Andreas Schmitt als Obermessdiener bei "Mainz bleibt Mainz" (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Fernsehfastnachtssitzung im ZDF

Kritik an Politik und Kirche bei "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht"

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Abschiede, Wiedersehen und Kennenlernen: Bei der diesjährigen Fernsehsitzung "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht" wurde einiges geboten. Wie immer musste die Politik, aber auch die katholische Kirche einiges einstecken. Ein Überblick.

Für den Mainzer Sitzungs-Klassiker "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht" hatte das ZDF gemeinsam mit den Präsidenten der Vereine MCV, MCC, GCV und KCK ein Programm zusammengestellt, das neben bekannten Symbolfiguren und Mainzer Originalen auch Newcomer präsentierte.

Am Freitagabend wurde die Fastnachtssitzung live aus dem Kurfürstlichen Schloss in Mainz übertragen - für Sitzungspräsident und Obermessdiener Andreas Schmitt war es eine mehr als gelungene Sitzung: "Es war für mich eine der stimmungsvollsten und schönsten Veranstaltungen, eine Riesenstimmung vom Anfang bis zum Schluss. Und ich bin immer der Verfechter der Aussage 'Das ist eine Gesamtkonzeption': Wir sind keine Einzelstraß'. Wenn dann einer wirklich nicht ankäme, das wäre für die ganze Sendung traurig. Aber der Saal ist geflogen bis zum Schluss."

Keine Bundesprominenz zur Fastnacht angereist

Knapp vier Stunden gab es etwas zu erleben: "Normalerweise bekommen da ja vor allem Politiker ordentlich Eins mit und müssen dann freundlich in die Kamera grinsen, dieses Jahr war das aber ein bisschen anders", berichtet SWR-Reporter Stefan Schmelzer. Niemand von der Bundesregierung habe sich nach Mainz getraut - vielleicht aus Angst vor Kritik? "Gut, die haben auch zu tun, würde ich sagen, und vielleicht haben sie einfach die Wahl getroffen, heute nicht zur Fasnacht zu kommen", sucht die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) nach einer Erklärung. Angst müsse vor der Fastnacht aber niemand haben: "Man muss auch mitlachen können." Der ehemalige Mainzer Oberbürgermeister und aktuelle rheinland-pfälzische Innenminister, Michael Ebling (SPD), findet deutlichere Worte: "Ich erlebe Berlin meistens wenig schunkelnd, wenig fröhlich, und Wein habe ich da auch noch nie entdeckt."

"Ich fand's klasse, es war eine wunderschöne Fastnachtssitzung", sagte der Wiesbadener Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende - und wunderte sich, dass seine Stadt so wenig einstecken musste, aber merkte gleichzeitig an: "Ehrlich gesagt, wer ein bisschen Spaß auf seine Kosten nicht verträgt, der ist dann ja hier auch nicht so gut aufgehoben, das gehört dazu."

Kritik musste hingegen Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt stellvertretend für Bundesfinanzminister Christian Lindner (beide FDP) einstecken. Scharf wurde die katholische Kirche von Obermessdiener Andreas Schmitt kritisiert: Er thematisierte den sexuellen Missbrauch an Kindern durch Priester, Ordensleute und Erzieher im Kirchenumfeld. "Er hat das gesagt, was er denkt und was offenbar, das merkt man an der Reaktion, viele Leute auch teilen", so der Mainzer Erzbischoff Peter Kohlgraf zum Beitrag. "Ob das der Realität entspricht, das will ich jetzt nicht kommentieren, aber das ist, was so schwelt im Hintergrund."

Das Schöne an der Fastnacht sei, dass man sagen könne, was man denkt - der Obermessdiener müsse also nicht mit einer Kündigung rechnen. Im kommenden Jahr überträgt wieder der SWR die Sitzung.

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Der Abschied: Protokoller Erhard Grom

Die politischen Reden wurden in diesem Jahr vom Chef des Protokolls, Erhard Grom, eröffnet. Damit verabschiedete er sich von seinem Publikum, es war der letzte Auftritt der festen Größe von "Mainz bleibt Mainz".

Das Wiedersehen: Sitzungspräsident Andreas Schmitt als Obermessdiener, Florian Sitte als Till

Nach zwei Jahren Fernsehpause meldete sich Sitzungspräsident Andreas Schmitt als Obermessdiener vom Mainzer Dom zurück. In seiner Paraderolle trat er als Schlussredner auf und heizte den Politikern und Politikerinnen sowie der katholischen Kirche ordentlich ein. Mit Florian Sitte und seiner Premiere als Till kehrte eine weitere Symbolfigur auf die närrische TV-Bühne zurück, um der Politik den Spiegel vorzuhalten.

Die Neuen: Thomas Becker und Peter Gottron als Männer im Mond

Thomas Becker präsentierte sich in dieser Kampagne erstmals als politischer Redner. Als Mann im Mond begab er sich mit Peter Gottron, einem Newcomer bei "Mainz bleibt Mainz", auf närrische Mondfahrt. Humorvoll blickten die beiden auf das Weltgeschehen und die große Politik.

Die Klassiker: Jürgen Wiesman als Ernst Lustig und Alexander Leber als Meenzer Polizist

"Zum typischen Mainzer Mix gehört neben der politisch-literarischen Fastnacht der echte Meenzer Kokolores", sagte das ZDF. Darunter fielen: Jürgen Wiesmann alias "Ernst Lustig" und Alexander Leber als Meenzer Polizist. Aber auch Marcus Schwalbach, der als urkomischer Gardist von seinen Erlebnissen in der fünften Jahreszeit erzählte. Das Duo Martin Heininger und Christian Schier beantwortete als Unternehmensgründer für künstliche Intelligenz zu später Stunde skurrile Fragen.

Die Musiker und Tänzer: DobbelBock, Till-Ballett des MCC und Handkäs und sei Mussig

Markus Schönberg, ebenfalls Debütant bei "Mainz bleibt Mainz", hatte aus dem Klassiker "O Champs-Élysées" kurzerhand "O Schorsch is des schee" gedichtet. DobbelBock performte den aktuellen Kampagnen-Hit "Ohne Dich" auf der Bühne. Die Brüder Matthias und Andreas Bockius wurden dabei vom Gardeballett der Füsilier-Garde begleitet. Getanzte Fastnacht präsentierte zudem das "Till-Ballett" des MCC. Neue Musik gab es von der Band "Handkäs und sei Mussig". Thomas Neger und die HUMBAS feierten 60 Jahre "Humba tätärä" und stimmten ihre Hymne "Im Schatten des Doms" an. Die Eröffnung machten die Schnorreswackler und mit den Mainzer Hofsängern ging es traditionell ins Finale der Fernsehsitzung.

Wer fehlte: Lars Reichow

In diesem Jahr nicht dabei war Lars Reichow. Das ZDF teilte auf SWR-Anfrage mit, wie es zu der Entscheidung kam. Ein Sprecher sagte: "Es gab in diesem Jahr eine größere Auswahl an politischen Vorträgen, die es alle verdient gehabt hätten. Erhard Grom mit seinem letzten Protokoll, der neue Till, die politische Premiere von Thomas Becker mit Peter Gottron und eine richtig starke Moguntia hatten letztendlich die Nase vorn."

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