Ein kleiner Roboter steht auf dem Lehrerpult in einem Klassenzimmer vor einer Tafel.

Unterstützung für schwer erkrankte Schüler

Schul-Avatar "Herbert" in Bad Kreuznach vorgestellt

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AUTOR/IN
Rabea Amri

Kinder und Jugendliche, die an Krebs oder Long Covid erkrankt sind, können lange nicht in die Schule gehen – ein Roboter ändert das jetzt.

"Hallo liebe Klasse, ich bin Herbert" – klingt es aus dem Lautsprecher des kleinen roboterartigen Geräts. Timo Keller vom pädagogischen Landesinstitut bedient den sogenannten Tele-Präsenz-Roboter – oder: Schul-Avatar. Der Avatar ist ein modernes Hilfsmittel für schwer erkrankte Schülerinnen und Schüler. Sie können darüber, zumindest stundenweise, am Unterricht ihrer Klasse teilnehmen.

Das kleine Gerät ist stellvertretend für den erkrankten Schüler im Klassenraum anwesend. Der Unterricht wird über eine Kamera und einen Lautsprecher zu dem Schüler nach Hause übertragen. Über ein Tablet kann er den Unterricht verfolgen.

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Über Roboter nehmen kranke Kinder am Unterricht teil

Herbert kann dabei auch auf das reagieren, was im Klassenzimmer passiert. Der Schüler kann am Tablet zum Beispiel auf einen lachenden Smiley tippen. Dann verändern sich Herberts Augen und er lächelt. Ein grünes Blinken symbolisiert eine Wortmeldung. Dann kann der Schüler über den eingebauten Lautsprecher auch eine Frage stellen oder etwas sagen.

Keine Berührungsängste vor der Technik

Das Kreismedienzentrum Bad Kreuznach und das pädagogische Landesinstitut haben den Schul-Avatar am Donnerstag an einer berufsbildenden Schule in Bad Kreuznach vorgestellt. Evangelia Frohn vom Kreismedienzentrum wünscht sich, dass Berührungsängste, die es in Bezug auf solche Geräte vielleicht an Schulen gibt, abgebaut werden. Die Technik sei einfach zu handhaben, sagt sie.

Timo Keller und Evangelia Frohn stehen im Klassenzimmer, auf dem Lehrerpult steht ein Schul-Avatar.
Timo Keller (links) und Evangelia Frohn stellen den Schul-Avatar vor.

Avatar-Buddies kümmern sich um Herbert

Am Anfang bekommen alle in der Klasse eine technische Einführung vom pädagogischen Landesinstitut. Einige Mitschülerinnen und Mitschüler werden zu Avatar-Buddies ernannt. Sie sind dafür verantwortlich, sich um den kleinen Roboter zu kümmern. Sie transportieren ihn zum Beispiel ins nächste Klassenzimmer oder laden am Ende des Schultags seinen Akku wieder auf.

Große Nachfrage nach Avataren

Ende vergangenen Jahres hat das Land zehn solcher Schul-Avatare angeschafft. Lehrkräfte oder die Eltern können sie beantragen. Die Mainzer Unimedizin verleiht weitere 30 solcher Geräte. Nach Angaben des Kreismedienzentrums sind aktuell alle Avatare vom Land im Einsatz. Die Nachfrage sei riesig, sagt Evangelia Frohn. Bezahlt wurden die Geräte von Stiftungen. Frohn hofft, dass im Laufe der Zeit noch mehr Avatare dazu kommen.

Auch Herbert ist schon wieder verliehen. Für ihn geht’s direkt weiter zum nächsten Einsatz im Klassenzimmer – um einem kranken Kind ein wenig Normalität zu ermöglichen.

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Rabea Amri