Ein Paar trinkt Solewasser aus den Hähnen in der Brunnenhalle in Bad Münster am Stein

Ortsbeirat will Tradition erhalten

Sole-Trinkkur in Bad Kreuznach wird weiter angeboten

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Sibylle Jakobi

Die einen sagen, sie schmecke nicht - andere sagen, sie bringe nichts. Fest steht aber, sie kostet Geld. Dennoch bleibt die Trinkkur im Kurmittelhaus von Bad Münster am Stein erhalten.

Im 19. Jahrhundert hatte die Trinkkur ihre Hochzeit und galt als chic. Feine Damen in wallenden Roben wandelnden durch die Brunnenhalle im Kurmittelhaus von Bad Münster am Stein-Ebernburg und schlürfen ihr "Sole-Heilwässerchen".

Therapeutische Wirkung von Solewasser umstritten

Laut der Bad Kreuznacher Gesundheits- und Tourismusgesellschaft (GuT) ist allerdings wenig dran, an der vermeintlich heilsamen Wirkung der Trinkkur. Sie wirke allenfalls anregend auf Magen und Darm. "Die nächste Toilette sollte immer in Reichweite sein," sagt Geschäftsführer Michael Vesper. Und weiter: "Es gibt Gutachten, in denen steht, dass die Trinkkur nix bringt."

Hohe Kosten wegen Keimen

Dennoch steckt die Stadt nach Angaben der Gesellschaft jährlich rund 20.000 Euro in die Trinkkur. Probleme macht das veraltete Leitungssystem im Kurmittelhaus. Das Solewasser werde darin mit Bakterien (Pseudomanaden) kontaminiert. Deshalb gibt es laut Vesper eine UV-Filteranlage, die das Wasser reinigt, bevor es aus den Hähnen in der Brunnenhalle läuft.

Blick in die Brunnenkammer im Kurmittelhaus Bad Münster am Stein
Blick in die Brunnenkammer im Kurmittelhaus Bad Münster am Stein.

Zusätzlich werde täglich kontrolliert und monatlich beprobt. Ein großer Aufwand, sagt Vesper. Wie viele Menschen die Trinkkur überhaupt noch nutzen, ist nicht bekannt. Nur so viel: Etwa 30-40 der bereitgestellten Trinkbecher werden pro Woche genutzt, so Vesper.

Ortsbeirat Bad Münster hält an Kurtradition fest

Dem Ortsbeirat von Bad Münster am Stein-Ebernburg aber ist sie wichtig. Einstimmig hatte er in seiner letzten Sitzung für den Erhalt der Trinkkur gestimmt. Und die Stadt Bad Kreuznach hat das inzwischen auch zugesagt.

Ortsvorsteherin Bettina Mackeprang (CDU) räumt ein, dass Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis stünden. Aufgeben will sie die Trinkkur dennoch nicht: "Solange der Gast nicht einen anderen Mehrwert für seinen Kurbeitrag bekommt, kann man die Trinkkur nicht einfach abschaffen." Man müsse abwarten, was ein möglicher Investor mit dem Kurmittelhaus vorhabe.

Schilder für die Brunnenhalle

Die Sole-Trinkkur werde auch zu wenig beworben, meint Mackeprang. Und stellt sich dabei sicher etwas anderes vor als das, was der Bad Kreuznacher Bürgermeister Thomas Blechschmidt (CDU) nun angekündigt hat. Es sollen Hinweisschilder in der Brunnenhalle angebracht werden. Darauf werde erläutert, dass das Solewasser in den Leitungen verkeimt und später wieder gereinigt werde.

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