Der Ausbau von Solar- und Windkraft geht in Rheinland-Pfalz zu langsam (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Sina Schuldt)

Pfälzer Kommunen gegen den Klimawandel

Pfalz: Was machen eigentlich Klimaschutzmanager?

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Thilo Eickhoff
Porträt Thilo Eickhoff (Foto: SWR)

Der Kreis Südliche Weinstraße hat einen, Speyer hat eine, und nun auch die Verbandsgemeinde Edenkoben: Klimaschutzmanager. Was machen die eigentlich? Wir haben nachgefragt.

Lukas Burckgard, 29 Jahre alt, sorgt jetzt am Rand des Pfälzerwaldes fürs Klima - als erster Klimaschutzmanager der Verbandsgemeinde Edenkoben. Anfang November hat er den Job begonnen, sagt er: "Ich muss jetzt erstmal die Strukturen der Verwaltung kennenlernen und mich in die Thematik einarbeiten. Aber ich freue mich auf die Aufgabe!"

Was macht eigentlich ein Klimaschutzmanager? (Foto: SWR)
Von links nach rechts: der erster Beigeordnete Eberhard Frankmann, Klimaschutzmanager Lukas Burckgard und Bürgermeister Daniel Salm

Burckgard hat mit seiner neuen Aufgabe ein großes Ziel: In den kommenden beiden Jahren will er ein Klimaschutzkonzept für die gesamte Verbandsgemeinde auf die Beine stellen – und entsprechende Maßnahmen auf den Weg bringen. "Man kann auch schon in einer kleinen Kommunen viel erreichen", glaubt er.

Kreis Südliche Weinstraße bemüht um Klimaschutz

Dass eine Kommune eigene Klimaschutzmanager beschäftigt, ist mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme: Speyer, Ludwigshafen, die Verbandsgemeinde Römerberg-Dudenhofen, der Rhein-Pfalz-Kreis – sie alle haben entsprechende Stellen geschaffen. Im Kreis Südliche Weinstraße macht den Job seit gut zwei Jahren Philipp Steiner.

Der 31-Jährige hat unter anderem Umweltwissenschaften studiert. Als Klimaschutzmanager hat er sich ein Bild gemacht, wo im Kreis wie viel Energie verbraucht wird. Steiners Ergebnis: "87 Prozent der Wärme, die im Landkreis genutzt wird, ist fossil: Das sind Öl und Gas, etwas Holz und Kohle. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, sollte eine Kommune in der Lage sein, Wärme und Strom aus sich selbst zu generieren. Das ist das große Ziel der Klimaschutzmanager."

Alter Kühlschrank (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / dpa | Daniel Karmann)
Klimaschutzaktion im Kreis SÜW: Alte stromfressende Kühlschränke aufspüren.

Kreis SÜW: Alte Kühlschränke gesucht zum Energiesparen

Steiner nimmt die Liegenschaften des Kreises unter die Lupe, analysiert, wo noch Photovoltaikanlagen auf das Dach passen, er betreut ein Internetportal, in dem Bürger Tipps zum Energiesparen finden, und er hat eine Kühlschrank-Gewinnaktion ins Leben gerufen: Wer nachweislich den ältesten Kühlschrank im Kreis besitzt – mit entsprechenden Energieverbrauchswerten – bekommt von der Kreisverwaltung einen nagelneuen geschenkt.

Mehr als 50 Bewerbungen sind bislang reingekommen, sagt Steiner: "Alte Geräte scheinen sich besonders in Einbauküchen wohlzufühlen, die etwas in die Jahre gekommen sind. Das sind in Furnier und Schränke verpackte Stromfresser." Einige der Geräte seien mehr als 60 Jahre alt. Steiner glaubt, dass es am Ende eine Stichwahl geben könnte.

Klimaschutzmanagerin in Speyer sorgt für Lastenfahrräder

In Speyer ist Katrin Berlinghoff seit etwas mehr als einem Jahr die Klimaschutzmanagerin der Stadt. Gerade hat sie für die Verwaltung zwei E-Lastenfahrräder angeschafft und dafür eine Förderung vom Bund organisiert. Die Räder können zum Beispiel von den städtischen IT-lern genutzt, um Drucker und Monitore zu den Speyerer Schulen zu bringen. "Für eine Stadt wie Speyer ist das ideal", so Berlinghoff.

Katrin Berlinghoff (Foto: Stadtverwaltung Speyer - Katrin Berlinghoff)
Katrin Berlinghoff, die Klimasschutzmanagerin der Stadt Speyer, hat für Lastenfahrräder gesorgt.

Zwischen verschiedenen Stellen zu vermitteln, das ist für Berlinghoff eine der Hauptaufgaben einer Klimaschutzmanagerin: "So etwas wie das Paris-Abkommen hat auch für uns unmittelbare Konsequenzen. Ebenso die Entscheidungen, die auf Bundes - und Landesebene getroffen werden. Wir müssen diese Entscheidungen in den Kommunen umsetzen, das ist unser Job."

Der zweite Punkt ist die Beratung, von Workshops für die Mitarbeiter der Stadtverwaltung bis zur Telefonberatung für die Bürger. Allerdings gibt sich Berlinghoff da keinen Illusionen hin: "Ich kann nicht für alle Klimaschutz machen." Aber sie kann Anregungen geben und als Ansprechpartnerin zur Verfügung stehen.

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Aber dann, vor dem Hintergrund globaler Zusammenhänge, in der Pfalz etwas ändern wollen - ist das nicht doch am Ende ein Kampf gegen Windmühlen? Philipp Steiner aus dem Kreis Südliche Weinstraße lacht: "Nein. Es ist ein Kampf für Windmühlen!"

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