Feuchte Wiesen, Rinnsale, Hecken, Büsche und Bäume, das ist die Landschaft, durch die sich der Bach Isenach schlängelt - und zwar in einem neuen, breiteren Bett. Die Hoffnung: Bei einem neuen Hochwasser wird der Bach auch große Wassermassen zurückhalten können. Bis Ende des Monats soll dieser Teil des neuen Projektes abgeschlossen sein. Seit Frühjahr 2019 werden im Dürkheimer Bruch Hochwasserrückhaltebecken und Flutmulden gebaut und Gräben renaturiert. Zwei neue Brücken über den Bach sollen demnächst dazu kommen. Die ersten Pläne dazu gab es schon vor mehr als 30 Jahren - Anlass war ein schweres Unwetter.
Am Anfang stand ein schweres Unwetter
Ende Juli 1989, an einem Montag, prasseln Starkregen und Hagel auf zahlreiche Dörfer in der Region Bad Dürkheim. Keller laufen voll, Schlamm und Geröll überziehen Straßen. Die Obstbäume und Weinberge erleiden große Schäden. Der Schutz vor Hochwasser wird ein Thema. Aber nicht alle lassen sich dafür begeistern. Klaus Huter ist damals frisch Bürgermeister der Verbandsgemeinde Wachenheim. Der SPD-Politiker hat lange an der Ahr gewohnt – und sofort die Parallelen gesehen: "An der Ahr habe ich erlebt, wie nach der Flurbereinigung bei Starkregen ganze Weinberge abgerutscht sind. Bei dem Unwetter 1989 habe ich den Winzern gesagt: Ihr müsst das Grün im Wingert stehen lassen, das hält das Wasser, da wurde ich nur beschimpft!".
Es gibt Widerstand
Für einen effektiven Hochwasserschutz braucht man viel Fläche. Als Klaus Huter damals versucht, Grundstücke aufzukaufen, damit die Kommunen Rückhaltebecken bauen können, "wurde ich als Subventionsbetrüger beschimpft, weil ich Fördergelder dafür nutzen wollte", sagt Huter. "Viele waren dagegen – zu groß, zu teuer und bringt eh nix, hieß es." Gemacht hat er es trotzdem – obwohl viele ihre Grundstücke nicht verkaufen wollten.
Beharrlichkeit zahlt sich aus
Seit drei Jahren realisiert der größte Gewässerzweckverband in Rheinland-Pfalz, Isenach-Eckbach, das Hochwasserschutzprojekt, das eigentlich Ende der 1980er Jahre begonnen hat. Mit Fördergeldern des Landes, das das 17-Millionen-Projekt zu 80 Prozent finanziert. Warum es nach so langer Zeit doch noch was wurde? "Steter Tropfen höhlt den Stein – und irgendwann kapiert’s auch der Letzte", sagt Huter, der von sich und seinen Mitstreitern sagt, dass sie nie locker gelassen hätten. Aber selbst heute gibt es noch den einen oder anderen Widerstand.
Zuletzt im vergangenen Sommer haben starke Regenfälle wieder Orte entlang der Isenach überflutet. Da war das Projekt schon im Gange. Aber eben noch nicht fertig. Um den größtmöglichen Schutz zu bieten, muss das Bett des Baches auf der gesamten Länge durch das Dürkheimer Bruch verändert werden. Noch fehlen aber rund 300 Quadratmeter Fläche. Wieder weigern sich Eigentümer ihre Grundstücke zum gebotenen Preis zu verkaufen. Der Zweckverband will jetzt bei der zuständigen Aufsichtsbehörde beantragen, die Grundstücke zu enteignen. "Für den Enteignungsantrag bei der zuständigen Genehmigungsbehörde ist die Zustimmung der Stadt Bad Dürkheim als zukünftiger Grundstückseigentümer notwendig und angefragt. Eine Antwort wird in Kürze erwartet", teilte der Verband auf SWR-Anfrage mit.
Ein Ende in Sicht
Viele Verhandlungsrunden und mehr als 30 Jahre später können die Anwohner entlang der Isenach darauf hoffen, dass ihre Keller künftig trocken bleiben. Voraussichtlich im kommenden Frühsommer soll alles fertig sein. Für Klaus Huter, den Mann, der das Ganze angestoßen und nie aus den Augen verloren hat, eine schöne Vorstellung: "Ich bin schon stolz auf das, was wir damals angeleiert haben!