Die Medizin-Studentin Annam Tahir aus Koblenz ist auf einmal um 20.000 Euro reicher: "Ich kann es immer noch nicht realisieren. Ich glaube es wahrscheinlich erst wirklich, wenn das Geld auf unserem Konto ist", sagt Tahir gegenüber dem SWR.
Sie hatte erst kurz vor Ende der Bewerbungsphase von der Aktion der Stiftung erfahren und sich spontan angemeldet. Wirklich für wahr gehalten hatte sie es aber nicht. "Heute morgen klingelte dann mein Handy und es hieß, ich hätte gewonnen."
Geld hilft der Familie sehr
Annam Tahir sagt, das unerwartete Geld würde ihr und ihrer Familie sehr helfen. Sie hat einen Mann und einen siebenjährigen Sohn. Zum Studium pendelt sie nach Mainz. Sie überlegen jetzt, das Geld in einen Bausparvertrag anzulegen, damit sie es später als Anzahlung für ein Haus oder eine Wohnung nutzen können.
Zur Auslosung des Grunderbes am Mittwochabend war Tahir nicht gekommen. Das war aber auch nicht Bedingung. Sie wurde am Ende aus allen Bewerberinnen und Bewerbern ausgelost.
In den vergangenen Wochen konnten sich 30-Jährige aus Koblenz für das Grunderbe bewerben. Insgesamt 58 Bewerbungen waren bis zum Stichtag eingegangen. Nach Angaben der Stiftung waren das etwa vier Prozent der 30-Jährigen in Koblenz.
Zuvor waren die Orte ausgewählt worden
Zuvor hatte sich die Stiftung "Ein Erbe für jeden" per Los unter allen Landkreisen, kreisfreien Städten und Stadtbezirken der Stadtstaaten für die Auszahlung von drei Grunderbschaften entschieden: in Koblenz, im Landkreis Gütersloh und im Bezirk Hamburg Nord.
Die Bedingungen für das Grunderbe: 30-Jahre alt sein, in Koblenz wohnen und die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Das sogenannte Grunderbe versteht sich als Einmalzahlung an eine junge Person, die wenig Chancen hat, selbst zu erben.
Die Idee der Stiftung: Jeder Mensch in Deutschland bekommt ein Grunderbe
Die Stiftung verfolgt damit ein politisches Ziel: Sie möchte, dass über die Idee des Grunderbes gesprochen wird. Ihre Forderung an die Politik: Sie soll die Erbschaftssteuer erhöhen und damit jedem Menschen aus einem bestimmten Jahrgang das Grunderbe von 20.000 Euro auszahlen. Nach den Berechnungen der Stiftung müsste dafür weniger als fünf Prozent der jährlichen Erbsumme verwendet werden.
Vermögensverteilung ist aus Sicht der Stiftung in Deutschland ungerecht
"Die Politik muss etwas gegen die Vermögensungleichheit unternehmen", sagt Sebastian Prüm von der Stiftung dem SWR. Einnahmen entstünden immer mehr durch Kapital, nicht durch Arbeit. "Deswegen müssen wir jeden Menschen ein wenig mit Kapital ausstatten."
Das macht die Stiftung nun beispielhaft. Das Geld dafür kommt von einem Biogas-Unternehmer aus Oberfranken, einem Bekannten der Familie Prüm.