Die Kommission drängt bei der rheinland-pfälzischen Landesregierung darauf, das Obere Mittelrheintal als Welterbe besser zu schützen. Das geht aus dem aktuellen Bericht der Kommission hervor.
Die Liste der Kritikpunkte der Welterbe-Kommission ist lang. Züge führen zu schnell durchs Mittelrheintal und seien zu laut. Deswegen will die Kommission Tempo 50 auf den Gleisen. Außerdem empfiehlt sie, das Loreley-Plateau umzubauen, weil das weiße Bühnendach den Blick störe. In Koblenz verbaue die Gondelbahn den Blick auf die Kastorkirche. Deswegen sollten Linienführung und Bodenstation verlegt werden.
UNESCO gegen Bau neuer Windräder
Außerdem schreibt die Kommission, sie habe mit Bedenken festgestellt, dass bei Boppard neue Windräder gebaut worden seien. Die Landesregierung solle rechtliche Möglichkeiten finden, um den Bau weiterer Windräder zu verhindern. Die recht scharf formulierten Hinweise der Kommission sind verbunden mit ihrer Forderung an das Land, die Kommission über alle geplanten Windkraftprojekte zu informieren.
Kritik von der Verbandsgemeinde Loreley
Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Loreley, Mike Weiland (SPD), reagierte erbost darauf, dass die UNESCO beide bislang diskutierten Varianten einer Ortsumgehung von Braubach in dem Bericht verwirft. Zwar müsse das Mittelrheintal geschützt werden, doch auch die verkehrsgeplagten Menschen in Braubach bräuchten eine Perspektive, teilte er am Donnerstag mit.
Weiland unterstützt dagegen die Forderung, dass Züge nur noch mit 50 Stundenkilometern durchs Mittelrheintal fahren sollen. Wichtig sei auch, dass es eine Alternativtrasse zu der im Mittelrheintal gebe.
Knackpunkte: Windräder und Seilbahn
Inzwischen hat auch das Land zum aktuellen Bericht Stellung bezogen. Demnach begrüßen die Beauftragte des Landes für das Welterbe Oberes Mittelrheintal, Simone Schneider (SPD), und der Zweckverband Welterbe die neuen Befunde der UNESCO und des Internationalen Rates für Denkmalpflege zum Welterbestatus des Mittelrheintals. Das teilt das Innenministerium in einer schriftlichen Stellungnahme mit. Dort heißt es weiter, dass es Einschätzungen gebe, die von der Sicht der Gutachter abweichten. Als Beispiele werden hier die Umsetzung der Energiewende genannt und der Standort der Seilbahn in Koblenz.
Talstation der Seilbahn wird regelmäßig kritisiert
Die Icomos kritisiert seit Jahren besonders die Lage der Talstation der Koblenzer Seilbahn: Dabei geht es konkret um ihre Nähe zur Sankt Kastor-Basilika. Mit der Talstation und dem Gotteshaus stehen ein moderner Funktionsbau und eine historische Kirche nebeneinander. Der Koblenzer Oberbürgermeister David Langner (SPD) äußerte gegenüber dem SWR sein Bedauern darüber, wie die Gutachter die Seilbahn einschätzten (Audio). Er will sich dafür einsetzen, dass die Seilbahn dauerhaft erhalten bleibt. Derzeit endet die Betriebserlaubnis 2026. Für Langner schließen sich Seilbahn und Welterbe jedoch nicht aus.
Eine Gruppe aus internationalen Experten hatte im vergangenen Jahr das Mittelrheintal besucht. Ihren Bericht zum Stand der Dinge im Welterbe hatten sie an die UNESCO weitergeleitet, die den Bericht nun veröffentlicht hat.