Ukraine-Krieg und steigende Preise

Schuldnerberatungen in Rheinhessen wegen Inflation am Limit

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Autor/in
Alexander Dietz
Alexander Dietz ist Reporter im SWR Studio Mainz.

Inflation, Energiekrise, steigende Preise: Immer mehr Menschen in Rheinhessen kommen mit ihrem Geld nicht mehr aus. Bei den Schuldnerberatungen werden deshalb die Wartelisten immer länger.

"Wir hatten noch nie, dass so viele Menschen spüren, dass ihr Geld nicht zum Leben reicht", sagt Schuldnerberater Malte Poppe vom Diakonischen Werk Rheinhessen. Die Folge: Die Wartezeit für einen Termin in den Schuldnerberatungen in Ingelheim und Oppenheim sei von sechs bis acht Wochen auf drei bis vier Monate angestiegen.

Priorität: Menschen sollen leben können

In den Beratungsstellen gehe es wegen der Inflation immer öfter um die Existenz der Menschen. Sie melden sich dann bei den Schuldnerberatungen, weil sie ihre Miete oder den Strom nicht mehr bezahlen können, sagt Poppe.

"Wir arbeiten am Limit und praktisch rund um die Uhr."

"Die Priorität bei uns liegt darauf, dass die Menschen leben können." Wenn sie aber ihren Strom oder ihre Miete nicht mehr bezahlen könnten, müsse es schnell gehen. Deshalb bieten die Beratungsstellen in Ingelheim und Oppenheim laut Poppe direkt beim ersten Kontakt eine Beratung an, in der es um existenzsichernde Maßnahmen geht.

In Alzey hat sich die Anzahl der Anmeldungen verdoppelt

Auch bei der Schuldnerberatung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Alzey sei die Nachfrage stark gestiegen. "Wir hatten im November doppelt so viele Erstanmeldungen wie in einem durchschnittlichen Monat", äußert sich Schuldnerberaterin Isabell Burkhard. Die Wartezeit sei in Alzey zum Teil sogar auf mehr als sechs Monate angestiegen. "Das habe ich noch nie erlebt", sagt Burkhard. Bei akuten Probleme mit den gestiegenen Energiekosten verweise sie Klienten deshalb zum Teil auch an die Energiekostenberatung der Verbraucherzentrale.

Anfragen werden vermutlich weiter steigen

In Mainz gebe es bei bei der Schuldnerberatung der Caritas zwar auch mehr Anfragen, allerdings rechnet Schuldnerberater Claudius Hotz damit, dass die Zahlen im Frühjahr noch einmal deutlich nach oben gehen werden. "Vermutlich kommen mehr Menschen zu uns, wenn die nächste Energiekostenabrechnung kommt", sagt Hotz. Auch Malte Poppe vom Diakonischen Werk Rheinhessen und Isabell Burkhard vom DRK in Alzey gehen davon aus, dass die Anfragen in den nächsten Monaten weiter steigen werden.

Die Schuldnerberater vermuten, dass einige Menschen auch erst mit Verzögerung zu ihnen kommen, weil sie versuchen, es so lange wie möglich ohne fremde Hilfe zu schaffen. Malte Poppe befürchtet, dass im Frühjahr vielleicht auch gut verdienende Haushalte die Schuldnerberatungen in Ingelheim oder Oppenheim aufsuchen könnten. Ab Mitte Dezember bietet das Diakonische Werk Rheinhessen deshalb mit finanzieller Unterstützung des Landes zwei Mal pro Woche zusätzlich eine telefonische Energieberatung an.

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