Vor ziemlich genau einem Jahr hatten mehrere Männer laut Anklage die Idee, sich durch die Sprengung von Geldautomaten eine neue Einnahmequelle zu verschaffen. Zu ihnen soll auch der jetzt Angeklagte gehört haben.
Seine Aufgabe sei es dabei gewesen, hochmotorisierte Fahrzeuge zu mieten, die dann für die Taten genutzt werden sollten. Dafür habe der 20-Jährige am Silvesterabend 2021 einen BMW mit 600 PS angemietet. Den habe er auf einem Mitfahrerparkplatz in Waldlaubersheim (Kreis Bad Kreuznach) einem anderen Mann übergeben, so die Staatsanwaltschaft. Vor Gericht bestritt der Angeklagte jedoch, dieses Auto angemietet zu haben. Mit den Sprengungen in Gensingen und Höhr-Grenzhausen will er nichts zu tun gehabt haben. Er gab aber zu, einen Audi in Nordrhein-Westfalen beschafft zu haben. Dieser kam im Kreis Vulkaneifel zum Einsatz.
Geldautomatensprengung auch in Gensingen
Der BMW soll in den ersten beiden Januarwochen 2022 benutzt worden sein, um bei Geldautomatensprengungen in Höhr-Grenzhausen (Westerwaldkreis) und in Gensingen (Kreis Mainz-Bingen) als Fluchtfahrzeug zu dienen. Allein in Gensingen entstand bei der Sprengung ein Gebäudeschaden in Höhe von 200.000 Euro. Betroffen war eine Filiale der Volksbank.
Knapp 50 Fälle Geldautomaten-Sprengungen: Schäden in Millionenhöhe in RLP in 2022
Im Jahr 2022 wurden in Rheinland-Pfalz mehr als doppelt so viele Geldautomaten gesprengt wie im Gesamtjahr 2021. Der Sachschaden liegt bei über fünf Millionen Euro.
600-PS-Autos als Fluchtfahrzeug angemietet
Im Februar soll der Angeklagte in Mülheim an der Ruhr (NRW) dann den Audi gemietet haben, ebenfalls mit einem 600-PS-Motor. In Oberhausen (NRW) soll er das Fahrzeug einem bisher Unbekannten übergeben haben. Das Auto war laut Anklage bei der Sprengung eines Geldautomaten in Daun (Kreis Vulkaneifel) genutzt worden.
Nur in einem dieser Fälle sollen die Täter Bargeld in Höhe von rund 3.000 Euro erbeutet haben. Bei den anderen Sprengungen gingen sie leer aus.
Festnahmen nach Groß-Razzia im Juni 2022
Im Juni des vergangenen Jahres war der Polizei, verschiedenen Staatsanwaltschaften und dem Bundeskriminalamt in einer gemeinsamen Aktion ein Schlag gegen die Geldautomatensprenger gelungen. 100 Kräfte durchsuchten auch in Rheinland-Pfalz unter anderem Geschäfts- und Wohnadressen von Fahrzeugverleihfirmen.
Dabei wurden 13 mutmaßliche Geldautomatensprenger festgenommen. Vier von ihnen sollen für die Taten in Rheinland-Pfalz und damit auch in Gensingen verantwortlich sein. Anfang Dezember begann der erste Prozess gegen zwei Männer in Koblenz.
Der jetzt in Mainz Angeklagte ist nach Angaben des Gerichts bisher nicht strafrechtlich in Erscheinung getreten. Zu den Tatvorwürfen habe er sich noch nicht eingelassen.
Fälle von Geldautomatensprengungen nehmen zu
In Rheinland-Pfalz wurden seit 2017 deutlich mehr Geldautomaten gesprengt als in den Jahren zuvor. Laut Landeskriminalamt gab es seitdem jedes Jahr zwischen 23 und 35 Fälle. Im vergangenen Jahr kam es dann noch einmal zu einem drastischen Anstieg: 2022 verzeichneten die Ermittler 56 Sprengungen von Geldautomaten. Zwölf Menschen wurden im Zusammenhang mit diesen Taten festgenommen.