Bereits seit Mitte Mai liegt eine schwimmende Arbeitsplattform - ein sogenannter Ponton - in der Nähe von Oberwesel im Rhein. Dort wird ein Verfahren getestet, mit dem die Fahrrinne des Flusses tiefer gelegt werden soll. Nach Angaben des Wasser- und Schifffahrtsamtes fräst ein Bagger dafür vom Ponton aus Schiefergestein von der Flusssohle ab.
Präzise, schonend und erschütterungsarm
Dieses Verfahren soll nach Angaben des zuständigen Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Rhein in Duisburg den Fels unter Wasser präzise, schonend und erschütterungsarm abtragen. Seine spezielle Fräse ist mit einer Haube bedeckt. So könne das abgefräste Felsmaterial wie mit einem Staubsauger auf die Plattform gefördert werden. Es soll nicht in der Fluss-Sohle verbleiben, da es durch die Strömung an einer anderen Stelle liegen bleiben und die Schifffahrt stören könnte.
Probe-Fräsen läuft bis in den Juli
Insgesamt werden etwa 5.000 Quadratmeter Flusssohle bearbeitet. Für die Arbeiten sind sechs bis acht Wochen vorgesehen, so das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt. Ziel sei es, das spezielle Verfahren zu erproben und gegebenfalls noch zu optimieren. Die Hauptfahrrinne soll auch während der Arbeiten weiter uneingeschränkt nutzbar sein. Die Bundesanstalten für Gewässerkunde und Wasserbau begleiten die Arbeiten und messen die Erschütterungen und den Schall.
Fahrrinnenvertiefung ist eine Reaktion auf den Klimawandel
Geplant ist, dass die Fahrrinne des Rheins an sechs Engstellen zwischen Wiesbaden und St. Goar vertieft wird – und zwar von derzeit garantierten 1,90 Meter auf 2,10 Meter. Angesichts des Klimawandels soll es Frachtschiffen dann auch bei Niedrigwasser ermöglichen, mehr Güter zu transportieren. In den letzten Jahren war die Güterschifffahrt häufig gezwungen, weniger Fracht zu laden, weil die Schiffe sonst zu viel Tiefgang gehabt und sich festgefahren hätten.
Negativrekord am Mittelrhein war 2018
Im Rekord-Trockenjahr 2018 führte der Rhein zum Beispiel an 150 Tagen Niedrigwasser. Der Rheinpegel in Kaub im Mittelrheintal war damals im Oktober auf einen neuen Tiefststand von 25 Zentimetern gesunken. Das sind zehn Zentimeter weniger als beim Rekordtief von 2003. Das hatte bei den Rheinschiffern zu Einbußen von mehr als 20 Prozent geführt. Auch die Fähre in Kaub hatte ihren Betrieb einstellen müssen.