Die Gewerkschaft IG Bau spricht von einer "Asbest-Welle", die ausgelöst wird, wenn all die Häuser saniert werden müssen, in denen vor vielen Jahren Asbest verbaut wurde. Und das könne schon bald sein, denn um die Klimaschutzziele zu erreichen, müssten jetzt auch Altbauten saniert und modernisiert werden. Asbest wurde laut IG Bau vor allem in den Jahren 1950 bis 1989 verbaut. Er kann sich in allem befinden: im Putz, in der Fassadenverkleidung und in Dacheindeckungen, aber auch in Spachtelmassen und Fliesenklebern.
Allein in der Vorder- und Südpfalz sind mehrere Zehntausend Wohnhäuser in einer Zeit gebaut, als man noch nicht wusste wie gefährlich Asbest ist. In Landau betrifft das laut einer Studie, die die Gewerkschaft IG Bau in Auftrag gegeben hat, gut 53 Prozent aller Wohngebäude, insgesamt rund 5.600. Im Kreis Germersheim sind es 19.900 Häuser (55 Prozent) und im Rhein-Pfalz-Kreis sogar mehr als 26.000 (knapp 55 Prozent).
Asbest kann Krebs auslösen
Wenn Bauarbeiter oder Heimwerker in solchen Häusern jetzt Fliesen abschlagen oder Fassaden sanieren, dann wird der verbaute Asbest freigesetzt. Ohne passende Schutzkleidung oder entsprechende Geräte zum Absaugen von Baustaub besteht die Gefahr, dass die Handwerker die feinen Asbestfasern einatmen. Sie gelten als krebserregend.
Bis zu 30 Jahre könne es dauern, bis sich die gefährliche Wirkung der Fasern zeige – in Form einer Lungenkrankheit aber auch als Bauchfell- oder Kehlkopfkrebs. Laut einer Statistik der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau), starben im vergangenen Jahr 431 Menschen in der Baubranche an einer Berufskrankheit. 320 von ihnen durch Asbest.
Zum Komplett-Schutz bei Arbeiten mit Asbest-Gefahr empfehlen Bauexperten deshalb als Mindestschutz eine FFP3-Atemschutzmaske sowie Overall, Schutzbrille und Handschuhe.
Gewerkschaft fordert mehr Schutz vor Gesundheitsgefahren
Die IG Bau betont aber: Wer in einem Haus lebt, in dem Asbest verbaut wurde, muss sich zunächst keine Sorgen machen. Der Asbest wird erst gefährlich, wenn er bei Sanierungsarbeiten freigesetzt wird.
Um sich bei Bauarbeiten in einem mit Asbest belasteten Haus richtig schützen zu können, müsse aber überhaupt erst mal bekannt sein, dass Asbest verbaut wurde.
Die Gewerkschaft IG Bau fordert deshalb unter anderem einen Asbest-"Schadstoffpass", der über die Gefahren im jeweiligen Gebäude informiert. Außerdem sei wichtig, dass der Staat Asbest-Sanierungen finanziell unterstützt. Damit der Arbeitsschutz eingehalten und belastete Baustoffe ordnungsgemäß entsorgt werden.