Eine invasive Art: das Orientalisches Zackenschötchen

Invasive Art lässt sich schwer verdrängen

Nicht zu bremsen: Orientalisches Zackenschötchen im Ober-Olmer Wald

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AUTOR/IN
Gesa Walch
Bild von Gesa Walch, Studio Mainz

Sein Name mag nicht sehr gefährlich klingen: das orientalische Zackenschötchen. Es ist aber eine invasive Art, die neben sich keine andere Pflanze duldet. Auch im Ober-Olmer Wald ist sie längst zum Problem geworden.

"Wir können eigentlich nur noch die Hände heben", sagt Forstwirtin Mareike Alicke. "Das mit dem orientalischen Zackenschötchen kriegen wir nicht mehr geregelt." Das orientalische Zackenschötchen ist eine sogenannte invasive Art, die im 19. Jahrhundert nach Deutschland kam.

Ursprünglich sei sie ein eiweißreiches Futtermittel, so Alicke, aber dann habe sich die Pflanze verselbstständigt. Denn hier gibt es aber keine Pilze oder Bakterien, die diese Pflanze schädigen könnten. Deswegen breitet sich die Pflanze ungehindert aus.

Invasives Zackenschötchen macht sich rund um den Ober-Olmer Wald breit

Auch auf den Wiesen im Naturschutzgebiet Ober-Olmer Wald bei Mainz leuchtet es überall gelb. Auf den ersten Blick sieht das vielleicht schön aus, aber wo das Zackenschötchen mit seinen langen Stängeln und kleinen Blütenblättern wächst, da wächst nichts anderes mehr.

Das wird ein ganz dichter Teppich, wo nichts mehr durch kommt. Irgendwann gibt es nur noch Zackenschötchen.

"Das orientalische Zackenschötchen kann Blattrosetten von bis zu einem halben Meter Durchmesser ausbilden", beschreibt die Forstwirtin Mareike Alicke die Pflanze. Dadurch nimmt sie anderen Pflanzen das Licht. Außerdem produziere jede Pflanze im Jahr 2.000 bis 5.000 Samen. Sie können Jahre im Boden liegen, bis sie keimen.

Orientalisches Zuckerschötchen im Ober-Olmer Wald in Mainz
Das orientalisches Zackenschötchen wächst im Naturschutzgebiet Ober-Olmer Wald bei Mainz.

Wilde Orchideen werden verdrängt

Im Naturschutzgebiet des Ober-Olmer Waldes wachsen die orientalischen Zackenschötchen vor allem auf den sogenannten Magerwiesen. Das sind nährstoffarme Wiesen, wo besonders seltene Pflanzen wachsen, wie zum Beispiel diverse Orchideenarten oder die Blume Klappertopf.

Am Sonntag wird Mareike Alicke den Zackenschötchen an die Wurzel gehen. Freiwillige Helfer sind ab 11 Uhr willkommen, mitzuhelfen. "Ich hab mal ein Zackenschötchen ausgestochen, da war die Wurzel locker einen halben Meter lang", erzählt Alicke.

Riesige Wurzeln können über viele Jahre austreiben

Ganz bekäme man die Wurzeln jedoch meistens nicht heraus, dazu werden sie zu lang. Ein Problem: Denn aus den Wurzelresten in der Erde können selbst zehn Jahre später noch neue Zackenschötchen wachsen.

Ganz aussichtslos sei der Kampf jedoch nicht, meint Alicke. "Wenn wir sie immer wieder abstechen, schwächen wir die Wurzeln mit der Zeit." Los werden wir das orientalische Zackenschötchen jedoch nicht mehr. Kleiner Trost: Im Wald gibt es die Pflanze nicht. Sie mag nämlich keinen Schatten.

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