Wohnungen und Gewerberäume in Mayen, Koblenz, im Landkreis Mayen-Koblenz sowie im Westerwaldkreis durchsucht worden, teilten die Staatsanwaltschaft Koblenz und das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz am frühen Nachmittag mit. Zehn Personen wurden festgenommen, sechs davon in Deutschland und vier in Italien.

An dem europaweiten Großeinsatz waren Einsatzkräfte aus Bayern, Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland beteiligt gewesen. Hintergrund der bereits rund zwei Jahre andauernden Ermittlungen ist ein Verfahren gegen die organisierte Kriminalität, das sich gegen Mitglieder der italienischen Mafia-Organisation 'Ndrangheta richtet. Den Beschuldigten wird Geldwäsche, bandenmäßige Steuerhinterziehung, gewerbsmäßiger Bandenbetrug sowie Rauschgiftschmuggel vorgeworfen.

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Sieben Beschuldigte leben in RLP

In Rheinland-Pfalz ermittelt die Staatsanwaltschaft Koblenz schwerpunktmäßig gegen die Mitglieder einer italienischen Großfamilie, von denen sieben im Raum Mayen und Koblenz sowie drei in Nordrhein-Westfalen ihren Hauptwohnsitz haben. Die Beschuldigten sollen zwischen 25 und 46 Jahren alt sein. Ihnen wird zur Last gelegt, als Bande gewerbsmäßig Betrugsstraftaten begangen zu haben.

Sie hätten auch in Rheinland-Pfalz ein Geflecht aus Schein- und Briefkastenfirmen samt Logistik und professioneller Arbeitsstruktur aufgebaut, um grenzüberschreitend Straftaten zu begehen. Ein Richter ordnete Untersuchungshaft für die in Deutschland Festgenommenen an. Die vier in Italien festgenommen Personen sollen zeitnah nach Deutschland überstellt werden.

Innenminister Ebling: "Wirkungsvoller Schlag"

Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD) sprach von einem "wirkungsvollen Schlag" gegen die Mafia. "Vom heutigen Tag geht das ganz deutliche Signal aus: Für die Organisierte Kriminalität ist kein Platz in Europa und für sie ist ganz sicher auch kein Platz hier bei uns in Rheinland-Pfalz." Polizei und Justiz hätten "ganz hervorragend grenzüberschreitend Hand in Hand zusammengearbeitet".

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Kritik der CDU-Landtagsfraktion, wonach sich die Organisierte Kriminalität in Rheinland-Pfalz ausbreite, wies Ebling im SWR zurück: Verwurzelt sei die Mafia in Rheinland-Pfalz nicht. Deutschland und Rheinland-Pfalz würden als Rückzugsort genutzt, vor allem, um Geld zu waschen. Ein Tag wie heute zeige, "dass wir dafür sorgen, dass sich nichts breitmacht und nichts Wurzeln bekommt, sondern dass wir wehrhaft sind und dass wir in der Lage sind, Organisierte Kriminalität zu bekämpfen."

Italienische Ermittler: Insgesamt 108 Haftbefehle

Die italienische Polizei teilte am Morgen in Rom mit, bei dem internationalen Großeinsatz gegen die Mafia seien am Mittwoch insgesamt 108 Haftbefehle vollstreckt worden, der überwiegende Teil in Italien. Ein Gericht in der Hafenstadt Reggio Calabria hatte auf Antrag der Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft die mehr als 100 Haftbefehle ausgesprochen.

Das Verfahren wird durch eine gemeinsame Ermittlungsgruppe geführt, an der Europol und Eurojust beteiligt sind. In Deutschland wurden die Einsatzkräfte der Länder von Spezialeinheiten des Bundes sowie des Zolls und der Steuerfahndung unterstützt. Auch in Belgien, Frankreich, Italien, Portugal und Spanien sind die Sicherheitsbehörden im Einsatz.

LKA Rheinland-Pfalz beteiligt Fahnder schalten Chat-Dienst für organisierte Kriminalität ab

Fahnder des Landeskriminalamts (LKA) Rheinland-Pfalz haben einen Chat-Dienst abgeschaltet, der vor allem von Drogenhändlern genutzt wurde. Europaweit gab es 48 Festnahmen.

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