Auf den Spuren der Römer

Konzept für neuen Radschnellweg zwischen Uni und Uniklinik in Mainz vorgestellt

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Vanessa Siemers

Auf 700 Metern Länge soll in Mainz zukünftig ein Radschnellweg die Universität mit der Uniklinik verbinden. Das ist zumindest die Idee von zwei Mainzern, die sich mit ihrem Projekt, dem sogenannten Velodukt, jetzt an die Stadt gewendet haben.

Das Projekt des Mainzer Architekten Axel Efferth und seinem Freund Philipp Müller steckt noch in den Kinderschuhen. Aber ihre Pläne sind ehrgeizig. Mit ihrem Projekt, einer gemeinsamen Fußgänger- und Radfahrerbrücke, möchten sie die Verkehrswende in Mainz weiter vorantreiben. Ihre Idee: Einen Radschnellweg zu bauen, der den künftigen Biotech-Standort und die Universität mit der Mainzer Oberstadt, der Uniklinik und der Firma BioNTech verbindet. Damit sollen sich Radfahrer, aber auch Fußgänger in Zukunft schnell, bequem und sicher durch die Mainzer Innenstadt bewegen können.

Velodukt soll 700 Meter lang sein und zwei Etagen haben

Das Velodukt soll in seiner Form an ein römisches Aquädukt erinnern. Es soll direkt über den Römersteinen im Zahlbachtal verlaufen, 700 Meter lang sein und zwei Etagen haben. Die obere sei für Fußgänger, die untere für Fahrradfahrer. Beide hätten jeweils zwei Spuren, sodass die Brücke in beide Richtungen begangen beziehungsweise befahren werden könne, so Efferth. Nachts würde die Brücke zudem beleuchtet. Der Strom dafür werde aus Photovoltaikanlagen erzeugt, die an der Spitze des Velodukts angebracht seien.

Die Form des Veloduktes ähnele der des damaligen Aquädukts an dieser Stelle. Verschiedene, nach unten geöffnete Bögen würden als "Gegenspieler" zu den noch vorhandenen Römersteinen dienen. In der Nähe der Zahlbacher Straße soll ein Drahtgeflecht, das den damaligen Pfeilern nachempfunden sei, exemplarisch bis zum Boden gebaut werden. Dadurch sollen die Mainzerinnen und Mainzer einen Eindruck davon bekommen können, wie es früher an dieser Stelle in Mainz ausgesehen habe.

"Mainz erzählt immer von seinem römischen Erbe, aber man sieht es nicht wirklich. Und vielleicht erschaffen wir dadurch auch ein neues Wahrzeichen von Mainz."

Die Römersteine im Zahlbachtal stammen von einer römischen Wasserleitung, einem sogenannten Aquädukt. (Foto: SWR, Daniel Brusch)
Die Römersteine im Zahlbachtal stammen von einer römischen Wasserleitung, einem sogenannten Aquädukt.

Neuer Radschnellweg als Beitrag zur Verkehrswende

Die Idee dazu kam den beiden vor rund zwei Jahren bei einem gemeinsamen Glas Wein und einem Blick auf den Mainzer Stadtplan. Dabei sei ihnen aufgefallen, dass der Bereich zwischen Universität und Uniklinik eine wichtige Verkehrsachse bilde. Doch was an dieser Stelle noch fehle, sei ein entsprechendes Radwegekonzept. Und genau das wollen sie ändern - mit Hilfe des Veloduktes.

Wie Philipp Müller und Axel Efferth dem SWR mitteilten, wollen sie mit dem Projekt in erster Linie einen Beitrag zur Verkehrswende leisten. Durch die neue Brücke soll das Nadelöhr am Ende der Saarstraße entlastet werden, das nach Meinung der beiden Projektinitiatoren vor allem für Radfahrer oft zu gefährlichen Situationen führe. Außerdem hoffen sie, dass sie durch die neue Verbindung noch mehr Menschen dazu bewegen können, vom Auto aufs Fahrrad umzusteigen.

Viele Radfahrer sind mit aktueller Verkehrssituation in Mainz unzufrieden

Auch die stellvertretende Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Mainz-Bingen hat dem SWR gegenüber bestätigt, dass der ADFC den Radweg von der Universität in die Stadt für zu gefährlich hält. Umfragen hätten zudem ergeben, dass viele Radfahrer mit der Situation der Radwege in Mainz sehr unzufrieden sind. Als Gründe würden unter anderem angeführt, dass es zu wenige Radwege gebe, diese oft zu eng und buckelig seien und viele auch nicht durchgängig befahrbar wären. Auch die Tatsache, dass einige Radwege für Kinder und Jugendliche nicht sicher genug seien, sei von den Befragten negativ erwähnt worden.

Projekt Velodukt erst einmal nur eine Idee

Wie Müller und auch Efferth betonen, ist das Projekt Velodukt erst einmal nur eine Idee. Ob und wie das Ganze in Zukunft vielleicht realisiert werden könne, das stehe derzeit noch in den Sternen. Ein erstes lockeres Gespräch mit der Stadt hätten die beiden aber bereits geführt. "Wir möchten erst einmal eine Einschätzung, ob die Idee überhaupt realistisch ist", so Müller.

"Wir wollen das nur als Idee geben, als einen Vorschlag, was man beispielsweise mit einem Teil der BioNTech-Millionen machen könnte."

Erstes Gespräch mit Stadt Mainz über Velodukt

Das erste Gespräch mit der Stadt ist nach Einschätzung von Müller und Efferth positiv verlaufen. Bis jetzt seien noch keine Kriterien gefunden worden, die grundsätzlich gegen das Projekt sprechen würde. Der Leiter des Stadtplanungsamtes, Axel Strobach, habe ihnen zudem mitgeteilt, dass er die Projektskizze an die verschiedenen Fachabteilungen weitergeleitet habe. Sobald er eine Rückmeldung habe, würde er sich wieder melden.

Wie Müller und Efferth betonen, gehe es zum jetzigen Zeitpunkt erst einmal darum, zu prüfen, ob das Projekt überhaupt genehmigungsfähig wäre. Ob die Stadt und auch die Mainzerinnen und Mainzer die Idee für gut befinden, das wäre noch einmal eine andere Sache. Die Stadt Mainz hat sich bisher auf SWR-Anfrage zu der Idee noch nicht geäußert.

Kosten für Velodukt noch unklar

Die Kosten für das Velodukt würden sich laut Müller ganz grob geschätzt im Bereich zwischen fünf und zehn Millionen Euro bewegen. Allerdings sei dieser Betrag nur eine sehr grobe und auch sehr vage Schätzung. Die tatsächlichen Kosten würden von vielen noch unbekannten Faktoren abhängen, wie Efferth ergänzt. Beispielsweise davon, wie viele Aufzüge gebraucht würden, um das Velodukt barrierefrei zu machen. Auch die Kosten für eine mögliche bessere Erschließung der Zubringerwege zum Velodukt seien derzeit nur schwer berechenbar.

Wie es mit dem Projekt weitergeht, bleibt also abzuwarten. Die beiden Mainzer sind nach den ersten Gesprächen jedoch positiv gestimmt.

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Vanessa Siemers