Ausbildung oder Studium? So tickt die Generation Z

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Zum Ausbildungsstart am 1. September waren in Baden-Württemberg viele Ausbildungsstellen unbesetzt. Was muss sich für die Generation Z bzw. die Millennials ändern?

Zum Ausbildungsstart waren nach Schätzung der Agentur für Arbeit in Baden-Württemberg noch 9.000 Stellen unbesetzt. Vor allem Handwerksbetriebe suchen nach Azubis. Trainer und Buchautor Felix Behm aus Radolfzell weiß, warum sich die sogenannte "Generation Z" mit einer Ausbildung so schwer tut - also die Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden.

Generation Z: lieber studieren als ein Ausbildungsberuf?

Laut Behm ist es unter jungen Menschen ein bisschen verpönt, eine Ausbildung zu machen - ein Studium sei angesehener. Das liege auch daran, dass das in den Köpfen der Eltern verankert sei.

»Wenn du nicht studierst, dann wirst du nichts, heißt es oft.«

Hier muss in seinen Augen angesetzt werden, denn Eltern seien die ersten Berater ihrer Kinder.

»Wenn jetzt alle studieren gehen, dann haben wir irgendwann eine ziemlich hohe Arbeitslosenquote von Jungakademikern. Das bringt ja letztendlich dann niemandem was.«

Digitalisierung, Respekt, Sinn: Das wünschen sich junge Menschen

Dem aktuellen DGB Ausbildungsreport zufolge nimmt die Begeisterung der Azubis im Laufe der Ausbildung ab: Nur etwa 54 Prozent würden im dritten Lehrjahr ihre Ausbildung weiterempfehlen. Aus Sicht von Behm liegt das daran, dass die Bedürfnisse und Forderungen der Generation Z in den Unternehmen oft ungehört blieben.

»Wir fahren immer noch Ausbildungsabläufe, die einer digitalen Generation nicht mehr gerecht werden. Und diese Generation sagt dann: 'Wir sind nur zehn Millionen im Vergleich zu 20 Millionen, die gerade in Rente gehen. Wir wollen etwas anderes, wir wollen eine Ausbildung, die Spaß macht.«

Dazu gehört laut Behm, dass die Unternehmen den jungen Menschen auf Augenhöhe begegnen, ihnen mit Respekt begegnen und sich mit ihren Wünschen und Bedürfnissen beschäftigen. Außerdem möchte die Generation Z seiner Meinung nach einen Sinn in dem sehen, was sie tut.

»Junge Menschen wollen sich heute lieber selbst ausprobieren, anstatt dieses alte Modell 'ich setze mich hin und höre dir zu, was du erzählst' zu fahren.«

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Gehalt und Lohn zweitrangig

Geld spiele im Vergleich zu den vorherigen Generationen nicht mehr die große Rolle, sagt Behm. Zwar sollte es zum Leben reichen, allerdings sei es wichtiger, dass die Arbeit Spaß mache und einen Sinn habe. Auch die Work-Life-Balance spielt eine wichtige Rolle.

Berufe wie Bäcker, Metzger oder in der Gastronomie sieht er als Berufe mit Zukunft, weil sie trotz der Digitalisierung nicht wegfallen oder durch künstliche Intelligenz ersetzt werden.

»Aber sie sind körperlich sehr anstrengend und das gefällt vielen Jugendlichen nicht, die eine Auswahl von über 320 Ausbildungsberufen und 10.000 Studiengängen haben.«

Er findet, Handwerksbetriebe müssten für neue Auszubildende mehr Budget in die Hand nehmen und mehr Werbung machen. So könnten sie mehr junge Menschen erreichen.

Behm empfiehlt: Betrieb im Praktikum kennenlernen

Der Generation Z empfiehlt Behm, sich auszuprobieren, beispielsweise bei einem Praktikum in einem Unternehmen, das zu einem passen könnte. Zwar gebe es Internetseiten, die Rat geben, welcher Beruf zu einem passen könnte, aber:

»Der entscheidende Schritt ist: Man muss es eben auch tun. Man muss den Hörer in die Hand nehmen, bei den Unternehmen anrufen und sagen: 'Ich interessiere mich für die Ausbildung, ich würde gerne mal bei euch ein Praktikum machen.'«

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