Zwei Männer sitzen in einem Co-Working-Space am Laptop und arbeiten. (Foto: IMAGO, IMAGO / Funke Foto Services)

Work smarter not harder

Was wir uns von der Arbeitseinstellung der Gen Z abschauen sollten

Stand
AUTOR/IN
Christine Sona
Bild von Christine Knoth (Foto: SWR)

Der Generation Z wird oft vorgeworfen, faul und zu wählerisch zu sein - besonders was den Job angeht. Dabei hat die Generation das Potenzial, den Arbeitsmarkt zu revolutionieren, weil sie sich nicht mehr ausbeuten lässt.

4-Tage-Woche, flexible Arbeitszeiten, arbeiten von egal wo auf der Welt - Junge Menschen, die heute ins Berufsleben eintreten, fordern viel. Zu viel? Oder nur das was eigentlich allen Arbeitnehmern zustehen sollte?

Ist die Generation Z faul?

Besonders Arbeitgeber behaupten häufig, dass die Gen Z faul, verwöhnt und zu anspruchsvoll sei. Sie würde zu viel Wert auf die Work-Life-Balance legen und wenig Kritik vertragen.

Fakt ist: Freizeit ist für viele junge Menschen mittlerweile wichtiger als der Beruf. Arbeit verliert an Stellenwert und Trends wie "Quiet Quitting" (deutsch: stille Kündigung) gehen auf Tiktok viral. Das heißt aber nicht, dass die junge Generation weniger Leistungswillen zeigt. Es sind einfach andere Dinge, die die Gen Z motivieren. Umfragen zeigen beispielsweise, dass die Höhe des Gehalts und der Status ihnen nicht wichtig sind. Stattdessen geht es um Selbstverwirklichung, Spaß am Job, ein gutes Arbeitsklima sowie ein passendes Umfeld.

Eine große Änderung im Vergleich zu den jetzigen Arbeitnehmern ist auch, dass die junge Generation nicht mehr nach Arbeitsstunden bezahlt werden will, sondern nach Leistung. Heißt: Wenn die Aufgaben nach 3 Stunden erledigt sind, dann wollen GenZler Feierabend machen.

Oder sich die Arbeit gleich so frei einteilen können, dass sie zum Beispiel einfach mal den Tag mit Freunden in der Stadt verbringen und Arbeitsaufgaben dafür dann abends auf der Couch erledigen. Außerdem kostenlose Getränke, After-Work-Events und ein Diensthandy oder einen Dienstwagen gleich zum Berufseinstieg.

Was man sich von der Gen Z abschauen kann

"Pauschal zu sagen, dass die Jungen weniger können, weniger wollen und weniger leistungsbereit sind, ist in der Regel einfach falsch und hilft auch nicht weiter", sagt der rheinland-pfälzische Arbeitsminister Alexander Schweitzer (SPD). Man müsse akzeptieren, dass es einen Werte- und Kulturwandel gebe und die Chancen darin sehen.

Viele der Forderungen, die jungen Menschen stellten, seien keine schlechten Entwicklungen, weil sie stark dazu beitragen würden, Menschen gesund zu halten. Immer im Betrieb alles zu geben, dann aber mit seelischen und körperlichen Beschwerden eher aus dem Arbeitsleben aussteigen zu müssen, sei ein falsches Vorbild, so Schweitzer.

"Das ist das große Problem: Die Menschen, die heute erfolgreich sind, sagen: 'Ich kann das nur zu hohen Preisen machen. Nämlich auf Familie verzichten, auf Freizeit verzichten, auf meinen Verein verzichten, aufs Wochenende verzichten.' Natürlich macht einen das erstmal erfolgreich. Aber am Ende des Lebens kommt man auf die Idee: 'Na ich hab vielleicht doch sehr viel verpasst'."

Viele jungen Menschen sagen schon heute: "So weit will ich erst gar nicht kommen." Damit muss man positiv und konstruktiv umgehen, was viele Arbeitgeber in Rheinland-Pfalz laut Schweitzer schon jetzt machen. "Da gibt es viele Beispiele, die schon sehr klug gute Arbeitsmöglichkeiten für die junge Generation schaffen", so der Arbeitsminister.

Wie zwei Betriebe aus RLP junge Mitarbeiter motivieren

Dass das auch in Jobs funktioniert, in denen Homeoffice nicht möglich ist, zeigt beispielsweise eine Bäckerei in Wittlich-Wengerohr. Während die Mitarbeiter in vielen anderen Bäckereien nachts arbeiten oder sehr früh anfangen müssen, ist in der Wildbadmühle für die meisten Angestellten zwischen 7 und 9 Uhr Dienstbeginn.

Die beiden Inhaber wollten den Bäckerberuf attraktiver machen. "Also haben wir begonnen, das Brot-Rezept anzupassen", erklärt Geschäftsführer Holger Linden. Durch das veränderte Rezept mit längerer Gärzeit ist es möglich, die Brote schon am Vortag vorzubereiten. "Nachts müssen sie dann nur noch gebacken werden. Dafür brauchen wir 3 Mitarbeiter. Die restlichen 24 Angestellten können tagsüber arbeiten", so Linden.

Das Unternehmen Brandmauer IT aus Bellheim, 2022 ausgezeichnet als einer der attraktivsten Arbeitgeber in Rheinland-Pfalz, sieht in Anerkennung einen wichtigen Schlüssel zu motivierten Angestellten.

"Es geht viel darum, Erfolge zu schaffen. Wir alle sind süchtig danach", sagt Organisationsentwicklerin Julie Glaesner. Besonders beim Berufseinstieg seien viele noch sehr unsicher. "Dann ist wichtig zu zeigen: Du gehörst dazu, das Team verlässt sich auf dich, du wirst gebraucht. Es sind die kleinen Erfolge."

Dazu gehöre beispielsweise auch, Vorschläge einfach erstmal auszuprobieren. "Ohne von vorne herein zu blockieren und ewig darüber nachzudenken. Wir machen's einfach. Die Mitarbeiter ziehen mit, weil sie wissen: Ich habe nach einer Testphase die Möglichkeit, mich darüber auszutauschen", so Glaesner. Die offene Feedback-Kultur sei sehr wichtig - nicht nur von der Führungskraft sondern auch von Kollegen.

"Dafür haben wir Formate, in denen sich Kollegen ausführliches Feedback geben - positiv und negativ." Von Herzen kommendes Feedback mit konkreten Beispielen aus einem aktuellen Zeitraum motiviere ungemein.

Keine Überstunden mehr! Macht das glücklich? "Quiet Quitting" im Job - was der TikTok-Trend bedeutet

Tschüss, Überstunden! Tschüss, Extra-Aufgaben! Tschüss, Bereitschaftsdienst! Das verbinden vor allem junge Menschen mit dem Begriff Quiet Quitting.

Freiburg

Fachkräftemangel im Handwerk Generation Z: Wie ein Berufsberater für die Ausbildung wirbt

Der Fachkräftemangel ist groß, Ausbildung wichtiger denn je. Wie man Schulabgänger motiviert, sagt Berufsberater Lucas Gutmann im SWR-Gespräch.

SWR Aktuell am Nachmittag SWR Aktuell

Stand
AUTOR/IN
Christine Sona
Bild von Christine Knoth (Foto: SWR)