THW-Mitglieder stehen in dunkelblauen  Uniformen vor mehreren marineblauen Einsatzfahrzeugen, darunter einem Kran (Foto: THW Ortsverband Neustadt a.d.W.)

Das waren die härtesten Einsätze

Erdbeben, Flutkatastrophe oder Tsunami - 70 Jahre THW in Neustadt

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Das Technische Hilfswerk Neustadt (THW) besteht seit 70 Jahren. Die Retter können auf zahlreiche Einsätze zurückblicken - zuletzt auch auf die Flutkatastrophe im Ahrtal.

Begonnen hat alles vor genau 70 Jahren: Am 17. Juni 1953 wurde der Neustadter THW-Ortsverband gegründet. In der Anfangszeit waren die Mittel noch begrenzt, statt modernstem Gerät wie heute hatten die Mitglieder nur ein paar Schubkarren, Schaufeln und Werkzeuge zur Verfügung. Das erste THW-Fahrzeug war dann schließlich eine Vespa, von Hand blau angestrichen, erinnert sich Wolfgang Kulwicki. Der 70-Jährige ist seit 1969 beim THW in Neustadt.

Viele Einsätze bei Naturkatastrophen im Ausland

Über die Jahre war Kulwicki bei zahlreichen Naturkatastrophen im In- und Ausland dabei, zum Beispiel bei den Jahrhunderthochwassern von Elbe, Oder oder der Rhône in Südfrankreich. 2003 waren dort Teile von Arles überschwemmt und die THW-Mitarbeiter aus Neustadt pumpten damals Millionen von Kubikmetern Wasser ab.

Die französische Regierung schätzte die Arbeit des THW. Die Helfer durften deshalb später bei einer Parade auf der Pariser Prachtstraße Champs Elysées teilnehmen, sagt Kulwicki. Der damalige französische Innenminister Dominique de Villepin lud sie anschließend sogar zu einer Feier auf den Eiffelturm ein.

Dunkelblau uniformierte THW-Mitglieder fügen mit zwei Kränen die gelben Stahlträger einer Behelfsbrücke zusammen. (Foto: THW Ortsverband Neustadt a.d.W.)
Das THW Neustadt hat auch mehrere Behelfsbrücken nach der Flutkatastrophe im Ahrtal gebaut, wie hier in Dümpelfeld

Neustadter THW-Mitglieder waren zuletzt auch bei der Flutkatastrophe im Ahrtal. "Der mit Abstand größte und längste Einsatz bisher", schätzt Kulwicki. Die Pfälzer hätten dort zahlreiche Behelfsbrücken aufgebaut.

Größe Verwüstung auf der Insel Sumatra

Besonders eindrucksvoll waren auch die Einsätze nach mehreren Erdbeben, so der 70-Jährige. Etwa 1988 in Eriwan im heutigen Armenien, 2003 in Bam im Südosten des Iran und auch der Einsatz nach dem Erdbeben im Indischen Ozean 2004, das einen verheerenden Tsunami auslöste.

Den Helfern bot sich auf der indonesischen Insel Sumatra ein Bild der Verwüstung, berichtet Kulwicki. Hunderte Kilometer weit habe die Flutwelle an der Küste alles platt gemacht, darunter Gebäude oder Straßen.

Ziel beim Einsatz: allererste Not vermindern

Angesichts so einer großen Zerstörung werde man demütig. Es helfe, dass immer viel zu tun sei. Das lenke ab. "Wir sind in der Regel bei solche Aktionen dabei, die allererste Not so zu vermindern, dass das Leben zumindest erhalten bleibt." In Indonesien habe sich das THW unter anderem um die Trinkwasseraufbereitung gekümmert.

"Die Auslandsgeschichten, die laufen immer so nebenbei", so Kulwicki. In der Hauptsache sei man mit einem Ort direkt verbunden. "Je weiter man von dem entfernt ist, desto spezieller werden dann die Einsätze." Das ist bis heute so: Zu großen Katastrophen reist das THW meist von weither an.

Ein Helfer des THW Neustadt räumt mit einem Radlader rauchende Strohballen auf einem Feld beseite (Foto: THW Ortsverband Neustadt a.d.W.)
Ein Helfer des THW Neustadt räumt rauchende Strohballen beseite

So sieht der Alltag beim THW Neustadt aus

Der Alltag für die Neustadter besteht heute aus vielen kleineren Einsätzen. Hauptsächlich unterstützt das THW die Feuerwehren in Neustadt und dem angrenzenden Kreis Bad Dürkheim. Durchschnittlich einmal pro Monat rücken die Helfer aus, schätzt der THW-Ortsbeauftragte Jens Lembke. Sie stützen zum Beispiel beschädigte Gebäude ab oder fahren mit dem Radlader vor, um die Reste eines Brandes zu räumen.

Immer offen für Interessierte

Die Arbeit machen die Helfer beim THW ehrenamtlich, sagt Urgestein Kulwicki. "Wir sind sehr interessiert an Leuten, die Interesse an der Menschheit haben". Eine gewisse Lust auf Technik solle man mitbringen. Man sei für alle Berufsgruppen dankbar.

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SWR