Kinder spielen Fußball auf einem Schulhof in Bad Marienberg

Kunstwerk, Boykott und Protestaktion

So protestieren die Menschen rund um Koblenz gegen die WM in Katar

Stand
Autor/in
Klara Hofmann
Foto von Autorin Klara Hofmann

Am Mittwoch bestreitet die Deutsche Nationalmannschaft ihr erstes Spiel bei der WM in Katar. Deutschlandweit gibt es Protestaktionen und Boykotte gegen die WM - so auch im Norden von Rheinland-Pfalz.

In Koblenz beteiligen sich mehrere Kneipen an der Initiative "Boykott Qatar 2022". Dazu gehören unter anderem die Spielebar Spökes, die Gaststätte Fox und die Druckluftkammer.

Auch der Club Circus Maximus zeigt in diesem Jahr keine Spiele der Fußball-WM. Inhaber Ralf Prestenbach sagte dem SWR: "Zum einen geht uns das Leid der Wanderarbeiter in Katar nahe und zum anderen möchten wir auch nicht das korrupte Vergabeverfahren unterstützen."

Mehrere Koblenzer Kneipen boykottieren Fußballweltmeisterschaft

In der Gaststätte Fox wurden in der Vergangenheit Spiele gezeigt, die abends stattfanden. In diesem Jahr soll das komplett wegfallen. "Gerade in der größten Energiekrise klimatisierte Stadien in der Wüste zu bauen für eine Nation, die überhaupt nichts mit Fußball am Hut hat, ist absolut falsch", sagt Mitarbeiter Andy Müller. Neben Klima und Energieverbrauch war laut Müller auch die Situation um die Menschenrechte in Katar für die Gaststätte entscheidend.

"One Love"-Binde: Koblenzer Verein queer-mittelrhein enttäuscht

Am Montag entschied sich die FIFA für ein Verbot der "One Love"-Armbinde. Fußballspieler, wie zum Beispiel der deutsche Kapitän Manuel Neuer, wollten damit ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz in Katar setzen.

"Offiziell ist die FIFA für Menschenrechte und Diversität, aber mit dem Verbot kehrt sie genau diese Werte unter den Tisch."

Der Koblenzer Verein queer-mittelrhein reagierte enttäuscht darauf. "Die FIFA tut sich keinen Gefallen mit der Entscheidung, die "One Love"-Binde zu verbieten. Offiziell ist die FIFA für Menschenrechte und Diversität, aber mit dem Verbot kehrt sie genau diese Werte unter den Tisch", sagt Francis Diehl aus dem Vorstand.

Gymnasium Bad Marienberg: 15.000 Pässe für Katar

Schülerinnen und Schüler am Evangelischen Gymnasium Bad Marienberg wollen mit der Aktion "15.000 Pässe für Katar" ein Zeichen für Menschenrechte setzen. Die Idee ist nach Angaben des evangelischen Dekanats Westerwald, dass für jeden Gastarbeiter, der seit der WM-Vergabe in Katar sein Leben verloren hat, mit dem Ball ein Pass gespielt wird.

Jugendliche spielen sich gegenseitig Pässe mit einem Ball zu auf einem Schulhof in Bad Marienberg.
Schülerinnen und Schüler am Evangelischen Gymnasium Bad Marienberg wollen mit der Aktion "15.000 Pässe für Katar" ein Zeichen für Menschenrechte setzen.

Die Protestaktion ist von der Evangelischen Jugend in Hessen und Nassau ins Leben gerufen worden. Fotos und Videos der 15.000 Pässe sollen anschließend in den Sozialen Medien veröffentlicht werden, um auf die Missstände in Katar aufmerksam zu machen.

Künstler aus Ediger-Eller entwirft Skulptur zur WM-Vergabe

In Ediger-Eller im Kreis Cochem-Zell hat sich der Künstler Rudolf Franzen auf seine eigene Weise zur Weltmeisterschaft in Katar geäußert: Zum Start der Fußballweltmeisterschaft präsentierte Franzen eine Kamel-Skulptur mit dem Namen "Gold stinkt nicht". Es sei "ein klein wenig Protest dazu, wie die ganze WM vergeben worden ist", sagt Franzen. "Es ist ein besonderes Kamel. Es scheißt goldene Stücke hinten raus. Irgendwo ist sie bezahlt worden, diese WM."

Über Monate hinweg habe er in seiner Freizeit am Kunstwerk gearbeitet. Jetzt hängt das besondere Kamel an der Fassade seiner Schmiede, wie viele andere seiner Werke. 

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Die WM in Katar ist wohl das umstrittenste Fußballturnier aller Zeiten - zumindest bislang. Kaum Public Viewing, viel Kritik - und der Ansturm auf Fan-Artikel ist auch mau.

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Innenminister nicht in WM-Stimmung Ebling zur WM in Katar: "Da will man irgendwie nicht so richtig dabei sein"

Normalerweise ist kurz vor Beginn einer Fußball-Weltmeisterschaft die Vorfreude unter den Fans groß. Doch wegen der Menschenrechtsverletzungen in Katar fragen sich viele: Darf ich überhaupt guten Gewissens zuschauen? Auch dem eigentlich fußballbegeisterten Innenminister Michael Ebling (SPD) ist die WM-Lust ziemlich vergangen, wie er im SWR-Interview bestätigt.

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Kritik an Fußball-Weltmeisterschaft Köster: "Zwiespältiges Gefühl" mit der WM in Katar

Die Kritik an der Fußball-WM reißt nicht ab - unter anderem vom Fußballmagazin "11Freunde". Dessen Chefredakteur Philipp Köster erzählt, wie er als Fußball-Fan mit der WM in Katar umgeht.

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