Der Kartenkörper besteht nach Unternehmensangaben zu 100 Prozent aus naturbasierten und biologisch abbaubaren Materialien wie Holz und FSC-zertifiziertem Papier. Claudius Pawliczek als der verantwortliche Bereichsleiter und Prokurist der Raiffeisendruckerei erklärt: "Wenn die Karte ihre Gültigkeit verliert, besteht die Möglichkeit, sie zu kompostieren."
Das treffe aber natürlich nicht für die technisch notwendigen Elemente wie Chip, Magnetstreifen und Antenne zu - diese müssen nach Elektroschrottgesetz entsorgt werden. Trotzdem glaubt Pawliczek daran, dass mit der Holzkarte etwas Gutes für die Umwelt getan werden kann: "Alles, was uns hilft, Plastik zu vermeiden, zahlt auf das Thema Nachhaltigkeit ein."
Tausende Tonnen Plastik könnten eingespart werden
Weltweit werden demnach jährlich rund 3,5 Milliarden Karten produziert. Dies entspreche rund 17.500 Tonnen PVC oder dem Gewicht von etwa 450 voll beladenen Lkw. Plastik, das nach Gebrauch - beziehungsweise nach Ablauf der Karten - in der Regel nicht gesammelt oder recycelt wird.

Seit vielen Jahre beschäftige sich der Kartenhersteller aus Neuwied mit dem Thema Nachhaltigkeit. Seit 2017 sind laut Pawliczek Materialen wie Bioplastik oder recyceltes Plastik im Einsatz. Mit der Holzkarte geht das Tochterunternehmen der DG Nexolution jetzt noch einen Schritt weiter. Das Holz dafür stamme aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern der EU und der Schweiz.
Jede Stelle im Baum ist anders. Und dementsprechend verhält sich auch die Karte.
Jahrelang wurde im Unternehmensverbund an der Bezahlkarte aus Ahornholz getüftelt. Projektleiter Ulf Stefan erklärt, was die Herstellung der Holzkarten so schwierig macht: "Es ist halt ein komplett anderes Material - ein Naturprodukt. Das ist wenig berechenbar. Jede Stelle im Baum ist anders. Und dementsprechend verhält sich auch die Karte."
EC-Karten aus Holz sind schon im Einsatz
Seit 2022 ist die Karte im Piloteinsatz und wurde ausgiebig getestet. Laut Unternehmensangaben ist sie genauso strapazierfähig wie eine Karte aus Plastik. Rund 60.000 dieser Karten befinden sich demnach bereits im Umlauf. Jetzt will die Raiffeisendruckerei dafür sorgen, dass bald in jedem Geldbeutel eine solche Holzkarte steckt.
Vor Kurzem hat das Unternehmen eine neue Maschine angeschafft, mit der bis zu fünf Millionen Karten pro Jahr produziert werden sollen. So sollen Unternehmen auf der ganzen Welt mit Karten aus Holz versorgt werden. Das Interesse aus der Branche ist groß, wie Pawliczek berichtet: "Das Thema Holzkarte ist hip, ist es trendy, es ist cool. Es ist halt was ganz anderes - man kann sich dadurch sehr stark abgrenzen."
Banken nutzen Holzkarten um "grüner" zu wirken
Banken, die bereits EC-Karten aus Holz anbieten, bewerben diese entsprechend. Die Produktneuheit erntet jedoch nicht nur Lob. Es gibt auch Medienberichte, in denen die Frage nach "Greenwashing" gestellt wird. Janina Schreiber aus der SWR-Umweltredaktion sagt dazu: "Wenn eine Bank auf Holz- statt auf Plastikkarten setzt, ist das an sich nicht schlecht, aber sie will damit nicht unbedingt grüner werden". Vielmehr gehe es darum, ein gewisses Kundensegment zu bedienen.
Jürgen Resch: Wie funktioniert Greenwashing?
Der Rat aus der Umweltredaktion: Wer Wert auf Nachhaltigkeit legt, sollte schauen, wie die Hausbank mit dem Thema umgeht. Und das hänge nicht am Material der ausgegebenen EC-Karte, sondern vor allem an den Anlagen: "Zu welchem Anteil wird nachhaltig investiert? Wie viel fossile Praxis wird noch unterstützt? Das sind Fragen, die man stellen muss", so Schreiber.