
Gerhard Minikus arbeitet als Ermittler bei der Kriminalinspektion in Ludwigshafen. Er ist sportlich, hat ein freundliches Lächeln und wirkt zumindest beim Interview entspannt. Aber es gibt Bilder und Videos, die selbst ihn - nach mehr als 20 Jahren als Ermittler im Bereich Kinderpornografie - schocken: "Was einen immer beschäftigt, ist, wenn es um ganz kleine Kinder geht, um Säuglinge. Wenn ein Säugling getötet, schwer missbraucht oder entsetzlich entstellt wird", sagt der 57-Jährige. Er ist Vater von zwei erwachsenen Söhnen.
Deutlich mehr Fälle von Kinderpornografie bundesweit
Gerhard Minikus leitet in Ludwigshafen das Kommissariat K2 - "Gewalt gegen Frauen und Kinder, Sexualdelikte." Dazu gehört auch der Bereich Kinderpornografie. Er bestätigt: Die Fälle sind in den vergangenen Jahren sprunghaft gestiegen - und das bundesweit.
Im Jahr 2016 sind laut Statistik des Bundeskriminalamtes insgesamt 5.687 Fälle in ganz Deutschland registriert worden. Im Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es bundesweit mit 39.171 Fällen fast siebenmal so viele. Im Bereich des Polizeipräsidiums Rheinpfalz in der Vorder- und Südpfalz wurden im vergangenen Jahr 504 Kinderpornografie-Fälle gezählt. Das ist mehr als das Achtfache dessen, was zwischen 2014 und 2018 festgestellt wurde.
Neues Meldeverfahren in den USA Grund für den Anstieg
Der Hauptgrund dafür ist: In den USA müssen alle Internet-Anbieter Verdachtsfälle an die halbstaatliche Organisation "National Center for Missing and Exploited Children" (NCMEC) melden. Deshalb hätten sich seit 2018 die Fallzahlen "dramatisch erhöht", sagt Gerhard Minikus. "Mit jedem neuen Fall, den wir über NCMEC gemeldet bekommen und auswerten, kommen wir durch die Daten wieder zu weiteren Fällen." Das liegt daran, dass meist die Besitzer solcher Fotos diese untereinander austauschen.
Ludwigshafen: "AG-KIPO zentral" verfolgt Kinderporno-Täter
Damit die Ermittler die Flut der Fälle bearbeiten können, ist beim Polizeipräsidium Rheinpfalz die "AG-KIPO zentral" eingerichtet worden - mit knapp 20 Ermittlerinnen und Ermittlern. "Nur, wer stabil genug ist, den kann man hier einsetzen", sagt der Ermittler. "Gegen den Willen geht das gar nicht." Jeder und jede, die in diesem belastenden Bereich arbeitet, tue das freiwillig, so Minikus.
"Nur, wer stabil genug ist, den kann man hier einsetzen – gegen den Willen geht das gar nicht."
Ausdauersport als Ausgleich
Gerhard Minikus hat nie darüber nachgedacht, diesen belastenden Job aufzugeben, trotz tausender Bilder und Videos mit abstoßenden und abscheulichen Szenen. Ihm hilft Ausdauersport und eine natürliche Gabe: "Ich bin glücklicherweise in der Lage, die Tür hinter mir zuzumachen und alles hinter mir zu lassen. So unglaublich das klingt - wenn ich die Tür zumache, fällt alles von mir ab."